Lemgo. Es ist ein noch nie da gewesener Jahresrückblick der Extraklasse. Einer, wie ihn sich Atze Schröder schon immer mal gewünscht hat, und dann auch noch in Lemgo. Warum in Lemgo? „Weil ihr hier nicht so doof seid“, schmeichelt Atze Schröder dem großen Publikum in der Phoenix Contact Arena. Von Kim Jong-Un’s Frisur über den Airfryer-Hype bis zu Friedrich Merz’ kleiner „Haarinsel“: Atze Schröder, Paul Panzer und Micky Beisenherz haben bei ihrem Jahresrückblick „Das Beste kommt zum Schluss“ am Dienstagabend kein Thema des zurückliegenden Jahres unangetastet gelassen – dem Publikum hat’s gefallen! Die drei Comedy-Schwergewichte sind bekannt für ihre punktgenauen Beobachtungen und ihr einzigartiges Comedy-Timing, und zwar auch schon jeder für sich. In Kombination haben sie ihren Gästen mit der gewohnt scharfsinnigen und ironischen Zerlegung der Ereignisse der vergangenen zwölf Monate ein wahres Comedy-Feuerwerk geboten. Gut gefüllt war die Phoenix Contact Arena sogar am Dienstagabend – einem Wochentag. Die übrig gebliebenen Plätze hatten die Veranstalter im Vorfeld an Lemgoer Polizei- und Rettungskräfte und an die Mitarbeiter des Klinikums verschenkt, als vorzeitige Weihnachtsüberraschung. Panzer verliert Koffer Wer Atze Schröder mag, mag auch Micky (Michael) Beisenherz, denn schließlich schrieb er jahrelang Gags für den Ruhrpott-Comedian. Und wo Atze Schröder auf der Bildfläche erscheint, ist meist auch Paul Panzer nicht weit, der an diesem Abend rein optisch geradezu farblos wirkte. „Ich habe meinen Koffer am Flughafen verloren, da war mein Outfit drin“, erklärte er sich. Er sei an diesem Abend mit dem Mofa angereist – seine Frisur passte zumindest zur Geschichte. Apropos Frisur, wofür lässt Friedrich Merz eigentlich seine kleine Haarinsel stehen? Eine gute Frage, der die drei nur zu gern mit viel Fantasie auf den Grund gingen. Eine abschließende Antwort fanden sie zwar nicht, aber Möglichkeit sei: „Sie soll wahrscheinlich böse wirken, wenn er den Kopf nach vorne neigt, wie bei einem Tiger mit der Fellzeichnung auf der Stirn.“ Die drei hatten einen Riesenspaß beim Mutmaßen. Locker aus der Hüfte Nach dem Prinzip frei Philosophieren verlief der Abend weiter. Atze Schröder hatte einen in Monaten aufgeteilten Jahresrückblick parat, der die bedeutendsten Ereignisse umfasste. Immer wieder setzte er zu den Themen an und immer wieder verselbstständigten sich die Gespräche der drei. Und genau das gefiel den Zuschauern, denn die Sprüche locker aus der Hüfte zu schießen, kam bei ihnen immer noch am besten an. „Ich lasse fast alles weg, weil wir uns so nett unterhalten, und dem Publikum gefällt’s“, fasste auch Atze sein Vorgehen zusammen. Bei Paul Panzer gäbe es in diesem Jahr eigentlich nichts Neues, sagte er. „Manchmal ist man ja froh, wenn nichts Neues dazukommt.“ Ganz anders sah es aber bei den Geschehnissen in der Welt aus. Das Lieblingsziel von Micky Beisenherz, Donald Trump, bekam es an diesem Abend besonders dicke. Im Herzen sei er immer noch Realitystar, für den mindestens einmal pro Woche irgendetwas passieren müsse. „Selbst die Europäer wollen jetzt, dass er ihre Länder regiert. Zum Glück findet er sie auf der Karte nicht“, stichelte Beisenherz. Dschungelcamp ist Schwarzwaldklinik des Reality-TV Aber auch die abgewählte Bundesregierung bekam ihr Fett weg. Was ist eigentlich aus denen geworden?, fragten sich die drei. „Robert Habeck steht jetzt auf der Bühne und redet, Christian Lindner ist Gebrauchtwagenhändler und Olaf Scholz sitzt im Bundestag in der letzten Reihe. Dort fällt er genauso wenig auf wie vorne am Rednerpult“, sagte Beisenherz. Auch die anstehende Dschungelcamp-Staffel im Januar war Thema der Gesprächsrunde, denn Beisenherz ist seit rund 20 Jahren Autor Teil der Sendung. „Nationalelf der Bematschten“, nannte der 48-Jährige die Teilnehmer mehr oder weniger liebevoll. Angesichts der zahlreichen anderen Reality-Formate, in denen Entgleisungen der Teilnehmer schon zur Selbstverständlichkeit geworden seien, sei das Dschungelcamp inzwischen zur Schwarzwaldklink des Reality-TV geworden, meinte er. „Da werden noch richtige Gespräche geführt.“ Umfassend informiert und vor allem amüsiert ging es für die Gäste nach rund zwei Stunden Rückblick wieder nach Hause. Und in einem Punkt waren sich wohl alle einig: Solch einen Besuch im Dezember könnte es ruhig jedes Jahr geben.