Lemgo. Berna Nangobya kam 2019 mit einem Traum nach Deutschland: Frauen in ihrem Heimatland zu helfen. In ihrem Heimatdorf Kawule in Uganda seien junge Frauen nicht fähig, Verantwortung für sich oder ihre Kinder zu übernehmen. Auch würden sie nicht über Sex und Verhütung aufgeklärt: „Wenn sie mit anderen Männern schlafen und krank werden, werden sie von ihrer Familie ausgestoßen.“ Mit ihrem Verein „FemPower Uganda“ möchte sie junge Frauen dabei unterstützen, selbstbewusst für ihr Leben einzustehen. Auch ihre Vergangenheit war von Machtlosigkeit und Verlusten geprägt: Ihre Oma sei an Sepsis gestorben, ihre Mutter habe Diabetes. Eine ihrer Freundinnen sei vergewaltigt worden und in Folge an HIV gestorben. Doch das sind nur einige der Gründe, warum sie den Verein „FemPower Uganda“ mit Beratungsstelle aufbauen wolle. Doch dafür braucht sie Geld, das sie sich mühsam erarbeitet: Sie lernte innerhalb von sechs Jahren die deutsche Sprache, machte ein freiwilliges, soziales Jahr (FSJ) bei der Stiftung Eben-Ezer und absolvierte eine Ausbildung zur Pflegekraft bei der Freien Altenhilfe. Ihre Ausbildung hat sie 2023 abgeschlossen und arbeitet heute im Altenzentrum am Schloss in Brake. Ein Traum wird Realität Während ihrer Zeit in Deutschland ist Berna Nangobya zu Petra Sundermann gezogen. Sie ist selbstständige Sozialarbeiterin und begleitet Senioren. Für Bernas Wunschprojekt hat sie 300 Euro gesammelt und gespendet. „Als Kind habe ich viel durchgemacht und in meiner Umgebung ist viel passiert“, erklärt Berna Nangobya von ihrer Vergangenheit. Denn schon damals habe sie Mädchen gekannt, die bereits mit 15 oder 16 Jahren Mutter wurden. Mit ihrem Verein wolle sie helfen, dass Mütter lernen, Verantwortung zu übernehmen – nicht nur für sich, sondern auch für ihre Kinder. „Wenn die Eltern Informationen haben, und bereit sind, sich zu verändern, dann kann man auch gleichzeitig das Leben der Kinder verändern.“ Denn, was die Kinder zu Hause lernen und sehen, das würden sie später selber machen. „Kochen und gebären“ Sie erzählt, dass Männer in Uganda teilweise drei Freundinnen hätten oder sich plötzlich von der Familie trennen: „Dann ist niemand mehr da, der sich kümmert.“ Bei ihrem Projekt gehe es darum, den Frauen zu helfen, selbstständig werden. Dazu gehöre auch, auf seine Kinder aufzupassen, wenn der Mann nicht mehr da sei. „Wir wollen sie dazu ermutigen, dass es möglich ist, etwas aus sich zu machen“, sagt sie. Einigen Frauen sei es egal, was aus ihnen werde: „Doch das ist nicht egal, wenn man Kinder hat.“ Die Folge sei, dass Kinder leiden und die Frauen perspektivlos seien. „Es macht mich so traurig, dass manche Mütter kein Verantwortungsbewusstsein für sich selbst und ihre Kinder haben.“ Aber Kochen und Gebären, das sei eben ihr normaler Alltag. Sie wolle mit ihrem Verein die Fähigkeit von Frauen stärken, für sich und ihre Rechte einzustehen. „Die Eltern haben immer die Oberhand und als Mädchen hast du nichts zu sagen.“ Mit schwerwiegenden Folgen: Wenn Familien kein Geld mehr hätten, dann könnten die Mädchen nicht mehr zur Schule und würden schon als Kinder verheiratet. Aufklärung fehlt Manche Frauen werden auch von ihren Männern verprügelt, andere wiederum werden schwanger, fliegen aus dem Haus oder landen in der Prostitution: „Wenn die schwanger sind, wissen die nicht, was sie machen sollen, weil sie keine Informationen darüber haben.“ Zunächst wolle sie im Haus ihrer Eltern starten, weil die noch drei Zimmer hätten, in denen sie sich mit den Frauen unterhalten könnten. Der Fokus liege dabei vor allem auf Verhütung, Geschlechtskrankheiten zu vermeiden und sexueller Autonomie. Vor allem aber, junge Frauen und Mütter zu unterstützen, wenn diese schwanger seien. Ihre an HIV verstorbene Freundin habe sie stark dabei geprägt: „Sie wurde vergewaltigt, ignoriert und diskriminiert – keiner wollte mehr mit ihr zu tun haben.“ Manche Frauen würden sich schämen, wenn sie krank seien. Und: „Ich kann den Leuten erklären, dass sie Prostitution nicht als Werkzeug nutzen müssen, sondern andere Möglichkeiten haben.“ Die Frauen müssten einfach wissen, dass sie nicht gezwungen seien, Sex zu haben und abstinent sein können: „Das müssen sie im Kopf haben.“ Petra Sundermann sei für Berna Nangobya eine große Hilfe, weil sie sich um den bürokratischen Teil kümmert. „Alles musste zuerst zum Finanzamt, danach zum Notar, dann über das Gericht und wieder zum Finanzamt“, erklärt Sundermann. Nach drei Monaten wurde der Verein nun eingetragen und hat eine Steuernummer. Die Mailadresse sei eingerichtet und ein Konto und Homepage folgen.