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Schau-Essen im Museum wird zu einem prächtigen Erlebnis

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Zur Freude der Zuschauer im Hintergrund gestaltete die Theatergruppe "notabene" mit freien Mitarbeitern des Museums ein lebendiges Bild des 16. Jahrhunderts. - © Foto: Sartor
Zur Freude der Zuschauer im Hintergrund gestaltete die Theatergruppe "notabene" mit freien Mitarbeitern des Museums ein lebendiges Bild des 16. Jahrhunderts. (© Foto: Sartor)

Lemgo-Brake (uta). "Das Auge isst mit", behauptet der Volksmund. Beim Schauessen am Sonntag im Weserrenaissance-Museum Brake galt dies umso mehr - ging es hier doch hauptsächlich um die Optik und weniger um historische Küchenkunst.

Die Theatergruppe "notabene" gestaltete mit freien Mitarbeitern des Museums ein lebendiges Bild des 16. Jahrhunderts und vermittelte den Zuschauern eine farbenprächtige Vorstellung damaliger Sitten. Und das gleich in zwei Durchgängen, da die zahlreichen Gäste in zwei Gruppen aufgeteilt werden mussten.

Angelehnt an ein Gemälde, das im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake hängt, wurde die Tafel im Schlossgewölbe hergerichtet. Ausgestattet mit den prächtigen Gewändern aus dem Museumsfundus gaben die Mitarbeiterinnen dabei eine spanische Gesandtschaft, die am Hof des lippischen Fürsten zu Gast war.

Dass dabei niemand satt wurde, war nicht den musealen Rahmenbedingungen geschuldet, sondern ein historischer Fakt: die prächtigen Festmahle, sogenannte Schauessen, wurden tatsächlich nur für Publikum abgehalten; die Teilnehmer aßen selbst nichts. Lediglich der Herrscher, vielleicht noch seine Gemahlin, langten bei den Speisen zu - doch auch das nur, um ihre Macht und ihre Herrlichkeit zur Schau zu stellen.

Erst wenn damals die geladenen Zuschauer gegangen waren, kamen die Teilnehmer zu ihrem Recht, und es wurden neue Speisen aufgetragen. Das Besteck brachten sich die Gäste selbst mit, auch die damals noch modernen Gabeln wurden verwendet - wenn auch nicht unbedingt zum Essen, sondern "um die lästigen Läuse auf dem Kopf aufzuscheuchen", wie der Erzähler von "notabene" die sich schüttelnden Besucher wissen ließ.

Überhaupt waren die Tischsitten vor rund 400 Jahren doch etwas anders, als es heute in feineren Kreisen üblich ist. Da sei zur allgemeinen Belustigung schon mal ein erkaltetes Spanferkel mit lebendigen Aalen befüllt worden, die sich dann nach dem Auftragen durch die verschiedenen Öffnungen des Bratens Freiheit verschafft hätten.

Das wurde glücklicherweise nicht in Realität nachgestellt - aber auch ohne echte Fische war das Schauessen ein wunderbares Spektakel, das Geschichte unterhaltsam vermittelte. Zugleich wurde erneut die Qualität des museumspädagogischen Konzepts unter Beweis gestellt.

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