Lemgo-Brake. Wenn Adolf Schulze fernsehen will, setzt er sich auf den Hometrainer und strampelt. Und das ist nicht die einzige Kuriosität aus der Erfinderwerkstatt des Brakers.
Im Garten der Familie Schulze steht ein riesiges Windrad, das Dach des Hauses ist mit Sonnenkollektoren bedeckt, der Solar-Fuhrpark besteht aus zahlreichen Bobby-Car-Variationen. Der Swimmingpool wird mittels eines Mikrowellen-Temperaturreglers und einer ausrangierten Pkw-Umlaufpumpe auf angenehme Temperaturen erwärmt. Dieser Haushalt ist anders - hier wohnt der Erfinder Adolf Schulze mit Ehefrau Petra Schulze-Zimmermann und den Kindern Alexander, Stefanie und Manuel.
Dass der Alltag dieser Familie kein gewöhnlicher ist, zeigt sich auch im Inneren des Hauses: Zur Stromgewinnung wird größtenteils Solarenergie genutzt. Setzt man sich auf den Hometrainer, bekommen Radio, Fernseher und andere Stromfresser neue Energie durch Muskelkraft. Schulze: "Es ist doch genügend Energie vorhanden, wir müssen sie nur nutzen."
Seinen Kindern baute der gelernte Maschinenbaumechaniker einst Benzinmotoren an die Bobby Cars. An diesem hörbaren Luxus der Kinder störten sich allerdings kurz darauf einige Nachbarn. Kein Problem für Tüftler "Addy", der die Sonnenenergie nutzte und so für geräuschlosen Antrieb sorgte.
Zu den genialen Ideen ist der Braker Erfinder nach eigenen Angaben über Umwege gekommen. Die Bielefelder Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft (WEGE) hatte vor einigen Jahren den Schülerwettbewerb "Bobby Car Solar Cup" ins Leben gerufen. Schüler sollten, so Schulze, mit einem Photovoltaik-Bausatz ein Bobby Car zu einem Solarflitzer umbauen. Die beauftragte Firma scheiterte allerdings bei der Herstellung der Bausätze. Am Ende lag der Auftrag bei Schulze in der Werkstatt.
In nur zwei Wochen erstellte er den Prototyp. Wie es sich für einen Erfinder gehört mit Eintrag beim Patentamt. Die Rennen wurden ein voller Erfolg, und seither fährt Schulze mit seinen Bobby Cars durchs Land. Er stellt die Bausätze zusammen, die "WEGE" kümmert sich um den Rest.
Der Fuhrpark von Adolf Schulze besteht aus vielen umgebauten Boliden. Manche dieser Rennmaschinen fahren bis zu 30 Stundenkilometer. Aber das ist noch nicht alles in diesem Wunderland. Um den Schulkindern, die er besucht, die Kraft der Energie vor Augen zu führen hat sich "Addy" etwas Neues einfallen lassen. Er hat ein Gerät namens "Solar versus Man-Power" entwickelt, das Tauziehen gegen die Sonne möglich macht. Kollektoren sammeln die Sonnenenergie und setzen ein Seil mittels einer Kurbel in Bewegung. Am anderen Ende des Seils stehen zumeist die Verlierer. Nicht einfach, gegen die Kraft der Sonne anzukommen... "Ich will die Kinder für Technik und im besonderen für erneuerbare Energien begeistern", sagt der Freiberufler.
Dem gebürtigen Venezolaner liegt der Pioniergeist im Blut. Sein Vater Rudolf, der 1952 nach Südamerika auswanderte, erfand ein Sesamschneidewerk, das die Ernte der Pflanze vereinfachte. Das Patent liegt vor. So verwundert es nicht, dass "Addy" bereits mit neun Jahren sein erstes Windrad baute, um damit Tomaten zu bewässern. 1984 kam Schulze dann nach Deutschland. In Lippe fand er sein Glück und auch genügend Sonne für seine kreativen Ideen.Erfinder macht Tauziehen gegen die Sonne möglich