Wie Hoffnungslose in Leopoldshöhe wieder Hoffnung finden

Oerlinghausen / Leopoldshöhe . Im Grunde hat es ganz harmlos begonnen. Die Freunde zogen ihn mit, die Neugier siegte. Die Schulden häuften sich, die Wohnung verwahrloste, die Beziehung zur Familie und der Freundin ging in die Brüche. Lebensgeschichten wie diese sind in der Wohngemeinschaft des Vereins &bdquo;Zeso Life“ vergleichsweise harmlos. Aufgefangen werden dort insbesondere Menschen, die durch Lebenskrisen, Suchtprobleme oder Kriminalität ihr Leben nicht mehr alleine bewältigen können.

Der Grundsatz, nach dem in der diakonisch-seelsorgerlich ausgerichteten Gemeinschaft gehandelt wird, lautet: &bdquo;Therapie statt Strafe.“ &bdquo;Wir sind davon überzeugt, dass Veränderung und ein Neustart möglich sind“, betont Eduard Henschel, der vor vier Jahren die Gesamtleitung übernommen hat. Neben dem Standort auf der Grenze zwischen Oerlinghausen und Leopoldshöhe gibt es zwei weitere Wohngemeinschaften in Blomberg und Bad Eilsen. Wie in einer Großfamilie gilt dort das Prinzip des gemeinsamen Lebens statt des Ableistens von Stunden, die das Gericht verhängt hat.

Verlust aller Brücken &bdquo;Viele haben die Hoffnung verloren, wir versuchen, Hoffnung zu geben“, bringt Eduard Henschel das Grundprinzip auf den Punkt. &bdquo;Manche kommen aus einer harten Vergangenheit“, erzählen Thomas Fain und Gabriel Schmid, die die örtliche Wohngemeinschaft derzeit leiten. Beide können sich in die Bewohner hineinversetzen, denn sie haben selbst Therapieprogramme durchlaufen.

Thomas Fain kam vor vier Jahren in die WG. Der gelernte Medientechnologe brachte eine Drogenvergangenheit mit allen Konsequenzen mit. &bdquo;Gott hatte bis dahin keine Rolle in meinem Leben gespielt“, erzählt er. Das habe sich geändert. Er weiß: &bdquo;Oft wird erst nach Hilfe gefragt, wenn alles kaputt ist.“ Der Prozess des Wiederaufbaus dauere seine Zeit. &bdquo;Bis wieder ein stabiles Fundament da ist, dauert es mindestens ein Jahr, oft länger.“

Gabriel Schmid berichtet von einer Lebenskrise während der Coronazeit. In der WG ist der Systemadministrator zur Ruhe gekommen, hat die Dinge sortiert und die Beziehung zur Familie wiederhergestellt. Bewohner Alexander Braun ist zwar ohne Vater, aber behütet aufgewachsen, dennoch ist er irgendwann auf die schiefe Bahn geraten. Verwandte vermittelten ihm den Kontakt zu &bdquo;Zeso Life“. &bdquo;Beim ersten Kontakt habe ich gedacht, was sind das für komische Leute, die beten den ganzen Tag.“ Beim zweiten Mal blieb er aus voller Überzeugung, arbeitete im Garten- und Landschaftsbau und hat mittlerweile geheiratet.

Kooperation mit der Gemeinde Ob Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit, Straftäter oder Zockersucht, &bdquo;wir machen keine Unterschiede“, hebt Eduard Henschel hervor, &bdquo;wir wollen stattdessen an die Wurzel der Probleme.“ Bereits im Februar 1988 ist der Verein &bdquo;Gefährdetenhilfe“ gegründet worden, der sich mittlerweile in &bdquo;Zeso Life“ umbenannt hat. Getragen werden die Lebensgemeinschaften von Christen aus verschiedenen Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften. Zeso Life kooperiert mit der Evangeliums-Christengemeinde Kachtenhausen.

Unterstützung gibt es auch von der Helpuper &bdquo;Kirche am Bahnhof“ und der Mennoniten-Brüdergemeinde Oerlinghausen. Die Arbeit von &bdquo;Zeso Life“ wird durch Spenden von Privatpersonen, christlichen Kirchen und Unternehmen getragen. Das Finanzierungskonzept beinhaltet darüber hinaus Einnahmen aus dem Zweckbetrieb sowie Eigenbeiträge der Bewohner. Der Begriff Zeso setzt sich zusammen aus dem griechischen &bdquo;Zeteo“ (suchen) und &bdquo;Sozo“ (retten).

Im Gegensatz zu den üblichen Verfahren, in denen der Prozess der Kostenzusagen, etwa von Krankenkassen, in der Regel lange dauere, &bdquo;können wir spontan, schnell und unbürokratisch helfen, denn wir sind spendenfinanziert“, erläutert Eduard Henschel. Spenden seien aber nicht die einzige Säule, denn für die Bewohner gehört Arbeiten zum Tagesablauf. Der ist auch ansonsten strukturiert.

Frühstücken, Andacht, Arbeitstrainingsprogramm. Fleiß und Pünktlichkeit lernen die Bewohner. Die meisten sind in der Objektpflege tätig, schneiden Hecken, pflegen Rasenflächen. Kochen und Spieleabende, auch sie gehören in der WG dazu. Ebenso wie Seminare, in denen die Probleme thematisiert und Lösungsansätze erarbeitet werden.

Den ersten Schritt muss man selbst gehen Derzeit leben neben den Mitarbeitern acht Männer der WG. Um den Neustart in der Zeso-Life-Gemeinschaft zu schaffen, sind zwei Dinge Voraussetzung: Die hilfesuchende Person muss den Schritt selbst gehen, zudem ist Hilfe von außen nötig. &bdquo;Genau die bieten wir“, betont Eduard Henschel.

Wer schon länger da ist, sich gut integriert hat, lebt in einer Selbstständigen-WG und arbeitet außerhalb, aber im geschützten Rahmen. &bdquo;Lernen durch ein positives Vorbild“, verdeutlicht Eduard Henschen, sei das Ziel.

Der Standort auf der Grenze von Leopoldshöhe und Oerlinghausen besteht seit dem Jahr 2005. Weil der Bedarf groß ist, wird neben dem bestehenden aktuell ein weiteres rund 180 Quadratmeter großes Gebäude gebaut, das 15 bis 20 Personen Platz bieten soll. Vieles wird in Eigenleistung erstellt, der Bau ist spendenfinanziert. Das Fundament und die Kellerwände sind bereits gegossen worden. Langfristig ist vom Verein Zeso-Life auch die Einrichtung einer Frauen-WG geplant.

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