Der Asemisser Hinnaksteich verschwindet

Leopoldshöhe-Asemissen . Vor über 100 Jahren angelegt, war der Hinnaksteich im Naherholungsgebiet Krähenholz ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, Jogger und Radfahrer. Im November vergangenen Jahres beschlossen Vertreter der Verwaltung, der Ratsfraktionen sowie der Unteren Wasser- und Naturschutzbehörde den Rückbau des Gewässers. Nun wurde das Wasser abgelassen – sehr zum Unmut vieler Bürgerinnen und Bürger, die sich um die dort lebenden Amphibien und Fische sorgen.

Warum wird der Teich zurückgebaut? Lange Zeit wurde über die Zukunft des Hinnaksteichs im Ortsteil Asemissen diskutiert. Das Gewässer war kein natürlich entstandener Teich, sondern wurde durch das Aufstauen des Pansbachs künstlich angelegt. In den Sommermonaten führte der Bach jedoch nur wenig Wasser – eine dauerhafte Wasserversorgung war somit nicht gewährleistet. Hinzu kam der Laubeintrag der umliegenden Bäume, der über die Jahre zu einer zunehmenden Verschlammung des Teichs führte.

Bereits im vergangenen Jahr stellte die Gemeinde fest, dass ein Übermaß an Nährstoffen im Wasser zu verstärktem Algenwachstum geführt hatte. In der Folge kam es zur weiteren Verschlammung, wodurch Faulgase sowie teilweise giftige Abbauprodukte wie Schwefelwasserstoff freigesetzt wurden. Da das Staurecht Mitte 2026 ausläuft und sich auch die Grundstückseigentümerin für einen Rückbau aussprach, entschieden die Fachbehörden eine naturnahe Umgestaltung des Bachlaufs.

Was wurde bisher unternommen? Laut Rainer Loer von der Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität der Gemeinde Leopoldshöhe, zuständig für das Projekt, begann der Rückbau mit dem Ablassen des Wassers am Donnerstag, 12. Juni. Ursprünglich war dies für das Frühjahr geplant, wurde jedoch auf Anraten des NABU verschoben, um die Laichzeit abzuwarten, so Loer.

Viele Bürgerinnen und Bürger zeigten sich in den vergangenen Tagen besorgt über das nahezu trockengefallene Gewässer und fragten, was mit den Tieren geschehen sei.

Wo sind die Fische? Ann-Kristin Beinhorn von der Wasserschildkrötenarche Bielefeld begleitet in Abstimmung mit dem Veterinäramt, Umweltamt und dem Naturschutzbund (NABU) die laufenden Maßnahmen rund um die Entwässerung des Teiches und informiert über deren Auswirkungen auf die Tierwelt. &bdquo;Ich habe gemerkt, wie sehr die Fische den Bürgerinnen und Bürgern am Herzen liegen.“ Um Passanten zu beruhigen, brachte sie am Geländer ein Hinweisschild an: &bdquo;Keine Sorge. Um die Fische wird sich bereits gekümmert.“

Ein Starkregen in den vergangenen Tagen löste eine Flutwelle aus, die zahlreiche Fische aus dem Teich spülte. &bdquo;Möglicherweise sogar bis zur Wesermündung bei Bremerhaven“, sagt die Naturschützerin im Gespräch mit der NW.

Wahrscheinlicher sei jedoch, dass einige Tiere in der Nähe von Bechterdissen im Döldisser Bruch gelandet seien. &bdquo;Dort bildet die Windwehe, in die der Pansbach mündet, einen Teich“, erklärt Beinhorn. Nach Einschätzung von Beinhorn und Loer dürften sich daher nur noch wenige Fische im Hinnaksteich befinden. Um verbliebene Fische retten zu können, wurde vergangenen Dienstag an der Staumauer eine Mulde ausgehoben. Dort halten sich nun Karpfen und Rotfedern auf, die in andere Gewässer umgesetzt werden sollen. Eine vollständige Rettung sei aber nicht möglich – manche Tiere hätten sich bereits tief im Schlamm vergraben. &bdquo;Da freuen sich Fuchs, Marder oder Waschbär“, sagt Beinhorn.

Wann die verbliebenen Fische abgefischt werden können, sei noch unklar – dies hänge sowohl vom Wetter als auch von geplanten Baumaßnahmen wie dem Bau einer Unterführung für den künftigen Bachlauf ab.

Was passiert mit den Amphibien? Der Hinnaksteich beheimatet zudem zahlreiche Amphibien wie Libellen, Frösche oder Molche. Im Hinblick auf diese Lebewesen kann Beinhorn Entwarnung geben. Viele Amphibien verlassen den Teich eigenständig – vor allem nachts und bei feuchtem Wetter. In der Umgebung befinden sich laut Beinhorn zwei weitere Teiche, zu denen die Tiere wandern können, oder sie folgen dem Bachlauf des Pansbachs.

&bdquo;Die meisten Amphibienarten kehren gezielt zu dem Gewässer zurück, in dem sie einst geschlüpft sind“, sagt Beinhorn. Daher werde aktuell an einer geeigneten Lösung für die künftigen Wanderbewegungen im Frühjahr gearbeitet.

Ausdrücklicher Appell Beinhorn warnt eindringlich vor privaten Rettungsaktionen am Hinnaksteich. Der bis zu 1,5 Meter tiefe Schlamm könne bei Bewegung gefährliche Faulgase freisetzen, was im schlimmsten Fall zu Bewusstlosigkeit führen könne. Auch die Behörden raten dringend davon ab. Die Rettung der Tiere sollte ausschließlich Fachleuten überlassen werden.

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