Wasserbüffel haben sich in Müssen bestens eingelebt

Lage-Müssen. Wer Dirk Grote zuhört, der merkt sofort, wie viel Spaß er an seiner Arbeit im Beweidungsprojekt &bdquo;Schieregge“ hat und wie viel Know-how er mitbringt. Grote ist Landschaftspfleger beim Kreis Lippe und auch in der Wistinghauser Senne in Oerlinghausen aktiv. Seit gut zwei Jahren gibt es das Projekt rund um die ehemaligen Abgrabungsteiche der Firma Ahle . Für Besucherinnen und Besucher ist das Gelände zwar abgesperrt, wer Glück hat, kann die Tiere aber bei einem Spaziergang um das Gelände herum entdecken. Die LZ nimmt Grote allerdings ganz nah mit ran. Sehr zur Freude der vier Wasserbüffel , die sofort auf Körperkontakt und Streicheleinheiten aus sind.

Elos, Mariela, Rosalinda und Alfonso leben hier auf gut 15 Hektar und mit drei großen Teichen. Die Tiere wurden in Oerlinghausen geboren und jeweils mit etwa einem dreiviertel Jahr nach Müssen umgesiedelt, wie Dirk Grote erzählt. Dort lebten zuvor auch Schottische Hochlandrinder. &bdquo;Weil es momentan aber zu trocken ist, finden sie nicht ausreichend Futter und leben deshalb wieder im Herdenverbund in Oerlinghausen.“

Von Kiebitz bis Kreuzkröte Für die Wasserbüffel ist das kein Problem. Sie ernähren sich vor allem von Gräsern, die am Ufer wachsen und sorgen damit gleichzeitig dafür, dass auch der Lebensraum für Amphibien erhalten bleibt. &bdquo;Wenn das Wasser zu dicht bewachsen ist, wird es zu kalt. Amphibien entwickeln sich dann langsamer“, erklärt Dirk Grote und zählt auf, welche Tiere in der &bdquo;Schieregge“ heimisch sind. Darunter Schwäne, Rotmilane, Gänse, Kiebitze, Zauneidechsen oder Kreuzkröten. &bdquo;Vor allem Arten, die in der Normallandschaft Schwierigkeiten haben“, so Grote.

Hier profitieren sie voneinander. So ernähren sich Insekten beispielsweise vom Dung der Wasserbüffel, der frei von Insektiziden und Ähnlichem ist. Die Wasserbüffel sorgen außerdem dafür, dass sich Pflanzen wie die Goldrute nicht zu stark ausbreiten. &bdquo;Sie verdrängt heimische Pflanzen“, erklärt Dirk Grote.

Das Naturschutzgebiet existiert bereits seit 2006. Als das Beweidungsprojekt dann geplant wurde, gab es nicht nur Befürworter, erinnert sich Grote. Auch weil ein neuer Zaun gebaut werden musste, der Strom führt. Das Gelände ist in Privatbesitz, der Kreis hat es von Landwirtin Anna Luetgebrune gepachtet. Zu betreten war es eigentlich nie, der Zaun wurde aber vor allem gebaut, damit die Wasserbüffel das Gebiet nicht verlassen. Aber selbstverständlich auch, damit Natur und Tiere die Ruhe bekommen, die sie brauchen, wie Dirk Grote erklärt. Wer den Tieren mal nahekommen möchte, der sollte auf Ankündigungen des Kreises Lippe achten. Denn der bietet immer mal wieder öffentliche Führungen über das Gelände an.

Was ihn dort erwartet, wissen übrigens auch Dirk Grote und seine Kolleginnen und Kollegen oft nicht. &bdquo;Das Projekt ist wie ein Überraschungsei“, sagt er. Ein Zielbild sei deshalb auch gar nicht festgelegt. &bdquo;Die Tiere reagieren immerhin oft nicht so, wie man es erwartet. Daher gucken wir im Team immer, was möglich ist und was so passiert.“ An fünf Tagen die Woche sei jemand vor Ort, kümmere sich um die Tiere und sammle Beobachtungen von der Fläche.

Wasserbüffel wiegen bis zu einer Tonne Aber warum eigentlich Wasserbüffel? Neben der Tatsache, dass die Tiere die Uferflächen vom Grün befreien, ist die Fläche laut Dirk Grote auch gut geeignet, weil die Teiche zum ausgiebigen Schwimmen einladen. Immerhin bestehe die Fläche fast zur Hälfte aus Wasser. Bis zu 12 Meter sind die drei Teiche übrigens tief. Wasserbüffel halten sich nicht nur zur Abkühlung im Wasser auf, sondern auch um ihre Haut mit Schlamm zu bedecken und sich so vor blutsaugenden Insekten zu schützen.

Allerdings ist die Fläche in Müssen stark kiesbelastet. &bdquo;Deswegen können sie sich hier nicht so gut suhlen wie in Oerlinghausen“, erklärt Grote. Da hätten die Tiere nicht nur neue Wasserlöcher geschaffen, sondern sogar einen neuen, kleinen Bachlauf. Bei ihrer Betreuung arbeite der Kreis eng mit der Biologischen Station in Paderborn-Senne zusammen.

Wasserbüffeln machen auch niedrige Temperaturen nichts aus. Weil sie ihre Körpertemperatur aber nicht selbst regulieren können, bedecken sie sich auch aus diesem Grund mit Schlamm. Im Winter muss zugefüttert werden, erklärt Dirk Grote. Wenn sie sich weiter gut ernähren, könnten die Tiere in zwei Jahren immerhin bis zu einer Tonne wiegen.

Momentan sind die Wasserbüffel in der Pubertät und daher besonders anhänglich, weiß der Landschaftspfleger. Sie lassen sich gerne kraulen und streiten auch schon mal darüber, wer als Erster dran ist. Bulle Elos ist übrigens neu in der Gruppe und soll dafür sorgen, dass bald auch Nachwuchs in der &bdquo;Schieregge“ zu bestaunen ist. So richtig akzeptiert haben ihn Rosalinda und Mariela allerdings noch nicht.

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