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Lina hat Down-Syndrom - für ihre Mitschüler in Asemissen ganz normal

Thomas Dohna

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Glücklich mittendrin: Lina (in der Mitte mit Brille) gehört zur Klasse 4a der Grundschule Asemissen. Sie ist ein Kind mit Down-Syndrom. Mitschüler und Lehrer kümmern sich mit besonderer Aufmerksamkeit um sie. - © Thomas Dohna
Glücklich mittendrin: Lina (in der Mitte mit Brille) gehört zur Klasse 4a der Grundschule Asemissen. Sie ist ein Kind mit Down-Syndrom. Mitschüler und Lehrer kümmern sich mit besonderer Aufmerksamkeit um sie. (© Thomas Dohna)

Leopoldshöhe. Ein Knuff links, ein Streicheln rechts: Lina sitzt in der Klasse 4a und grinst. Links und rechts neben ihr haben zwei Mitschüler ihre Plätze. Sie knuffen und streicheln zurück. Lina ist ein Kind mit Down-Syndrom.

Seit fünf Jahren ist sie an der Schule, und fühlt sich dort sehr wohl. Das liegt auch an der besonderen Fürsorge seitens der Lehrer. Dafür bekam die Schule jetzt anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages eine Auszeichnung des Elternverbandes „Down-Syndrom Info-Center".

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"Sie hat ganz viel gelernt", sagt Linas Mutter Silke Gutounik. Die Familie lebt in Oerlinghausen und hat sich bewusst für die Grundschule Asemissen entschieden. Seit Jahren bietet diese das gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf an. Immer wieder hospitieren Lehrer anderer Schulen in Asemissen, um sich den Unterricht anzusehen, so auch am Down-Syndrom-Tag.

Lina hat ihren Platz im wörtlichen Sinne in der Mitte der Klasse. „Sie gehört einfach dazu", sagt Diana Fleer, die Leiterin der Grundschule Asemissen. Im Sportunterricht könne man besonders gut beobachten, wie die Klasse Lina integriert habe und dennoch ganz klar das Ziel habe, zu gewinnen. "Lina ist aber auch selbst sehr ehrgeizig", sagt Fleer. Sie gebe immer sofort eine offene und ehrliche Rückmeldung.

Im Unterricht werde das Thema für Lina soweit heruntergebrochen, dass sie mitmachen könne. Lina profitiere von den anderen Kindern, sie schaue sich sehr viel ab, sagt ihre Mutter. "Klar geht die Schere immer weiter auseinander", sagt sie und meint die Unterschiede in der Leistungsfähigkeit zwischen Lina und den anderen Kindern. Dennoch: "Lina hat viel zum Zusammenhalt der Klasse beigetragen", weiß Fleer.

Im Sommer wird Lina wie die meisten anderen Schülerinnen und Schüler auf eine weiterführende Schule wechseln. "Die meisten sind mit der Inklusion leider noch nicht so weit", sagt ihre Mutter Silke Gutounik. Selbst die Heinz-Sielmann-Schule in Oerlinghausen habe sie abgelehnt, weil sie keine Möglichkeiten für einen Unterricht für geistige Förderung anbieten könne, sagt Gutounik.

So wird Lina nach den Sommerferien eine Förderschule besuchen. Lina selbst antwortet mit einem klaren "Ja" auf die Frage, ob sie sich in der Klasse wohlfühlt. Und fügt stolz hinzu, dass sie heute schon Zeitung gelesen hat.

Ein Chromosom zu viel in jeder Zelle

Menschen mit Down-Syndrom haben in jeder ihrer Körperzellen ein Chromosom mehr als andere Menschen, nämlich 47 statt 46. Das Chromosom 21 ist dreifach vorhanden, eine sogenannte Trisomie 21. Das Down-Syndrom ist somit eine genetisch bedingte, nicht veränderbare Veranlagung, es ist keine Krankheit. Diese Veranlagung kommt etwa einmal pro 800 Geburten vor. 90 Prozent der vorgeburtlich festgestellten Trisomie-21-Kinder werden abgetrieben.

Der englische Arzt John Langdon Down (1828 – 1896) war der Erste, der 1866 ausführlich Menschen mit den klassischen Merkmalen dieses Syndroms beschrieb und sie als abgrenzbare Einheit (Syndrom) erkannte. Damit unterschied er diese von anderen Menschen mit geistiger Behinderung. Down wies damals schon auf die Lernfähigkeit der Kinder hin. Die geistigen Fähigkeiten der Kinder mit Down-Syndrom weisen eine enorme Streubreite auf. Die Spanne reicht von schwerer Behinderung bis zu fast durchschnittlicher Intelligenz. (Quelle: Deutsches Down-Syndrom-Infocenter).

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