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Kabarettist Christian Ehring gibt Saisonauftakt

Karl-Heinz Krull

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Gewitzt und pointiert: Kabarettist Christian Ehring hat in der Reihe Kultur im Kloster vor einem fast ausverkauften Haus gespielt. Es war die erste Veranstaltung der neuen Saison. - © Karl-Heinz Krull
Gewitzt und pointiert: Kabarettist Christian Ehring hat in der Reihe Kultur im Kloster vor einem fast ausverkauften Haus gespielt. Es war die erste Veranstaltung der neuen Saison. (© Karl-Heinz Krull)

Lügde. „Er gehört zu den großen neuen Gesichtern im politischen Kabarett." Mit diesen Worten schickte Carsten Hormes vom Kulturbüro OWL Christian Ehring auf die Bühne des Klostersaals in Lügde. Ehring eröffnete die Saison 2016/2017 mit seinem Soloprogramm „Keine weiteren Fragen".

So neu ist das Gesicht allerdings nicht ganz. Fernsehsendungen wie „extra 3" oder „heute show" haben sicher dazu beigetragen. Seine Analysen zum Zustand der Gesellschaft sind umfassend und witzig und jederzeit im weltweiten Netz verfügbar – was sicher für Interesse an Ehrings Solo-Show und für einen (fast) vollen Klostersaal gesorgt hatte.

Ehring berichtete aus seiner Welt – einem Einfamilienhaus im „Cappuccino-Gürtel" einer Stadt, in dem die Nachbarschaft aus Professoren, Anwälten oder Ärzten bestehe und sich der komplette Querschnitt einer Gesellschaft abbilde. Darin habe er sich eingerichtet, höre ständig Sätze wie „Du musst doch Yoga machen" oder „Du musst doch Sport machen". Aber Joggen, Tennis oder Schwimmen sei alles nicht seins: Er mache Rückbildungsgymnastik.

Vegane Kinderlieder für Yoga-Eltern

Außerdem produziere er CDs mit veganen Kinderliedern, also „frei von Tieren und tierischen Produkten", die also genau das sind, wonach die vegan lebenden Eltern – die übrigens alle im Nebenberuf Yoga-Lehrer sind – gesucht hätten.

Vom Rand der Stadt aus wirft der „Fernfahrer mit humoristischem Hintergrund" einen ironischen, manchmal zynischen, aber immer sehr klaren und witzigen Blick auf seine Mitbewohner, auf unsere Gesellschaft, sogar auf unserer „Staubkorn-Existenz" im Universum. Auf einem Staubkorn seien Menschen, die sich entschieden, von der einen Seite zur anderen zu gehen, keine große Sache.

In der Realität seien die Flüchtlinge ein zentrales Thema – und damit auch in Ehrings Programm. Wie er das mit seiner Vorort-Welt verknüpfte sowie die Beziehung zu seinem Sohn und seiner Frau mit einbezog – es machte Spaß, das zu hören. Da ist die Einliegerwohnung, die der 18-jährige Sohn für ein soziales Jahr in einem Slum in Rio de Janeiro verlassen hat. Den Platz im Slum hat Vater Christian Ehring besorgt, schließlich ist so ein Jahr im Slum hilfreich bei der Karriere und vielleicht der zukünftige Personalchef ja im gleichen Slum gewesen.

"Flüchtlinge laufen ja nicht weg"

Jedenfalls könnte man die Einliegerwohnung für einen Flüchtling zur Verfügung stellen. Meint die Frau, geht zur Stadt und fragt nach. Der Gatte aber erklärt, dass man das ja auch in einigen Jahren noch machen könne: „Die Flüchtlinge laufen ja nicht weg", und es sei „ja nicht gesagt, dass wir einen syrischen Arzt kriegen". Es ist überraschend gut, wie Ehring Vorurteile herausstellt, ohne zu betonen, wie man damit umgehen soll.

Das Publikum zeigte sich begeistert. Doch der Versuch, eine Zugabe zu erklatschen scheiterte am Kabarettisten, der feststellte, dass er keine Zugabe habe und dass man sich ja noch am CD-Tisch treffen könne. Wer mehr Ehring will, muss nicht den Fernseher einschalten. Er tritt am 3. Dezember im Horn-Bad Meinberger Kurtheater noch einmal auf.

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