Syrischer Flüchtling findet "berufliche Heimat" in Rischenauer Fachbetrieb

Lügde-Rischenau. Im TV- und Elektro-Fachgeschäft Fritz Köller in Rischenau ist die Welt (fast) wieder in Ordnung. Der Grund: Die lange, vergebliche Suche nach einem geeigneten Auszubildenden war erfolgreich. Der Syrer Amjad Al Hamwi ist dabei, sich dort seinen Traum zu erfüllen.

&bdquo;Ich wollte immer schon etwas mit Elektronik machen", freut sich der 23-jährige, der in dem Familienbetrieb gut aufgenommen wurde und jetzt an seiner Karriere bastelt. &bdquo;Einen Lehrling fürs Handwerk zu finden, ist äußerst schwierig", weiß Fritz Köller aus jahrelanger und frustrierender Erfahrung. &bdquo;Da hapert es oft bei den Grundvoraussetzungen." Bei der Besetzung dieser Ausbildungsstelle fand Köller ebenfalls lange keinen, ehe der Zufall half.

Karl-Heinz und Karin Müller aus Niese hatten den Syrer Amjad Al Hamwi betreut, seit er 2016 als Flüchtling ins Wohnheim in Elbrinxen gekommen war. Zu dem Zeitpunkt hatte der junge Mann, der in Syrien die Schule bis zur Klasse 11 der gymnasialen Oberstufe besucht hatte, bereits eine Odyssee hinter sich (siehe Kasten). Als er schließlich in Elbrinxen ankam, traf er auf engagierte Flüchtlingshelfer, darunter Dr. Werner Preston, der ihm mit anderen die deutsche Sprache vermittelte. &bdquo;Täglich zwei Stunden, das hat was gebracht", sagt er dankbar. Er versteht inzwischen alles und kann sich fließend, grammatikalisch einwandfrei und mit umfangreichem Wortschatz, unterhalten.

Al Hamwi, der als Muttersprache Arabisch spricht und über Grundkenntnisse in Englisch verfügt, hat das B1-Zertifikat in Deutsch geschafft und hilft auch schon mal als Dolmetscher aus. Zudem besitzt er inzwischen auch einen deutschen Führerschein. Vor einem Jahr absolvierte Al Hamwi ein dreiwöchiges Praktikum im Bereich Elektrotechnik und Metall bei Phoenix Contact in Schieder. Es schloss sich im Juni 2016 ein weiteres zweiwöchiges Praktikum als IT-System-Elektroniker bei einem Hamelner Bürotechnik-Unternehmen an.

Von Oktober 2016 bis August 2017 nahm er an einer Bildungsmaßnahme der Competenz-Werkstatt GmbH in Blomberg teil. Ab September 2017 begann er, über das Jobcenter finanziert, eine Einstiegsqualifizierung als Informations-Elektroniker bei Fritz Köller in Rischenau. &bdquo;Zweimal in der Woche habe ich Schule in Löhne", berichtet Al Hamwi.

Absolviert er diese Qualifizierung erfolgreich, dann wird sie auf die Ausbildungszeit angerechnet und er kann in den regulären zweiten Jahrgang der Berufsschule einsteigen. &bdquo;Das ist zwar schwer, aber ich schaffe das", ist er überzeugt. Zudem hat er dank der Familie Müller mit der Firma Köller einen Betrieb gefunden, der der Ausbildung sehr großen Stellenwert einräumt. Unter anderem stellte das Unternehmen vor einigen Jahren mit Matthias Koch den besten Azubi in NRW in diesem Beruf.

Koch hat sich wie Meister Fritz Köller und dessen Frau Angelika des jungen Mannes angenommen. Vom SAT-Receiver, LED-TV, über Kaffeevollautomaten bis zur Waschmaschine wird mit Schraubenziehern und Prüfgeräten gearbeitet, aber auch elektronische Aufgaben warten auf ihn. Zu Kunden fährt Al Hamwi auch mit und unterstützt die Kollegen.

Der offene und höfliche junge Mann, der derweil in Lügde wohnt, ist wissbegierig. Das haben Köllers schnell erkannt und fördern ihn auf vielfältige Weise. Beide Seiten, der Arbeitgeber und der &bdquo;Azubi in spe", haben sich gefunden.

Der Weg einer langen Flucht Der Syrer Amjad Al Hamwi hat einen weiten Weg hinter sich. Von Damaskus aus floh er 2013 nach Kairo und arbeitete dort bis 2015 als Handytechniker. Er konnte es sich leisten, mit dem Flugzeug in die Türkei zu reisen. Zu Fuß machte er sich über die Balkanroute auf nach Deutschland. Hier lebt schon länger sein älterer Bruder und arbeitet als Anlagenmechaniker. Griechenland, Mazedonien und Ungarn waren die nächsten Stationen, die er per pedes mit vielen anderen erreichte. &bdquo;In Ungarn war es schrecklich. Da wurde ich sogar ins Gefängnis gesteckt", berichtet er. Aber diese Zeit währte nicht lange, und über Österreich gelangte er nach Deutschland.

Aus dem Auffanglager in Gießen wurde er weiter über Arnsberg nach Detmold und schließlich nach Elbrinxen geschickt.

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