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Missbrauch Lügde: Ermittlungen wegen Beihilfe nur gegen ein Elternteil

Janet König

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- © Archivfoto: Vera Gerstendorf-Welle
Campingplatz (© Archivfoto: Vera Gerstendorf-Welle)

Lügde. Im Missbrauchsfall Lügde sind neben dem Pflegekind des Hauptverdächtigen Andreas V. fünf weitere Missbrauchsopfer vom Jugendamt Lippe in Obhut genommen worden. Eines der Kinder soll sogar auch in einem Wohnwagen auf dem Campingplatz gelebt haben, bestätigt der Kreis Lippe. Doch sind die Eltern auch unter den Beschuldigten?

Aus zwei Familien stammen die fünf Kinder, hieß es am Mittwoch vom Kreis. Und weiter: "Die Eltern könnten Täter sein. Das wird ermittelt." Die Aussage des lippischen Jugendamtleiters Karl-Eitel John hatte selbst bei den zuständigen Ermittlungsbehörden für Irritationen gesorgt. Denn aktuell werde in zwei Fällen gegen jeweils ein Elternteil ermittelt, heißt es dazu von Staatsanwaltschaft und Polizei. Bei dem einen Elternteil handele es sich um den 56-jährigen Hauptbeschuldigten Andreas V., der auch Pflegevater eines Mädchens war. Ihm wird schwerer Missbrauch vorgeworfen.

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Der zweite Elternteil sei ein weiterer der bereits bekannten sieben Beschuldigten. Hier lautet der Vorwurf auf Beihilfe zum sexuellen Missbrauch. Nach Angaben des NRW-Innenministeriums handele es sich um einen alleinerziehenden Vater. Von seinen vier Kindern seien drei Opfer des massenhaften Missbrauchs auf dem Campingplatz geworden. Der Mann soll die Kinder auf den Campingplatz geschickt haben, obwohl ihm die Missbrauchsvorwürfe gegen Andreas V. bekannt gewesen sind. Die Ermittlungen dazu dauern an. Das vierte Kind sei vorsorglich in Obhut genommen worden. Der Vater werde schon länger der Beihilfe zum Missbrauch verdächtigt.

Das fünfte in Obhut genommene Kind gehöre zu einer alleinerziehenden Mutter. Das Kind sei ebenfalls Opfer, die Mutter stehe aber nicht im Verdacht der Beihilfe.

Gerüchte, nach denen Eltern ihre Kinder absichtlich dem Hauptverdächtigen "zugeführt" hätten, dementierten die Ermittler. Es gebe keinerlei Hinweise darauf.       

Derzeit gibt es drei Hauptbeschuldigte, Andreas V. (56), Mario S. (34) und Heiko V. (48), die wegen schweren Missbrauchs in U-Haft sitzen. Eine weitere Person steht unter dem Verdacht der Strafvereitlung. Ihr wird vorgeworfen, zwischen Dezember und Anfang Januar Daten von einer Festplatte für den mutmaßlichen Täter Mario S. gelöscht zu haben. Außerdem wird gegen einen 16-Jährigen ermittelt, der Kinderpornos besessen haben soll, die auf dem Platz entstanden sind. Der Minderjährige stammt aus dem Umfeld des Campingplatzes. Die Ermittler prüfen, ob er selbst Opfer des Missbrauchs geworden ist. Daneben wird gegen zwei Personen wegen Beihilfe zum sexuellen Missbrauch ermittelt, eine davon ist der Vater.

Damit bleibt unklar, gegen welche weitere Person wegen Beihilfe ermittelt wird. Zu den Hintergründen wollten sich die Ermittler nicht äußern.

Nach Angaben des Innenministeriums ist die Zahl der bestätigten Opfer des Missbrauchs auf 35 gestiegen. In der Vorwoche lag diese Zahl bei 34. Die Ermittler gehen zusätzlich von 16 Verdachtsfällen aus, zwei mehr als bislang angenommen.

Mit Material von dpa.

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