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Wikinger begeistern im Freilichtmuseum

Patrick Herrmann

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Das sieht scharf aus: Der siebenjährige Christoph und Arne Baldauf von der Darstellergruppe „Heidruns Mannen" probieren eine Wikingerwaffe aus. Aus Sicherheitsgründen hat die Waffe natürlich eine stumpfe Klinge. - © Patrick Herrmann
Das sieht scharf aus: Der siebenjährige Christoph und Arne Baldauf von der Darstellergruppe „Heidruns Mannen" probieren eine Wikingerwaffe aus. Aus Sicherheitsgründen hat die Waffe natürlich eine stumpfe Klinge. (© Patrick Herrmann)

Oerlinghausen. Im Freilichtmuseum tummeln sich wieder einmal Dutzende Wikinger. Keine echten, aber ziemlich echt aussehende „Living-History"-Darsteller. Sie leben den Besuchern vor, wie das Leben im Frühmittelalter zur Zeit der Wikinger war.

Andrzej Klosowscy prägt Münzen mit Hammer und Stempeln aus Eisen. Er, seine Frau Agnieszka und Sohn Bogusch sind nur drei von über 60 Ausstellern. Gemeinsam stellen sie allerlei nach historischem Vorbild her.

Die Münzen prägt Andrzej Klosowscy mit reiner Muskelkraft. Ein dünnes Silberplätchen wird zwischen zwei Bolzen mit Prägemuster gelegt. Dann kommt der Hammer zum Einsatz. Fertig sind die Silbermünzen aus der Zeit von Karl dem Großen.

„Im Frühmittelalter war das das Zahlungsmittel", erzähl Agnieszka Klosowscy. Wichtig sei das Gewicht gewesen, nicht die Form oder der Ursprung der Münze. Goldmünzen werden ebenfalls selbst geprägt. Die waren auch im Frühmittelalter viel wert. „Ein Silberstück reichte für etwa eine Woche Essen", sagt Agnieszka Klosowscy.

Goldmünzen waren etwa 15-mal so viel wert wie Silbermünzen. Mangelte es an Edelmetall, wurden auch Pelze und Eisen als Zahlungsmittel genutzt.

Einige Stände weiter wird die Brettchenweberei demonstriert. Eine Technik, die viel älter als die Wikinger ist und auf die Ägypter zurückgeht. „Die Wikinger haben sie weit verbreitet", erklärt Jörg „Nordvolk zu Ravensberg" Korte.

Mit einem nachgebauten Webstuhl stellt er Gürtel, Saumverzierungen und Schwertgurte her, alles Hand- und Einzelanfertigungen.

Ebenfalls Handarbeit und wahrscheinlich ein Unikat ist der Kettenhelm von Norwin. Er ist normalerweise auch Darsteller, diesmal aber in Zivil da, um seinen Kettenhelm abzuholen.

Casper Pouw hat den Kettenbehang ausgebessert. Bei Pouw können die Besucher viel über diverse historische Themen erfahren. Er hat schon an einigen Dokumentationen mitgewirkt.

„Das macht Spaß", sagt er. Er erzählt einiges über Wikingerkriegsführung, dabei ist er eigentlich als Kaufmann verkleidet im Freilichtmuseum. Die bunte Kleidung weist ihn als wohlhabenden Metallhändler aus. Außerdem erfahren die Besucher hier, dass die Schweden bis zur Seidenroute gehandelt haben, wie orientalische Funde in Schweden beweisen.

Am Eingang des Museums steht ein Grabungszelt. Ausgrabungen finden dort aber nicht statt. Vielmehr informiere die Universität Münster über aktuelle, laufende Projekte, sagt Museumsleiter Karl Banghard.

Dabei handelt es sich um Ausgrabungen aus der Zeit des Frühmittelalters. Zu Ende dieser Zeit fing der Stadtentstehungsprozess in der Region erst so richtig an, auch wenn beispielsweise Paderborn schon 776 gegründet wurde, erklärt Banghard.

Es gibt Fotos von Grabungsstätten, Skizzen und kurze Erklärtexte zu den einzelnen Grabungen. Die Ausstellung der Dissertationen ist Teil einer Kooperation, die das Museum mit der Universität Münster eingegangen ist. Geschichte live zu erleben ist bei den zahlreichen Vorführungen möglich.

Eine Modenschau oder ein inszenierter, geregelter Wikingerkampf gehören zum Tagesablauf im Freilichtmuseum. Vieles ließ sich selbst ausprobieren, meist blieb dann auch eine persönliche Erinnerung über. Trotz des durchwachsenen Wetters am Samstag war das Museum mit den Besucherzahlen zufrieden.

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