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So kochte der Oerlinghauser in der Steinzeit

Horst Biere

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Feuriger Auftakt: Einige Basaltsteine werden durch Harry Meyer (links) und Karl Banghard in einem Holzfeuer erhitzt. Auf den glühenden Steinen brät das Fleisch und das Gemüse dann unter der Erde. - © Horst Biere
Feuriger Auftakt: Einige Basaltsteine werden durch Harry Meyer (links) und Karl Banghard in einem Holzfeuer erhitzt. Auf den glühenden Steinen brät das Fleisch und das Gemüse dann unter der Erde. (© Horst Biere)

Oerlinghausen. Wie kochte der Oerlinghauser vor etwa 10.000 Jahren seine Mahlzeit? „Er briet das Fleisch seiner Jagdbeute in einer Erdhöhle", erklärt Karl Banghard, Leiter des Archäologischen Freilichtmuseums. Gemeinsam mit den Museumsmitarbeitern hat er den Mitgliedern des Oerlinghauser Lions Clubs nun eine historische Kochshow präsentiert.

Statt Rehwild und Dachs gibt's Schwein

Vor der Kulisse der riedgedeckten Häuser bereiteten die Archäologen ein abendliches Essen wie vor einigen tausend Jahren vor. Statt Rehwild oder Dachsbraten stand zwar gutes Schweinefleisch von der örtlichen Schlachterei auf dem Speiseplan, doch die Zubereitung verlief nach echt archaischer Methode. „Erst wurde eine Grube ausgehoben, ein Feuer darin entfacht und Steine erhitzt. Dann wurde das Fleisch hineingegeben und für einige Zeit unter der Erde gebacken", erklärt Banghard.

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Urahnen siedelten im Wald

Die Region am Teutoburger Wald galt in früheren Jahrtausenden offenbar als gute Wohngegend. „Gerade in Oerlinghausen, an den Hängen des Teutoburger Waldes und in der Senne, wurden frühere Lagerstätten gefunden", erklärt der Leiter des Archäologischen Freilichtmuseums, Karl Banghard. So seien im Bereich des hinteren Welschenwegs, am Barkhauser Berg und auch in Bokelfenn diverse Siedlungsstellen mit Haushaltsutensilien ausgegraben worden.

Gekocht wird im Erdloch

Für die Lions legten die Museumsmitarbeiter das eingewickelte und zuvor gewürzte Fleisch auf die Hitzesteine und gaben noch rohes Gemüse wie Möhren oder Zwiebeln dazu. Die Speisen wurden im Erdloch mit Stroh und schließlich mit einer Lederdecke abgeschlossen und mit Erde bedeckt. Einige Stunden musste das Gericht anschließend unter der Erde garen.

„Der frühere Mensch kochte gelegentlich auch Suppe dazu, indem er Wasser mit in Tierhäute gefülltes Fleisch ins Erdloch legte", schildert Banghard die Menüerweiterung vergangener Jahrtausende. Töpfe habe es in der Alt- und Mittelsteinzeit nämlich noch nicht gegeben.

Auch Wein von Weintrauben oder der später berühmte Met existierten in der Steinzeit noch nicht. Doch die Jäger und Sammler in der hiesigen Gegend kannten sehr wohl die berauschende Wirkung von vergorenen Früchten. „Kirschwein in einer frühen Form konnten wir an einigen Fundstätten nachweisen", erläutert der Museumsleiter.

Regionale Produkte: Der Steinzeitmensch wusste, was gut ist

Ausschließlich regionale Produkte verwendete der Steinzeitmensch in unseren Breiten – schließlich konnte er nur die Lebensmittel nutzen, die er zu Fuß einsammeln oder erjagen konnte. Das üppige Speiseangebot an Wildfleisch, gutem Quellwasser und abwechslungsreicher Pflanzenwelt war indes verführerisch. Denn während in anderen Gebieten Deutschlands die Menschen längst sesshaft waren, Häuser bauten und Felder bestellten, blieb der „Homo Oerlinghausensis" noch länger Jäger und Sammler.

„Unsere Vorfahren hier am Teutoburger Wald waren ein wenig langsam. Sie hinkten der Entwicklung um ein bis zwei Jahrtausende hinterher", erklärt Karl Banghard.

Den Gästen der Steinzeit-Grillparty schmeckt's

Steinzeitküche: Viel Spaß hatten die Lions-Mitglieder auf der historischen Grillparty. - © Horst Biere
Steinzeitküche: Viel Spaß hatten die Lions-Mitglieder auf der historischen Grillparty. (© Horst Biere)

Den Gästen der Steinzeit-Grillparty im Freilichtmuseum schmeckte derweil der Braten aus der Grube. „Auch heute noch kochen Menschen in einigen Gegenden der Erde nach traditionellem, steinzeitlichen Muster ihr Essen in einer Erdhöhle", erzählte Banghard. In einigen Teilen Südost-Asiens wickele man etwa das Fleisch in große Bananenblätter, um es auf Hitzesteinen in der Erde über Stunden schonend gar werden zu lassen.

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