Musikverein Oerlinghausen präsentiert Musik „Von Frauenhand“

Oerlinghausen . &bdquo;Da habt ihr bei der Zusammenstellung der Stücke wirklich Pionierarbeit für die Sichtbarkeit der Frauen in der Musik geleistet“, sagte eine Besucherin nach dem Konzert mit dem programmatischen Titel &bdquo;Von Frauenhand“, das in der Hedwigskapelle stattgefunden hat.

Zwei Instrumentallehrer und vier Instrumentallehrerinnen des Musikvereins Oerlinghausen präsentierten in Kooperation mit der Akademie am Tönsberg in unterschiedlichen Besetzungen Werke verschiedener Komponistinnen aus verschiedenen musikalischen Epochen – vom Barock bis in die Gegenwart. Die Moderation zu den einzelnen Werken übernahmen Gisela Görges und Ute Hiddemann vom Vorstand des Musikvereins.

Eingeleitet wurde das Konzert von einem Trio für Flöte, Violine und Violoncello mit Klavier, komponiert von Anna Amalia, Prinzessin von Preußen, und harmonisch vorgetragen von Regine Witt (Flöte), Andreas Friesicke (Violine), Monika Krawulski (Violoncello) und Mari Ito-Friesicke (Klavier), die als Pianistin besonders präsent war mit vielen hochkarätigen Einsätzen. Sie begleitete auch Sebastian Schaffer (Violoncello) bei dem folgenden einfühlsam gespielten Stück &bdquo;Sicilienne“ von Maria Theresia von Paradis

Oft unter Pseudonym Von Paradis Zeitgenossin Louise Farrenc war nicht nur eine ausgezeichnete Pianistin und Komponistin, sondern auch Professorin für Klavier an der Frauenabteilung des Pariser Konservatoriums – zur damaligen Zeit ein absolutes Novum. Regine Witt, Monika Krawulski und Mari Ito-Friesicke brachten ihr Andante aus dem Trio op. 45 gekonnt zu Gehör.

Etliche Komponistinnen veröffentlichten ihre Werke unter einem Pseudonym. So auch Amy Marcy Beach oder Mrs. H. H. Beach, die unter den Initialen ihres Mannes, Henry Harry Beach, die Romance op. 23 für Violine und Klavier publizierte, die Andreas Friesicke und Mari Ito-Friesicke klanglich differenziert und dynamisch abgestimmt vortrugen. Regine Witt und Mari Ito-Friesicke musizierten das impressionistische und anmutig schwebende &bdquo;Air Vaudois“ von Mel Bonis, alias Melanie Bonis für Flöte und Klavier. Natürlich darf bei einem solchen Konzert die Komponistin Clara Schumann nicht fehlen. Hier brillierte Mari Ito-Friesicke mit der Ballade op. 6 No. 4 aus den &bdquo;Soirées musicales“.

Highlight: Kontrabass-Auftritt

Ein Höhepunkt des Konzertes war der Auftritt des Kontrabassisten Klaus Ebert. Da es für die Frauen aus dem 18. und 19. Jahrhundert als unschicklich galt, den Kontrabass zu spielen, stammen die bei dem Konzert vorgestellten Kompositionen von zeitgenössischen Musikerinnen.

In der ungewöhnlichen Kombination von Flöte und Kontrabass trugen Regine Witt und Klaus Ebert das Stück &bdquo;Zusammen I“ von Dorothee Eberhardt vor, bei dem die Flöte über dem Basso ostinato virtuose Läufe entwickelt. Es wurde ergänzt durch das Solo von Klaus Ebert, der das technisch anspruchsvolle Stück &bdquo;Spagnolo“ op. 21 von Olga Magidenko vortrug. Mit den schwungvoll gespielten Chansons &bdquo;Les amants merveilleux“ und &bdquo;Milord“, die beide durch Edith Piaf Berühmtheit erlangten, entließen die Musiker und Musikerinnen das begeisterte Publikum, nicht ohne eine Zugabe gegeben zu haben.

&bdquo;Komponieren Frauen anders als Männer? Sind die Instrumente vielleicht mehr im Dialog miteinander“, fragte Nike Alkema, die sich als Leiterin der Akademie am Tönsberg bei den Musikern und Musikerinnen bedankte und die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Musikverein hervorhob.

Die Frage nach dem Besonderen in der Komposition von Frauen ist nicht einfach zu beantworten. Aber in einem Punkt war sich das Publikum einig: Es war ein außergewöhnlich beeindruckendes und niveauvolles Konzert, das es erleben durfte. Und es hat nicht zuletzt &bdquo;unerhörten“ Frauen, die sich über die gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit hinwegsetzten und deren Werke in Vergessenheit geraten waren, Gehör verschafft.

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