Cheruskertage machen in Oerlinghausen Geschichte lebendig

Oerlinghausen. Etwas von der zunächst viel zu heißen, dann nassen Witterung beeinträchtigt waren die Cheruskertage im Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen (AFM). Dennoch bestaunten Hunderte die Schussdemonstrationen der römischen Darsteller und die Vorführungen germanischer Reiter.

An diesem Wochenende wurde Geschichte im AFM mal wieder lebendig. Zahlreiche &bdquo;Living History“-Darsteller bevölkerten das Museum und informierten die Besucher nicht nur über ihre auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Darstellung von Kleidung und Leben, sondern boten auch Mitmachaktionen und spektakuläre Vorführungen. Besonders viel Aufmerksamkeit erhielt die &bdquo;Erste Römercohorte Opladen“ für ihre Vorführungen von römischen Torsionsgeschützen. Die bekommen die Energie für den Schuss eines Bolzens oder Speers durch die beim Spannen erzeugte Verdrehung von Seilbündeln. Bis zu 450 Meter kann so ein Bolzen fliegen, erfuhren die Zuhörer.

Im Museum konnte das angesichts der Enge natürlich nicht vorgeführt werden, aber es war trotzdem beeindruckend, mit welcher Wucht der Bolzen in die zehn Meter entfernte Platte einschlug. &bdquo;Boah“, entfuhr es den Kindern, die ungeduldig den Erklärungen gelauscht hatten und endlich das Geschütz in Aktion sehen wollten. &bdquo;Das Geschütz hat einen dicken Kopf und einen Stachel und heißt deshalb Skorpion“, erläuterte Hans-Werner Berg. Er berichtet, dass seine Gruppe so ein Geschütz bereits vor Jahren aus Eschenholz gebaut hat. &bdquo;Die Holzart war unsere Annahme, aber die ist jetzt belegt worden, weil man in Xanten ein römisches Geschütz gefunden hat, das aus Eschenholz gebaut war“, berichtete er sichtlich stolz.

Immer wieder wiesen die Darsteller darauf hin, dass es ihnen sehr wichtig ist, dass ihr Tun und Aussehen historisch belegt ist durch Funde. So auch Ralf Hucke von der Germanengruppe Ala I Germanorum, der für die &bdquo;Modenschau“ als Moderator im Einsatz war. &bdquo;Wir betreiben das als Hobby, aber auf akademischem Niveau“, betonte er. Die Living-History-Darsteller seien bestrebt, &bdquo;die Liebe und Faszination, die wir für die Darstellung historischen Lebens empfinden, zu vermitteln.

Besonders gerne widerlegen die Darsteller überkommene Geschichtsbilder, wie das Klischee von den Germanen als saufende, prügelnde Haudegen. Dass die Cheruskerkrieger sich ganz anders kleideten und eine andere Ausrüstung hatten, zeigten Marius Jasper und Sebastian Hucke bei der Modenschau: Die Cherusker trugen Hosen, eine Lanze und ein leichtes, kleines Schild, mit dem sie dennoch große Bereiche des Körpers abdecken konnten.

Die römischen Legionäre hingegen trugen keine Hosen, sondern eine Tunika und ein Kettenhemd oder eine Metallrüstung. Nachdem sie ihren Wurfspeer eingesetzt hatten, zogen sie das Schwert. &bdquo;Aber das trugen sie nicht links, wie uns Filme immer vermitteln, sondern rechts, damit der Nachbar in der Formation nicht getroffen wurde“, erläuterte Hucke. Der römische Legionär trug einen Gürtel, an dem es &bdquo;toll klimperte und blinkte“, so Hucke. &bdquo;Das war der &bdquo;Ausweis“ des Soldaten, wenn er ohne Waffen und Rüstung, nur in Tunika, Mantel und Sandalen unterwegs war“.

Der Gürtel sei wertvoll gewesen und als Schuldschein akzeptiert worden. &bdquo;Und wenn der den in der Taverne auf den Tresen legte, das war pures Machogehabe, wie heute mit einem Porscheschlüssel.“ An zwei Feuern konnten die Besucher Brot backen oder probieren. Das Korn wurde vorher gemahlen. Das Rezept des römischen Soldatenbrotes, das nur aus Mehl, Wasser und Salz bestand, wurde mit Honig und Pfeffer verfeinert. &bdquo;Puh, ganz schön scharf“, fand die sechsjährige Sophie. Sie nahm sich schnell etwas Schafskäsedip dazu. &bdquo;Früher hat man Brote nicht in Scheiben geschnitten und bestrichen, sondern gebrochen und in Soßen gestippt“, erfuhr sie.

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