Harte Kämpfe in Oerlinghausen: Wie die Gladiatoren dem Regen trotzen

Oerlinghausen . Seit 2014 ist die Gladiatorengruppe Ludus Nemesis einmal im Jahr zu Besuch im Freilichtmuseum und eigentlich Garant für viel Publikumszulauf. Doch der zunächst regnerische Sonntag ließ die erste Vorführung zu einem Exklusivevent werden. Später strömten mit abnehmendem Regen mehr Zuschauer ins Museum.

&bdquo;Was ist bei den Gladiatoren anders, als bei üblichen Kämpfern,“ will &bdquo;Cerberus“ Alexander wissen, der, wie alle anderen in der Gruppe seinen Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchte. Die aufmerksamen Zuschauer wissen es: Nicht Krieg, sondern Showsport boten die Gladiatoren. &bdquo;Die waren nur zur Belustigung des Volkes da und kämpften nicht in Schlachten“, erläutert &bdquo;Cerberus“ Alexander. Deshalb sei es gelegentlich auch einmal ein Kampf auf Leben und Tod gewesen, aber in der Regel nicht. &bdquo;Ein ausgebildeter Gladiator war zu viel wert, als das man ihn gefährdet hätte.“

Das Schwert der Kämpfer ist nur 30 Zentimeter lang Im Gegensatz zu heutigen Showsportveranstaltungen mussten die Zuschauer damals kein Eintrittsgeld zahlen. &bdquo;Das hat zum Beispiel ein Senator bezahlt, wenn er wiedergewählt werden und sein Prestige erhöhen wollte“, erklärt der Darsteller, der auch als Schiedsrichter fungiert. Er fordert die Zuschauer auf, zu klatschen und zu jubeln, um die Kämpfenden anzuspornen.

Der Regen hat nicht nur Auswirkungen auf die Anzahl der Besucher, er hat auch den Boden so aufgeweicht, dass die Gladiatoren darauf ausrutschen könnten. Und da sie am Montag &bdquo;alle wieder bei der Arbeit sein“ wollen, verlegen sie die Vorführungen in den offenen Holzpavillon. &bdquo;Das ist sehr eng, aber es geht“, sagt Alexander. Im ersten Kampf treten zwei Frauen gegeneinander an. Lynx (mit bürgerlichem Namen JU) hat ein Metallschwert, Tanja dagegen ein Holzschwert, das sie als Anfängerin kennzeichnet. &bdquo;Metallschwerter tragen Gladiatoren erst ab einem gewissen Erfahrungsstand“, berichtet Moderator Alexander.

Die Authentizität ist der Gruppe sehr wichtig. Immer wieder wird darauf hingewiesen, dass es für bestimmte Waffen archäologische Funde gibt. So wundert sich ein Zuschauer darüber, dass die Schwerter, die &bdquo;Gladius“ heißen und den Kämpfern ihren Namen gaben, so kurz sind. &bdquo;Funde in Pompeji sind 20 bis 30 Zentimeter lang, mehr nicht“, erläutert der Moderator.

Kämpfe ohne Gewichtsklassen Nach dem eher verhaltenen Kampf der beiden Frauen, den Lynx sicher gewinnt, betritt der schreiende und sich aufblasende &bdquo;Murmillo Markus“ (Ben) die Bühne. Er verschafft sich schnell Respekt und Aufmerksamkeit. Obwohl sein Schild deutlich länger ist als das seiner Kontrahentin &bdquo;Laena“ (Katharina) ist sie gleich gut gerüstet, da sie höhere Beinschienen hat. Und sie siegt tatsächlich gegen den massigen Murmillo mit 3 zu 1 Punkten. &bdquo;Gewichtsklassen gab es in Rom nicht, da zählte nur die Ausrüstung“, berichtet Alexander, der betont, dass es diesen Kampf Mann gegen Frau in Rom vermutlich nicht gegeben hat. &bdquo;Es gab Kämpferinnen, aber nur Kämpfe von Frauen gegeneinander sind bekannt.“

Nur ein halbes Dutzend Auftritte macht die Gruppe im Jahr, Oerlinghausen gehört für sie stets dazu. &bdquo;Das ist zwar keine typisch römische Location hier, aber es gibt einen musealen Anspruch und wir können in Häusern schlafen, brauchen keine Zelte aufzuschlagen“, berichtet Ben. Zum Schluss tritt ein echter Deutscher Meister der Gladiatoren auf: Aquila Johann hat den Titel Ende Mai im Saarland errungen. Sein Kampf gegen Lynx ist erheblich schneller und dynamischer und er besiegt die Kämpferin, die ihm aber gut Paroli bieten kann.

Das ungewöhnliche Hobby gefällt den vier Frauen der Gruppe sehr. Sie haben vorher andere Kampfsportarten oder auch Ballett gemacht. &bdquo;Es ist nicht nur Sport und Kampf, auch die Recherche macht Spaß und das Herstellen der Ausrüstung“, sagt Ju. So näht sie die Polster für Bein- und Armschutz selbst und die Schilde stellt Alexander her.

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