Mordsmäßiger Grillspaß im Oerlinghauser Berggasthof

Oerlinghausen . &bdquo;Fette, pickelige, verfressene Kinder“, die sich alles in die Münder stopfen, was sie kriegen können? Wer würde da schon an Hänsel und Gretel, das berühmteste Geschwisterpaar aus dem Märchenreich, denken? Ralf Kramp, der Meister des schwarzen Humors aus der Eifel, hat es getan und serviert seinem Publikum vom Stehtisch im Berggasthof &bdquo;Tönsblick“ aus, diese und weitere mörderisch gute Geschichten und Gedichte.

Bereits im März 2022 war Ralf Kramp, der nicht nur Krimiautor, sondern auch Verleger ist, der Einladung der Buchhandlung Blume gefolgt. Damals setzte er in den &bdquo;Altdeutschen Bierstuben“ auf den Überraschungseffekt und bitterböse Pointen. Eine Mischung, die auch im Berggasthof gut ankommt. Während der Grill hinter dem Gebäude vorglüht und Cerrin Wehrmann-Ristau augenzwinkernd hofft, dass die 50 Gäste &bdquo;ohne blutige Finger und lebend rauskommen“, stimmt Kramp auf einen unterhaltsamen Abend ein, in dem es nicht nur um Gegrilltes, sondern auch um Leib und Leben geht.

Schon kurz, nachdem das leckere Linsensüppchen verspeist ist, tischt Ralf Kramp, &bdquo;um den Appetit anzuregen“, ein Herbstgedicht auf, das keinesfalls so philosophisch daherkommt, wie manch einer vermuten könnte. Denn all die Tiere, die sich am Fleische laben, &bdquo;schnabulieren froh und munter ein Stückchen Schwiegermutter herunter“.

Schwarzer Humor, der in noch viel mehr Geschichten und Gedichten im Buch &bdquo;Grillen & Killen“, das Ralf Kramp gemeinsam mit Carsten Sebastian Henn sowie Ira Schneider verfasst und mit Rezepten verfeinert hat, zutage gefördert wird. Skrupellos blutrünstig, gewürzt mit einer mörderischen Portion Galgenhumor geht es durch den Abend, an dem geschaudert und gelacht wird.

Während seine Zuhörer noch überlegen, auf welch niederträchtige Tat es hinauslaufen könnte, hat Kramp bereits eine Fährte gelegt, die verblüfft. Noch beispielsweise ahnt niemand (außer dem Autor selbst), was ein einzelner Strickfaden oder die wichtigste Zutat für ein Grillfest anrichten können. Scheinbar harmlos kommen Dörte und Klaus daher. Alles machen sie gemeinsam, nur beim Grillen, da hält Klaus die Zange fest in der Hand.

Das fragende &bdquo;darf ich auch mal“, seiner Frau überhört er geflissentlich, also muss die sich etwas einfallen lassen. Die Finger strickt sie sich wund, fertigt Grillhandschuhe, Schürze und Socken für ihren Klaus. Sogar die Grillspieße bekommen wollene Überzüge. Als der Hausherr sich zwischen all diesen Maschen verhakt und verheddert, bricht es wütend aus Klaus heraus. Und Dörte, die weiß plötzlich, wofür der Faden, der unter den hektischen Gebärden ihres Gatten zuckt, da ist. . ..

Absurditäten wie diese sind es, die Ralf Kramp mit wechselnder Stimmlage auf die Spitze treibt. Das gilt auch für seinen Ausflug in das Hexenhaus, in dem die Bewohnerin mit gutenfreien Plätzchen und Quinoakäsetalern versucht, den Säurebasenhaushalt von Hänsel und Gretel zu regulieren, die aber hinter ihrem Rücken Tierisches verspeisen und dabei mit Axt und Messer auf den Geschmack kommen. Derart hinterlistig eingestimmt geht es zum gegrillten Hauptgang und schließlich zu einer Geschichte, die schwärzer nicht sein könnte.

Um Grillkohle geht es, die Pit für seinen Chef besorgen soll. In seiner Not hilft ein Kumpel mit giftigen Bahnschwellen, die Pit schließlich als &bdquo;mörderteure Sorte vom Aprikosenbrotbaum“ anpreist. So viel sei verraten: Am Ende gibt es mindestens einen Toten. Und dann ist da noch der Staubsaugerroboter, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Ralf Kramp nimmt am Ende sein Publikum mit ins Boot. Alle Untaten fasst er in Gedichtform zusammen und seine Fans stimmen in voller Überzeugung mit ein: &bdquo;Ich war das nicht.“

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