Oerlinghauser Knup gerät von Rechts unter Druck

Oerlinghausen . Das selbstverwaltete Zentrum Knup (ehemals JZO) feiert im kommenden Jahr sein 50-jähriges Bestehen – doch selten war seine Zukunft so bedroht wie heute. &bdquo;Und gleichzeitig war die Selbstverwaltung noch nie so wichtig wie jetzt“, heißt es in einer Mitteilung des Hauses. Gründe dafür seien zunehmender rechter Druck, Förderkürzungen, immobiler Druck, gesellschaftliche Polarisierung und rechte Gewalt.

Um dieser Entwicklung zu begegnen, hat sich das Knup der bundesweiten Kampagne &bdquo;Alles beginnt im Zentrum“ angeschlossen. Zahlreiche Kulturzentren, Künstlerinnen und Künstler sowie Musikerinnen und Musiker unterstützen die Initiative – darunter Tocotronic, Die Goldenen Zitronen und Schauspieler Robert Stadlober. Ins Leben gerufen wurde sie von der &bdquo;MONOM Stiftung“ und dem Leipziger Kulturzentrum Conne Island. Ziel sei der Aufbau eines solidarischen Fördertopfs für selbstverwaltete Jugend- und Kultureinrichtungen, insbesondere an Orten, an denen Angriffe oder gestrichene Gelder finanzielle Lücken hinterlassen.

Wichtiger Lern- und Begegnungsraum Wie das Knup betont, sind Einrichtungen wie es selbst seit Jahrzehnten wichtige Lern- und Begegnungsräume: Orte für erste Konzerte, politische Diskussionen und ehrenamtliches Engagement – organisiert in gemeinnütziger Trägerschaft. &bdquo;In selbstverwalteten Zentren liegen die Wurzeln der kulturellen Landschaft“, so das Haus. Sie seien entscheidend für demokratische Bildung, Selbstbestimmung und Projekte gegen Diskriminierung.

Auch die Monom-Stiftung verweist auf ihre gesellschaftliche Bedeutung: Hier könnten Menschen unabhängig von Herkunft, Einkommen oder sexueller Orientierung feiern, lernen und sich austauschen. Gerade abseits großer Städte – wie in Oerlinghausen – übernehmen solche Zentren zentrale kulturelle Funktionen.

In den vergangenen 18 Monaten registrierte das Knup nach eigenen Angaben zwölf Angriffe auf das Gebäude an der Detmolder Straße – darunter Sachbeschädigungen mit Bezug zur extremen Rechten, Stickeraktionen, Vorfälle bei einer privaten Feier sowie rechte Kommentare. Die Dokumentation und Anzeige solcher Vorfälle sei zeitintensiv. Deutschlandweit steigen laut Statistiken die Zahlen rechtsextrem motivierter Übergriffe auf alternative Zentren deutlich. Auch eine vom Knup an mehreren Schulen – darunter die Heinz-Sielmann-Schule, das Niklas-Luhmann-Gymnasium und die Felix-Fechenbach-Gesamtschule – durchgeführte Umfrage zeigte verstärkt rechte Beiträge, häufig mit AfD-Bezug. Gleichzeitig zeigten die Ergebnisse laut Zentrum auch großen Zuspruch für Themen, die das Haus heute behandelt.

Stiftung beobachtet Gefährdung unabhängiger Jugendarbeit Die Monom-Stiftung beobachtet darüber hinaus eine zunehmende Gefährdung unabhängiger Kultur- und Jugendarbeit. Besonders betroffen seien Einrichtungen, die mit marginalisierten Gruppen arbeiten oder sich für Vielfalt einsetzen. Förderungen würden häufiger infrage gestellt – etwa wenn Vereine über queere Themen informieren oder zu Demonstrationen gegen Rechts mobilisieren.

Hinzu komme politischer Druck durch Kleine Anfragen, die zivilgesellschaftliche Akteure diskreditieren sollen. So stellte die CDU/CSU-Fraktion im Februar 2025 eine umfangreiche Anfrage zu NGOs, die nach Einschätzung der Stiftung in diese Richtung ziele.

Auch in Oerlinghausen zeige sich dieser Druck, so das Knup. Im Zuge des ersten AfD-Wahlantritts habe die Partei lokale Einrichtungen wie das Archäologische Freilichtmuseum kritisiert – und sich zudem auf ein Theater bezogen, das vor Ort gar nicht existiert. &bdquo;Dagegen müssen wir uns wehren und gleichzeitig schützen. Das ist ein zivilgesellschaftlicher Auftrag“, betont das Zentrum. Haltung, Solidarität und Vernetzung seien dafür unerlässlich.

Knup ruft zu Fördermitgliedschaften auf Um sich langfristig gegen politische und finanzielle Bedrohungen abzusichern, setzt das Knup auf mehr Unabhängigkeit – und ruft zu Spenden und Fördermitgliedschaften auf. Neben der bundesweiten Kampagne &bdquo;Alles beginnt im Zentrum“ sei lokaler Support besonders wichtig. In den kommenden Monaten wolle man verstärkt ehemalige Mitglieder ansprechen und Musikerinnen und Musiker über die solidarische Kampagne informieren.

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