Der Kaiser reist mit dem Hofzug an

Schieder-Schwalenberg . In gut einem halben Jahr feiert Schieder ein Jubiläum: Der Bahnhof wird 150 Jahre alt. Und bei dieser Station handelt es sich nicht um irgendeinen Bahnhof, wie Konrad Soppa , Mitglied der Eisenbahnfreunde Lippe, erklärt.

Schließlich sei es der erste lippische Bahnhof gewesen, der seinen Betrieb aufgenommen hat – der 1. Oktober 1872 sei somit nicht nur für Schieder , sondern für ganz Lippe von historischer Bedeutung.

Jubiläum wird gefeiert

Die Stadt Schieder-Schwalenberg plant, das Jubiläum zu zelebrieren. &bdquo;In welcher Form das geschehen wird, steht aktuell noch nicht fest", erklärt Bürgermeister Jörg Bierwirth. Als Liebhaber von Eisenbahnen setzte sich Soppa bereits vor 15 Jahren intensiv mit der Geschichte des Schiederaner Bahnhofes auseinander. Der Lemgoer studierte die Ortschronik und sprach mit früheren Eisenbahnern, die einst in Schieder ihren Dienst versahen. Seine damalige Schwiegermutter, selbst Schiederanerin , vermittelte ihm zudem Kontakte zu den Bürgern. &bdquo;Früher hatten hier sehr viele Menschen in irgendeiner Form eine Verbindung zur Eisenbahn", berichtet der 64-Jährige.

Somit habe er auch Einblicke in private Fotoalben erhalten. &bdquo;Diese Bilder sind der eigentliche Schatz", so Soppa . Aus all den Informationen und Fotos ist eine Chronik entstanden. Durch den Einsatz von Wolfgang Fiedler aus Schieder konnten im Jahr 2007 1000 Exemplare gedruckt werden. Das Interesse an dieser Broschüre sei bei Eisenbahnfreunden aus ganz Deutschland groß und die Chronik somit schnell vergriffen gewesen, erinnert sich Fiedler. &bdquo;Der Betrieb einer Eisenbahn war Mitte des 19. Jahrhunderts im Grunde genommen eine private Angelegenheit, deren Finanzierung im Regelfall das größte Problem darstellte", erklärt Soppa . Im Königreich Preußen bestanden in den 1860er Jahren bereits eine Reihe von privaten Bahngesellschaften.

&bdquo;Tor zum Ruhrgebiet"

Für den Anschluss des kleinen Fürstentums Lippe schien sich jedoch niemand zu begeistern. Für Hannover als aufstrebenden Industriestandort sei Hamm als &bdquo;Tor zum Ruhrgebiet" von besonderer Bedeutung gewesen, so dass ein großes wirtschaftliches Interesse bestand, von Hannover ausgehend eine neue Bahnstrecke anzulegen, die bei Altenbeken an das vorhandene ostwestfälische Gleisnetz anschließen konnte, führt Soppa weiter aus. Zu diesem Zweck habe sich die Hannover-Altenbekener-Eisenbahngesellschaft (HAE) gegründet. Die etwa 107 Kilometer lange Linie berührte nicht nur preußisches Gebiet, sondern auf einer Länge von 5700 Metern bei Schieder auch das Fürstentum Lippe. Fürstlicher Wusch sei es gewesen, so berichtet Soppa , den Bahnhof gegenüber des Schlosses anzulegen. Die benachbarten Blomberger plädierten dafür, den Bahnhof zur besseren Erreichbarkeit zum Nessenberg hin zu bauen – ohne Erfolg.

&bdquo;Das wohl größte Ereignis in der Geschichte des Schiederaner Bahnhofes war im August 1875", erzählt der Eisenbahnfreund. Kaiser Wilhelm I. reiste mit seinem Hofzug an. Anlass war die Einweihung des Hermannsdenkmals. Eine Anreise bis nach Detmold war nicht möglich, da die lippische Landeshauptstadt erst im Jahr 1881 eine Gleisanbindung erhielt. Der Überlieferung nach hatte sich auf dem Bahnhof eine große Menschenmenge eingefunden, die dem Kaiser zujubelte.

Imposantes Bild

&bdquo;Der Hofzug mit seinen goldenen Applikationen muss ein imposantes Bild gewesen sein", ist sich Soppa sicher. Für den Kaiser ging es dann mit Pferdekutschen weiter nach Detmold. Als weitere bedeutende Ereignisse nennt Soppa etwa den Einsatz des ersten deutschen D-Zuges zwischen Köln und Berlin, der auch durch Schieder fuhr, sowie die Streckenelektrifizierung im Jahr 1971, die Schieder als erstem lippischen Bahnhof den Verkehr mit Elektro-Lokomotiven bescherte.

Der Blick auf historische Fotos zeigt: Der Bahnhof in Schieder hat sich sehr verändert. Doch wer genau hinschaut, findet ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Unter dem Dachunterstand des Bahnhofsgebäudes, das 1982 errichtet wurde, ist ein mit Schnitzereien verzierter Balken angebracht, der aus dem ursprünglichen Empfangsgebäude stammt.

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