Schieder-Schwalenberg. In vielen Regionen hat die Häufigkeit und auch die Intensität von Starkregen zugenommen. Die extremen Wetterlagen führen mitunter zu großen Schäden. Aus diesem Grund hat die Stadt Schieder-Schwalenberg im Jahr 2023 die Aufstellung eines örtlichen Starkregenkonzeptes beschlossen. Welche Straßen, Gebäude und Grundstücke sind besonders gefährdet? Wie kann die Stadt und auch jeder einzelne Bürger präventiv tätig werden? Über diese und weitere Inhalte des Konzeptes informiert Bürgermeister Marco Müllers bei einer Bürgerversammlung am Mittwoch, 17. Dezember, um 18 Uhr im Bürgersaal des Rathauses in Schieder.
Kai Otte-Witte vom Büro „Ingenieure für Wasser, Umwelt und Datenverarbeitung GmbH“ stellte das Konzept in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses final vor. Er berichtete davon, dass zur Risikoanalyse sogenannte Starkregengefahrenkarten erstellt wurden. Wo sammeln sich Wassermengen an oder wo fließen sie mit größerer Geschwindigkeit ab? „Dafür haben wir mit extremen Zuständen gerechnet“, erklärte Otte-Witte. Etwa mit einem Jahrhundertregen - also einem Starkregenereignis, das statistisch gesehen nur alle 100 Jahre auftritt. Auf den Karten können die jeweiligen Wasserstände abgelesen werden.
Auch Bürger sollen Vorsorgemaßnahmen treffen
Ein Baustein des Handlungskonzeptes ist die Informationsvorsorge. Das bedeutet, dass die Öffentlichkeit über die Risikobereiche informiert werden sollen. Deswegen sind die Gefahrenkarten auch auf der Internetseite der Stadt (www.schieder-schwalenberg.de) zu finden. Ziel sei es, dass die Bürger motiviert werden, selbst zu schauen, ob sie betroffen sind und gegebenenfalls Vorsorgemaßnahmen treffen, um Schäden abzuwenden, sagte Otte-Witte. Das betreffe nicht nur Privatleute, sondern auch die Wirtschaft und das Gewerbe.
„Der Teil, bei dem die Verwaltung viel machen kann, ist die kommunale Flächenvorsorge“, führte Otte-Witte weiter aus. Die durch die Analyse gewonnenen Erkenntnisse könnten künftig beispielsweise bei Bauleitplanungen berücksichtigt werden. Straßen würden dann etwa so angeordnet, dass das Wasser abfließen könne, erklärte der Ingenieur. Ein weiterer Baustein ist das Krisenmanagement, das etwa für die Feuerwehr wichtig ist. Diese kann aus dem Handlungskonzept etwa solche Informationen ziehen, welche Straßen bei Starkregen noch befahrbar sind und welche nicht.
Bauliche Maßnahmen
Außerdem wurde eine Liste mit etwa 50 baulichen Maßnahmen aufgestellt. „Sie sind nicht verpflichtet, diese umzusetzen“, stellte Otte-Witte klar. Bei vielen Maßnahmen seien im Vorfeld auch noch weitere Untersuchungen erforderlich. Über die Umsetzung von Maßnahmen werde im Einzelfall beraten und entschieden.
Einige Maßnahmen ließen sich recht zeitnah umsetzen. So soll etwa der Einlaufrechen im Köterbach in Schwalenberg gegen ein 3D-Gitter ausgetauscht werden. Der Rechen verhindert, dass Treibgut den Kanal verstopft. Ein Gitter mit dreidimensionaler Struktur biete jedoch mehr Rückhaltefläche, erklärte Otte-Witte. Für den Damm, der parallel zur Hainbergstraße in Schieder verläuft, empfiehlt das Handlungskonzept einen Durchstich. Durch den Durchstich könne das Wasser besser abfließen und sammle sich nicht mehr auf der Straße. Dies müsse jedoch erst mit dem Kreis Lippe als Besitzer der Fläche geklärt werden.
„Es ist aber auch klar, dass wir nicht die ganze Kommune flächendeckend vor Starkregen schützen können“, machte der Ingenieur deutlich. Dann hätte man eine zugepflasterte Landschaft, die nur noch aus Regenrückhaltebecken bestehen würde.