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Auf den Spuren jüdischen Lebens in Schwalenberg

Michaela Weiße

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Annegret Kulms (links) und Bettina Hanke-Postma gehören zu dem Arbeitskreis, der sich in Schwalenberg um die Verlegung der Stolpersteine kümmert. Sie weisen auf die Lesung von Bianca Schaalburg aus ihrem Buch "Der Duft der Kiefern" hin. - © Michaela Weiße
Annegret Kulms (links) und Bettina Hanke-Postma gehören zu dem Arbeitskreis, der sich in Schwalenberg um die Verlegung der Stolpersteine kümmert. Sie weisen auf die Lesung von Bianca Schaalburg aus ihrem Buch "Der Duft der Kiefern" hin. (© Michaela Weiße)

Schieder-Schwalenberg. In Erinnerung an die jüdische Familie Bachrach und den damaligen Lehrling des Familiengeschäftes, Willi Harf, werden am 7. Dezember in Schwalenberg Stolpersteine verlegt. Zunächst waren fünf Steine geplant, jetzt werden es sogar sechs. Neben Gustav, Franziska, Heinz und Hildegard wird nun ein weiteres Mitglied der Familie Bachrach mit einer Gedenktafel bedacht: Emmy, die erste Ehefrau von Gustav. Doch bevor Künstler Gunter Demnig die Steine in das Pflaster vor der Galerie Haus Bachrach in der Marktstraße 5 einbringt, gibt es zwei weitere Veranstaltungen zur Thematik. Die offene Arbeitsgruppe hat eine Lesung sowie einen Stadtspaziergang geplant.

"Wir wollen das Thema vorab präsent machen", sagt Annegret Kulms, die ebenso wie Bettina Hanke-Postma zu der Gruppe gehört, die die Verlegung der Stolpersteine organisiert. Autorin Bianca Schaalburg wird am Dienstag, 31. Oktober, in der Galerie Haus Bachrach zu Gast sein und aus ihrem Buch "Der Duft der Kiefern lesen". Die Berlinerin ist für diesen Roman in Comic-Format mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 ausgezeichnet worden. "Auch Jugendliche sollen an der Verlegung der Stolpersteine beteiligt werden", erklärt Bettina Hanke-Postma das Konzept. So werden auch 24 Konfirmanden aus Schieder-Schwalenberg an der Veranstaltung teilnehmen.

Lesung und Stadtspaziergang

In "Der Duft der Kiefern" taucht die Autorin in ihre Kindheit ein und stößt dabei auf Verdrängung und Lügen. Was hat ihr Großvater Heinrich, angeblich als Buchhalter bei der Wehrmacht in Riga stationiert, von den Gräueltaten der Nazis gewusst? War er vielleicht selbst beteiligt? Bald stellt sich die Frage nach der Mitschuld ihrer Familie. "Man kann das Buch kaum aus den Händen legen", erzählt Bettina Hanke-Postma. So spannend sei es. Die Lesung beginnt um 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Um eine Spende wird gebeten. Eine Anmeldung per E-Mail an b.hanke-postma@t-online.de ist erforderlich.

Erinnerungsorte jüdischen Lebens in Schwalenberg werden bei einem Stadtspaziergang am Sonntag, 12. November, ab 14.30 Uhr besucht. Der Treffpunkt wird an der Galerie Haus Bachrach angeschlagen. Die Teilnehmer werden nicht nur einiges über das Leben der Familie Bachrach, sondern auch der Familien Lebach und Katzenstein erfahren. Die Familie Bachrach war eine der wenigen, die auch nach der NS-Machtübernahme 1933 in Schwalenberg geblieben war und die Ausgrenzung der Juden durch die NS-Behörden hautnah miterlebte.

Annegret Kulms hofft, dass vielleicht auch unter den Teilnehmern jemand dabei ist, der noch weitere Informationen oder Material liefern kann. "Wir suchen noch händeringend Fotos aus der Zeit", erklärt sie. Die Gruppe sei nämlich derzeit dabei, eine Broschüre zu erstellen, die bei der Verlegung der Stolpersteine verteilt werden soll.

Besuch aus Miami

Auf einen Gast am 7. Dezember sei sie schon sehr gespannt, erzählt Annegret Kulms. Denn ihr ist es gelungen, Kontakt mit einem Nachfahren der Familie Bachrach aufzunehmen. Der Sohn von der Nichte von Gustav Bachrach wird für dieses Ereignis von Miami (USA) nach Deutschland reisen.

Nach der Aktion soll aber noch nicht Schluss sein, wie die Vertreter der Arbeitsgruppe erklären. Die Verlegung weiterer Steine, etwa in Schieder und Siekholz sei geplant.

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