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Schwalenberger Markt sucht Nachfolge mit Herz

Janet König

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Für Dagmar Redmann (69) ist der Schwalenberger Markt seit 28 Jahren feste Arbeits- und Wirkungsstätte. Nun möchte die Schwalenbergerin in den Ruhestand gehen. Eigentümer Thomas Grytz (52) sucht daher jetzt eine Nachfolge. - © Janet König
Für Dagmar Redmann (69) ist der Schwalenberger Markt seit 28 Jahren feste Arbeits- und Wirkungsstätte. Nun möchte die Schwalenbergerin in den Ruhestand gehen. Eigentümer Thomas Grytz (52) sucht daher jetzt eine Nachfolge. (© Janet König)

Schieder-Schwalenberg. Dagmar Redmann hat so einiges erlebt in ihrem Geschäft. „Einbrecher, Ausbrecher, Überfälle, eine Leiche vor der Tür“ - dazwischen unzählige zwischenmenschliche Momente, schöne bis traurige, das pure Leben halt - komprimiert im kleinen Supermarktkosmos. Nach 28 Jahren möchte sich die wohl vielen bekannte Schwalenbergerin nun endlich in den Ruhestand verabschieden. „Ich werde bald 70, so langsam wird es Zeit“, sagt Redmann. Doch ihren Schwalenberger Markt will die Chefin vorher noch in guten Händen wissen. Er müsse unbedingt erhalten bleiben.

Deshalb geht nun die Suche nach einem geeigneten Nachfolger los. Etwa 100 bis 150 Menschen kommen tagtäglich in den Laden, schätzt Dagmar Redmann, sie stöbern durch die Regale, kaufen Lebensmittel auf der knapp 200 Quadratmeter großen Verkaufsfläche, halten ein Pläuschchen oder informieren sich einfach über den neuesten Tratsch. Für die langjährige Marktleiterin ist der Markt ihr ganzes Herz. Das spürt man förmlich, während sie durch den Laden huscht und ihre Kundschaft bedient. „Das war für mich immer mehr als nur ein Job. Und ich hoffe, dass jemand bald mit genauso viel Herz weitermacht.“

Zwischen Supermarkt und Begegnungstätte

Eine große Portion Offenheit müsse ein Nachfolger auf jeden Fall mitbringen - und am besten direkt aus Schwalenberg kommen. Denn das Lebensmittelgeschäft sei für den Ort eben nicht nur zum Einkaufen gedacht, sondern genauso eine zentrale Begegnungsstätte für die Einheimischen gewesen. Plätzchenbacken mit Kindergartenkindern, Adventskaffeetrinken oder Kochen für die Seniorinnen und Senioren - zwischen den unscheinbaren Regalen spielt sich so allerhand Leben ab, sagt Redmann.

Eigentümer und Landschaftsbauer Thomas Grytz ist genau deshalb optimistisch, jemanden zu finden, der den Laden „mit Liebe weiterführt“. Für die Schwalenbergerinnen und Schwalenberger sei der Markt eben seit Jahrzehnten eine feste Instanz und für die Nahversorgung nicht mehr wegzudenken. „Ganz Schwalenberg ist bemüht, dass es weitergeht.“ Von vielen Einheimischen käme daher großer Zuspruch und Unterstützung, aber richtig konkret geworden seien die ersten Gespräche bisher nicht.

Dabei scheint der Standort kein schlechter zu sein, zumindest habe die Lüning-Gruppe (Edeka) als Lieferant zugesagt, die anstehenden Renovierungskosten des Marktes zu übernehmen und den Innenraum aufzuhübschen, bevor ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin loslegen kann. „Sie sind bereit, den Laden umzubauen und neue Regale und Kühlschränke anzuschaffen.“

Dann müsse nur noch ein neuer Bäcker gefunden werden, denn der jetzige höre bald ebenfalls auf und strebe den wohlverdienten Ruhestand an. Ohne frisches Backwerk könne so ein Supermarkt natürlich nicht existieren, das sei klar. Nicht grundlos steht Dagmar Redmann jeden Morgen schon ab halb sechs in der Bäckerei und backt die gelieferten Rohlinge auf, damit ihre Kundschaft ab 7 Uhr warme Brötchen abholen kann. „Ich mache alles möglich“, sagt sie und lächelt.

Der Markt soll für Schwalenberg erhalten bleiben

Genau hier in der Bäckerei habe sie im Dezember 1995 angefangen, „als dummes Schäfchen, das von nichts eine Ahnung hatte“, sagt Redmann. 28 Jahre später führt die Schwalenbergerin das Geschäft mittlerweile seit mehr als zehn knapp Jahren alleine, davor hatte sie den Laden im Jahr 2007 mit einer Kollegin übernommen. Ohne ihren Ehemann, der daheim den Haushalt erledige, hätte die 69-Jährige das all die Jahre nicht bewältigen können. Im Januar starb dann ihr Sohn, das Jahr sei kräftezehrend gewesen. „Deshalb merke ich langsam, dass die Energiereserven aufgebraucht sind.“

Doch einfach den Schlüssel umdrehen, will Dagmar Redmann nicht. „Ich bin bereit weiterzumachen, bis es jemanden gibt.“ Eigentümer Thomas Grytz ist dankbar dafür, möchte das Angebot aber nicht ausreizen. „Wir streben schon an, dass wir spätestens im Frühjahr eine Nachfolge haben.“ An der Pacht soll es auf jeden Fall nicht scheitern, sagt der Unternehmer. „Ich kann mich mit allem arrangieren. Wichtig ist nur, dass es hier weiterläuft.“

2012 hatte Thomas Grytz die historische Domänenscheune bei einer Zwangsversteigerung ersteigert. Damals mit dem gleichen Ziel wie heute. „Ich wollte, dass der Markt für Schwalenberg erhalten bleibt.“ Das soll er auch, wenn Dagmar Redmann in bald in den Ruhestand geht. Und am Ende geht man ja nie so ganz, sagt sie. „Ich könnte mir schon vorstellen, ein paar Stunden auszuhelfen.“

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