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Das steckt hinter dem großen Straßenbauprojekt zwischen Lothe und Steinheim

Silke Buhrmester

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Die L827n führt künftig direkt von Lothe auf die B239 und weiter auf die Ostwestfalenstraße. Berufspendler sparen Zeit und Nerven. - © Silke Buhrmester
Die L827n führt künftig direkt von Lothe auf die B239 und weiter auf die Ostwestfalenstraße. Berufspendler sparen Zeit und Nerven. (© Silke Buhrmester)

Schieder-Schwalenberg. Vor den Toren Schieder-Schwalenbergs in Richtung Steinheim tut sich seit geraumer Zeit etwas: Für 1,7 Millionen Euro wird seit Oktober der Trassenverlauf der Lother Straße in Richtung Hagedorner Straße verlegt. Das Bauprojekt, das nach den Plänen bis Herbst 2024 abgeschlossen sein soll, hat einige Vorteile, sowohl für die Steinheimer als auch für lippische Verkehrsteilnehmer.

Das neue Teilstück der Landesstraße L827 hat eine Länge von lediglich 900 Metern. Dennoch erhoffen sich die Verantwortlichen im Steinheimer Rathaus eine deutliche Steigerung der Lebensqualität für ihre Bürgerinnen und Bürger. Deshalb setzten die Steinheimer alles daran, die bereits seit 20 Jahren geplante Straßenverlegung endlich umsetzen zu können.

Kleine Stadt, großes Projekt

Die Landesstraße wäre an sich Sache von Straßen.NRW. Doch die Stadt Steinheim hat die Projektverantwortung übernommen. Diplom-Ingenieurin Andrea Nolte hat die Fäden in der Hand: „Ein größeres Straßenbauprojekt hat die Kommune noch nie gestemmt“, sagt sie.

Allerdings hatte sich die Stadt mit der Planung auch mächtig was aufgeladen. Für den einen Hektar Fläche, den die Straßenverschwenkung in Anspruch nimmt, waren in einem Bodenordnungsverfahren 100 Hektar landwirtschaftliche Fläche neu geordnet worden. 40 Eigentümer waren darin einbezogen. 15 Eigentümer mussten für die Straßenumlegung zufriedengestellt werden – mit zum Teil langwierigen Verhandlungen mit auswärtigen Eigentümern und Erbengemeinschaften.

Die Kreuzung, die den Verkehr von der Hagedorner Straße auf die L827n führt, ist fast fertig. - © Silke Buhrmester
Die Kreuzung, die den Verkehr von der Hagedorner Straße auf die L827n führt, ist fast fertig. (© Silke Buhrmester)

Spürbar für die Lipper ist das Projekt bislang nur, weil die Hagedorner Straße seit Monaten gesperrt ist. Inzwischen nimmt die Trasse Formen an. Der neue Verlauf ist gut zu erkennen: Kurz vor der steilen Kurve hinter der „Lother Höhe“ aus Richtung Lippe gesehen wird die neue Straße in Richtung Hagedorner Straße geführt. Hier ist die neue Kreuzung schon errichtet, die Verkehrsteilnehmer aus Richtung Hagedorn (K10) auf die L827n führen wird.

Sperrung zieht sich hin

Für die Baumaßnahme wird sich die Sperrung der Hagedorner Straße laut Andrea Nolte noch ein wenig hinziehen. Die Genehmigung ist gerade bis zum 17. Mai verlängert worden. Einen genauen Termin für die Freigabe der Straße gibt es noch nicht. Temporäre Behinderungen gibt es aufgrund des Transports der großen Windradteile gen Brakelsiek. Die Schwertransporte werden auf jeden Fall noch einige Wochen benötigen: „Wir haben eine Verlängerung der verkehrsrechtlichen Anordnung für die Hagedorner Straße bis zum 19. Mai beantragt“, sagt Dieter Abt, Betriebsleiter der Hofmann-Kran-Vermietung.

Durch die Verlegung der L827 gelangen Verkehrsteilnehmer aus Richtung Lothe künftig schneller auf die Bundesstraßen 252 und 239. - © Grafik: Oliver Wendtland
Durch die Verlegung der L827 gelangen Verkehrsteilnehmer aus Richtung Lothe künftig schneller auf die Bundesstraßen 252 und 239. (© Grafik: Oliver Wendtland)

Im Zuge des zweiten Straßenbauabschnitts, der sich laut Nolte voraussichtlich bis in den Herbst 2024 ziehen werde, ist die Sperrung der L827/Lother Straße notwendig. „Die Lother Straße wird erst gesperrt, wenn es unabdingbar ist. Während der Baumaßnahme wird grundsätzlich versucht, den bestehenden Verkehrsfluss so wenig wie möglich zu behindern. Eine teilweise Sperrung ist leider aufgrund der aufrecht zu erhaltenden Verkehrssicherheit nicht möglich“, versichert Nolte.

Vorteile für Lipper

Umstände bereitet die Baumaßnahme also schon, allerdings wird die neue Trasse aus Lipper Sicht auch Vorteile haben: „Die gefährliche Kurvensituation an der Lother Straße wird entschärft“, erläutert Andrea Nolte. Vor allem aber werden aus Lippe kommende Autofahrer, die auf die Ostwestfalenstraße B252 auffahren wollen, Zeit sparen. Über die neue Trasse können sie die Ostwestfalenstraße direkt über die B239 und den anschließenden Kreisel schnell erreichen. Schieder-Schwalenbergs Bürgermeister Jörg Bierwirth, selbst in Lothe lebend, weiß: „Man umfährt zukünftig Steinheim, wo es ja im Berufsverkehr an den Kreuzungen Lother Str./Höxter Str. und Rolfzener Str./B239 nicht immer einfach ist“. Aus seiner Sicht biete die neue Straßenführung vor allem Vorteile für Berufspendler.

Wie wichtig diese Verbindung ist, zeigte sich schon in der Vergangenheit, wenn zu Stoßzeiten etliche Autofahrer einen verbotenen Wirtschaftsweg kurz vor dem Ortseingang Steinheim nutzten, um den Umweg stadteinwärts zu vermeiden. Das ist künftig nicht mehr nötig und möglich.

Auch die Blomberger Firma Delignit, die in Lothe ein Werk unterhält, begrüßt die Baumaßnahme: „Als Unternehmen sehen wir die Entwicklung positiv, weil es für Lastwagen und Mitarbeiter einfacher wird, das Werk zu erreichen. Außerdem wird ein kleiner Zeitvorteil erwartet, weil die Lastwagen nicht mehr durch Steinheim fahren müssen“, schreibt der Technische Assistent, Dan Knechtl, auf LZ-Anfrage.

Die Arbeiten an der L827n vor den Toren Steinheims schreiten voran. Demnächst wird die Lother Straße für den zweiten Bauabschnitt gesperrt. - © Silke Buhrmester
Die Arbeiten an der L827n vor den Toren Steinheims schreiten voran. Demnächst wird die Lother Straße für den zweiten Bauabschnitt gesperrt. (© Silke Buhrmester)

Win-Win-Situation

Es ist eine Win-Win-Situation, die den Steinheimern noch weitere Vorteile bringt: So wird zum einen das Neubaugebiet „Steinwarts Feld“ vom bisherigen Landesstraßen-Verkehr entlastet. Als künftige kommunale Straße kann die Stadt dort eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf 50 km/h festlegen, bisher liegt sie bei 70 km/h. Zudem ist perspektivisch eine Entlastungsstraße zum Wohngebiet „Am Schorrberg“ geplant, um den Verkehr vor der Stadt umzuleiten.

Eine wichtige Auswirkung hat die Verlegung der Landesstraße 827 auch für den innerstädtischen Ring. Denn der ist offiziell die Weiterführung der L 827 und damit in Nordrhein-Westfalen eine echte Rarität: Es gibt in ganz NRW kaum eine Handvoll Landesstraßen, die einmal quer durch eine Stadt führen. Mit der Umwidmung des Inneren Rings in eine Stadtstraße werde die Stadt, so Nolte, dort im Sinne des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes selbst die Planungshoheit übernehmen.

Steinheimer wie Lipper fiebern der Fertigstellung der 900 Meter langen L827n entgegen. Im Herbst 2024 soll es so weit sein. Bis dahin allerdings muss noch mit einigen Verkehrsbehinderungen und Sperrungen gerechnet werden.

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