Schädlingsbekämpfung: Schieder-Schwalenbergerin googelt nach Experten und zahlt Lehrgeld

Schieder-Schwalenberg. Geräusche auf dem Dachboden, ein Artikel in der LZ über Wanderratten, die eben dort große Schäden anrichten - da griff eine Schieder-Schwalenbergerin zum Telefon, um den ortsnahen Schädlingsbekämpfer zu Hilfe zu rufen. Doch sie erreichte nicht den, der in ihrem Ort sein Unternehmen hat. Die Suche per Google führte ins Ruhrgebiet, der Firmenname ist sehr ähnlich. Am Ende zahlte sie 1000 Euro an der Haustür und sagt: &bdquo;Ich habe Fehler gemacht und hätte misstrauischer sein müssen.“

Die LZ hatte über die Schädlingsbekämpfung berichtet und über den Deutschen Schädlingsbekämpfer Verband . In dem Artikel wurde die Firma &bdquo;pestXpert“ aus Schieder-Schwalenberg genannt samt Firmenchef Alexandru Socacin. Als sich die Seniorin bei der LZ meldet und ihren Fall schildert, ist sie erst noch überzeugt, auch mit ihm gesprochen und ihn engagiert zu haben. &bdquo;Ich hatte nie mit ihr gesprochen und was sie geschildert hat, passt auch gar nicht zu meinem Vorgehen“, sagt er. Einige Telefonate später ist klar: Die Schieder-Schwalenbergerin hatte nie Kontakt mit ihm, sondern war über die Googlesuche ganz woanders gelandet. &bdquo;Ich hatte nur den Firmennamen eingegeben und da tauchte ein Unternehmen auf, bei dem ich auch angerufen habe“, sagt die Seniorin.

Seniorin prüft Kostenvoranschlag nicht genau Ihr Problem: &bdquo;Ich hatte die Vermutung, dass sich in einem Abstellraum oben unter dem Dach ein Tier eingenistet hat. Beim Aufräumen hatte ich Köttel gefunden und die waren größer als die einer Maus.“ Weil ihr Urlaub in Kürze ansteht, habe sie das Problem vorher noch lösen wollen.

Am Telefon habe sie den Namen nicht richtig verstehen können, es sei in gebrochenem Deutsch gesprochen worden. &bdquo;Es kam mir allerdings komisch vor, dass ich nach meiner Postleitzahl gefragt wurde, schließlich ist das Unternehmen ja nur kurz über den Berg. Der hätte quasi mit dem Rad hierher kommen können.“ Man habe ihr zugesichert, dass am Nachmittag ein Mitarbeiter vorbei käme. Dann aber habe man sie angerufen und ihr avisiert, dass es noch früher am selben Tag klappt. &bdquo;Ich war da sehr froh, denn schließlich wollte ich das Problem schnell loswerden. Die Bewertungen im Internet lasen sich auch sehr gut.“ Ein Mann habe gegen 12 Uhr geklingelt, sein Fahrzeug habe ein auswärtiges Kennzeichen gehabt. &bdquo;Er hat mir auf dem Smartphone einen Kostenvoranschlag gezeigt. Das war so klein, dass ich es nicht lesen konnte. Mein Fehler, ich hätte darauf bestehen sollen, dass er mir das genau erklärt und auch in Papier vorlegt“, räumt sie ein.

Der Mann sei auf den Boden gegangen, habe eine Gartenspritze mitgenommen, auch von Ködern habe er gesprochen. &bdquo;Dann kam er runter und erklärte, ich dürfe eine Woche lang den Dachboden nicht betreten, weil er dort gespritzt habe.“ An der Haustür folgten dann gleich die Rechnung und die Bezahlung: 89 Euro pro 15 Minuten plus Anfahrt, unter dem Strich 1000 Euro. &bdquo;Ich bin aus allen Wolken gefallen.“ Sie habe noch einmal bei dem Unternehmen angerufen. &bdquo;Ich finde das schon sehr teuer. Aber es wurde einfach aufgelegt.“

Die LZ hat bei der Verbraucherzentrale NRW nachgefragt. &bdquo; Das Unternehmen ist mir nicht bekannt. Beschwerden zu überteuerten Schädlingsbekämpfern erreichen uns allerdings häufig“, stellt Carolin Semmler, Rechtsanwältin mit Schwerpunkt Verbraucherrecht, fest.

Ob der Einsatz zum Ziel geführt, kann die Schieder-Schwalenbergerin noch nicht sagen. Alexandru Socacin ist froh, dass sich die Seniorin bei der LZ gemeldet hat. &bdquo;Ich wusste nicht, dass die Googlesuche zu einem anderen Unternehmen führt, das so einen ähnlichen Namen hat.“

Verbraucherschützer: Impressum kontrollieren Und das auch komplett anders arbeite. &bdquo;Ich vermittle überhaupt keine Aufträge an andere Firmen. Ich komme ausschließlich selbst zu den Kunden“, sagt er der Schieder-Schwalenberger Fachmann. Er habe zuvor als Schädlingsbekämpfer in Kassel gearbeitet, vor einem Jahr sei er nach Lippe gekommen. &bdquo;Ich baue meine Firma auf. Und jetzt stehe ich vor der Frage, wie ich im Internet kenntlich machen kann, dass man mich sicher findet.“

Er rechne nicht in der Art und Weise ab, erkläre auch sehr genau, was er mache. &bdquo;Dass dort auf dem Dachboden gespritzt wurde, kann ich nicht nachvollziehen. Ich wüsste gar nicht, was ich da spritzen sollte“, sagt er. Mit dem Deutschen Schädlingsbekämpfer Verband (DSV), in dem er Mitglied ist, hat er Kontakt aufgenommen. &bdquo;Wer sich unsicher ist, kann auf der Verbands-Homepage seine Postleitzahl eingeben und sieht dann, welche Verbandsmitglieder in Ortsnähe sind.“ Der Verband hatte auf Nachfrage der LZ ebenfalls empfohlen, sich das Impressum der Unternehmen anzuschauen, das ausgesucht wird. So lasse sich unter anderem der Firmensitz feststellen.

Die Schieder-Schwalenbergerin hat zumindest die Hoffnung, dass sie ihr tierisches Problem auf dem Dachboden loswird. Sicher ist sie sich allerdings nicht. &bdquo;Ich ärgere mich über mich selbst. Ich hätte nur ,pestXpert Schieder-Schwalenberg’ eingeben müssen, dann hätte ich das Unternehmen erreicht, das ich erreichen wollte.“

Rechnung prüfen lassen Die Verbraucherzentrale NRW hat einige Tipps zusammengestellt, weil sich immer wieder Verbraucher beschweren, die Wespennester haben entfernen lassen und dafür sehr viel Geld bezahlt haben. &bdquo;Die Tipps, die wir in Bezug auf die Suche und die Verträge geben, lassen sich auch auf andere Fälle der Schädlingsbekämpfung übertragen“, erklärt die Pressesprecherin auf Nachfrage der LZ.

Seriöse Schädlingsbekämpfer können laut Verbraucherzentrale am Telefon in etwa den Preis nennen und auch sagen können, wie sie voraussichtlich vorgehen werden. Wer im Internet recherchiere, solle auf das Impressum der Seiten klicken. &bdquo;Dort erfahren Sie, ob der Anbieter tatsächlich in Ihrer Nähe sitzt.“ Niemand müsse sofort zahlen. &bdquo;Sie haben das Recht, die Rechnung überprüfen zu lassen, zum Beispiel bei der Verbraucherzentrale vor Ort.“

Ein Profi störe oder töte Wildtiere nicht unbegründet und arbeite mit den Naturschutzbehörden zusammen. Fach- und Berufsverbände der Schädlingsbekämpfer sowie Stadtverwaltungen oder Umweltämter könnten bei der Suche nach Fachleuten aus dem Umkreis helfen.

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