Diese Akzente will Bürgermeisterkandidatin Birgitt Höhn in Schieder-Schwalenberg setzen

Schieder-Schwalenberg. Die Grünen schicken sie ins Rennen um das Bürgermeisteramt. Als Treffpunkt hat sie die Schwalenberger Kirche vorgeschlagen.

Frau Höhn, warum haben Sie sich die Kirche ausgesucht als Lieblingsort?

Birgitt Höhn: Kirche ist für mich ein Ort, mit dem ich viel verbinde, ein Ort der Besinnung, des Gesprächs, und es entlässt mich anschließend immer mit Demut zurück in den Alltag.

Was bedeutet der Glauben für Sie?

Birgitt Höhn: Er hat einfach einen großen Stellenwert in meinem Leben und mich auch durch große Krisen geführt.

Nennen Sie bitte mal ein Beispiel.

Birgitt Höhn: Also zum Beispiel der Tod unseres Sohnes. Und Kirche ist auch der Ort, der für viele Werte steht, für Solidarität, für Mitgefühl, für Gerechtigkeit, für Gemeinschaft - Werte , die auch gut politische Vertreter im Alltag umsetzen dürften.

W ann haben Sie denn beschlossen, in die Politik zu gehen?

Birgitt Höhn: O h, relativ früh. Meine erste Demo war im Alter von 13 oder 14 gegen den Paragrafen 218. Die nächste Demo war gegen das Nord - Süd - Gefälle. Also für den afrikanischen Kontinent. Soziale Gerechtigkeit ist bis heute mein großes Herzensthema .

Sie sind Beirätin der JVA, Schiedsfrau und sachkundige Bürgerin für die Grünen. Warum das alles?

Birgitt Höhn: Ehrenamt ist für mich Mitte der Gesellschaft, Herzstück der Demokratie. Stellen Sie sich mal vor, wir hätten in Schieder- Schwalenberg keine Ehrenamtler, da wird ja alles zusammenbrechen, a ngefangen bei der Freiwilligen Feuerwehr, über das, was die Kirchen leisten, was in der Jugendarbeit und in den Vereinen geleistet wird.

Und jetzt also noch Kommunalpolitik.

Birgitt Höhn: Das ergänzt meine hauptamtliche Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Grünen. Wenn Sie im Rat, im Kreistag und beim LWL unterwegs sind, dann lernen Sie, wo man was drehen muss, damit man ganz unten was bewegt.

Was würden Sie als Bürgermeisterin anders machen als der Amtsinhaber?

Birgitt Höhn: Also erst mal: Alle Besen kehren anders. Ich hätte andere Schwerpunkte. Ein großes Anliegen wäre mir Digitalisierung . KI ist nicht unbedingt eine Last. Es geht nicht darum, Menschen wegzurationalisieren, sondern zu gucken, wie wir mit weniger Mensch unsere Arbeit effizienter erledigen können.

Amtsinhaber Jörg Bierwirth will nicht weitermachen, weil er nichts mehr gestalten kann. Können Sie das nachvollziehen?

Birgitt Höhn: Nein. Ich finde, gerade in schwierigen Zeiten braucht es Menschen, die trotzdem gestalten wollen.

Aber die Finanzausstattung lässt es kaum zu.

Birgitt Höhn: N ichtsdestotrotz. Für mich wäre es das falsche Signal, an der Stelle das Handtuch zu werfen. Sicherlich ist aufgrund der Jahre, die er im Amt war, eine Toleranzgrenze überschritten an der Stelle, das respektiere ich. Ich finde, die Gespräche und die wichtigen Entscheidungen müssen im Hintergrund weiter angestoßen werden.

Aber das hilft Ihnen ja pekuniär nicht unbedingt weiter.

Birgitt Höhn: Ich bin da guter Dinge, wegen der Signale, die ich wahrnehme : Bund und Land erkennen, dass die Notwendigkeit dringendst gegeben ist. Der kommunale Haushalt ist zum größten Teil fremdbestimmt. Entscheidend ist die Verteilung. Ich würde jetzt erst mal darauf setzen, dass da im Laufe des Jahres noch was passiert.

Und wenn nicht?

Birgitt Höhn: Dann müssen wir mit dem zurechtkommen, was wir haben und gut gucken, wie man über andere Wege an Geld kommen kann, sich über kleine Wege die freiwilligen Leistungen erhält.

Gibt es in Schieder-Schwalenberg irgendeine freiwillige Leistung, bei der Sie sagen, darauf können wir verzichten?

Birgitt Höhn: Nein. Da wäre mein erster Ansatz, dass zu erhalten. Und dann würde ich persönlich natürlich auch den Haushalt in seiner Kleinteiligkeit auch gerne noch mal überprüfen.

Was würden Sie unbedingt angehen wollen?

Birgitt Höhn: Die Wärmeplanung, die brauchen wir dringend. Da geht es gar nicht vorrangig um Klimaschutz, sondern auch um sozialverträgliche Energiekosten für alle, langfristig.

Wie stehen Sie zum Thema Schulsozialarbeit? Das ist ja auch so eine freiwillige Ausgabe, die durchaus kontrovers diskutiert wurde.

Birgitt Höhn: Da muss Geld rein. Wir können nicht auf der einen Seite immer darüber meckern, dass die Jugendamtsumlage immer weiter nach oben geht. Wenn wir hier unten diese Dinge vernachlässigen, werden sie am Ende sehr, sehr viel teurer.

Thema Gesundheit: Andere Kommunen haben mittlerweile Förderprogramme für mögliche Ansiedlung neuer Ärzte auf den Weg gebracht, aber Schieder-Schwalenberg nicht, obwohl der Bedarf groß ist. Was halten Sie davon?

Birgitt Höhn : Nicht viel, weil das in ein Wettbieten zwischen den Kommunen ausarten könnte, und da würden die kleineren Kommunen den Kürzeren ziehen. Ich hätte eine andere Lösung aus Borchen im Sinn. Da nimmt eine medizinische Fachangestellte Voruntersuchungen vor, misst Blutdruck, nimmt Blut ab und erst danach gibt es per Video ein Gespräch mit dem Arzt. Das würde vielleicht die größte Not lindern. Im Übrigen ist die h ausärztliche Versorgung primär keine kommunale Aufgabe, gehört aber zur Daseinsvorsorge dazu.

Kommen wir zur Wirtschaft: Worauf kommt es für Sie an?

Birgitt Höhn: Mir ist es wichtig, dass die Unternehmen, die da sind, hier auch gut bleiben können und weitere Arbeitsplätze schaffen können. Die Frage ist: Welche Rahmenbedingungen kann ich schaffen?

Dazu gehören natürlich auch die Steuerhebesätze.

Birgitt Höhn : Allerdings. Schieder-Schwalenberg ist lippeweit noch nicht im obersten Bereich angekommen, und das Land will ja jetzt auch eine Obergrenze einführen.

Es kann trotzdem sein, dass Sie zu einer Erhöhung der Sätze gezwungen sind.

Birgitt Höhn : Wenn das dann so kommt, dann muss das gemeinschaftlich entschieden werden. Ich bin ohnehin für eine enge parteiübergreifende Zusammenarbeit. Und ich setze immer noch da drauf, dass Bund und Land die Einsicht haben.

Kommen wir noch mal kurz zu den freiwilligen Leistungen. Dazu gehört auch das Freibad...

Birgitt Höhn : Das Freibad muss unbedingt erhalten werden. An der Stelle, wo das weg wäre, dann stirbt einfach ein Stück der Stadt. Da kann man nur großen Dank all den Menschen aussprechen, die das ehrenamtlich am Laufen halten.

Persönlich Birgitt Höhn ist im Ruhrgebiet aufgewachsen. Die gelernte Politikwissenschaftlerin ist Jahrgang 1964 und hat zehn Kinder, darunter zwei Pflegekinder. Sie ist verheiratet und arbeitet für die Grünen im Kreis Lippe als Wissenschaftliche Mitarbeiterin. Sie engagiert sich vielfach ehrenamtlich und hört sehr gern Rockmusik.

Die Fragen stellte LZ-Redakteurin Marianne Schwarzer

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