Zehn Jahre am Standort: „Startbahn 53“ ist in Schieder angekommen

Schieder-Schwalenberg. Der Verein für Rehabilitation Schlangen/Lippe ist mit seiner Einrichtung &bdquo;Startbahn 53“ nun seit zehn Jahren am Standort in Schieder. Die Anfänge seien nicht ganz so einfach gewesen, erinnert sich Einrichtungsleiter Waldemar Pokrant, der seit Juni gemeinsam mit Ann-Christin Hausmann-Starke zudem auch den Vereinsvorstand bildet. Anfängliche Vorbehalte gegenüber der geschlossenen Einrichtung für suchtkranke Menschen mit Alkohol- und/oder Medikamentenabhängigkeit inmitten der Gemeinde seien jedoch längst passé. Inzwischen sind sie vor Ort sehr gut eingebunden und integriert, wie an den Ausführungen der beiden Vorstandsmitglieder im Gespräch mit der LZ deutlich wird.

&bdquo;Die Menschen, die zu uns kommen, sind vorwiegend alkoholabhängig. Die Abhängigkeit von Tabletten haben wir tatsächlich selten“, berichtet Hausmann-Starke. Alle Bewohner haben gemein, dass sie einen Unterbringungsbeschluss haben. Bedeutet: Das Gericht hat die Unterbringung angeordnet, weil die Gefahr besteht, dass sich diese Menschen selbst lebensbedrohlich gefährden. Die Dauer liege zwischen sechs Monaten und zwei Jahren, so die Vorständin. &bdquo;Der Beschluss kann aber auch vorher beendet werden.“ Dazu würden mit den Betreuenden regelmäßig Perspektivgespräche geführt.

Zurück ins Leben begleiten Wer sich die geschlossene Einrichtung mit Gittern an den Fenstern oder hohen Zäunen vorstellt, liegt falsch. &bdquo;Das soll hier sehr familiär gehalten werden“, erklärt Pokrant. Ziel sei es, wie der Name &bdquo;Startbahn 53“ es schon sagt, den Menschen einen neuen Start ins Leben zu ermöglichen - in ein Leben ohne Abhängigkeit. Die Zahl 53 habe noch mit dem alten Standort in Kohlstädt, wo die Einrichtung im Jahr 2006 gestartet ist, zu tun, berichtet Ann-Christin Hausmann-Starke. Dies war die Hausnummer dort. &bdquo;Das Haus war nicht barrierefrei“, erklärt sie den Umzug in das neugebaute Domizil vor zehn Jahren. Viele Bewohner würden, zumindest anfangs, am Rollator gehen oder im Rollstuhl sitzen.

Wenn die Menschen in die &bdquo;Startbahn 53“ kommen, haben sie den Entzug in einer Klinik bereits hinter sich. &bdquo;Unsere Aufgabe ist es dann, die Menschen zurück ins Leben zu begleiten“, sagt Ann-Christin Hausmann-Starke. Durch den Abstand vom Alkohol sollen alte Interessen wiederbelebt oder neue geweckt werden. &bdquo;Um dann ein stabiles Leben zu führen.“ Wenn möglich und gewünscht, sollen auch die Kontakte zum sozialen Umfeld wieder aufgebaut werden. Diese haben nämlich meist durch den Alkoholismus gelitten.

Struktur geben Die Einrichtung bietet Platz für 16 Bewohner. &bdquo;Die Nachfrage ist größer als das Angebot“ erklärt Pokrant. Der Großteil der Klienten seien Männer - meist ab 50 Jahre aufwärts. Hin und wieder seien Bewohner auch jünger. Aktuell sei der Jüngste Mitte 30. &bdquo;Wir geben ihnen hier eine Struktur vor, weil es für diese Menschen wichtig ist, dass sie eine Beschäftigung haben“, erklärt Ann-Christin Hausmann-Starke, die Psychologin ist. Ein Leitfaden, an denen sie sich halten können, würde ihnen Sicherheit geben.

So führen sie etwa Heimarbeiten für eine lippische Firma aus, zudem gibt es Bewegungsangebote und Beschäftigungen für die kognitive Förderung. Letztere seien so wichtig, weil der Alkoholismus Schädigungen im Gehirn hervorrufe, so Hausmann-Starke, die seit 2008 im Verein und seit 2011 im Vorstand ist. &bdquo;Wir nutzen auch gerne die Angebote vor Ort“, führt die Psychologin weiter aus. Besuche in der Bücherei und im Freibad sowie Spaziergänge am Schiedersee gehörten beispielsweise dazu. Die Bewohner seien zunächst immer gemeinsam mit den Betreuern unterwegs. Schritt für Schritt werden sie herangeführt, Sachen auch wieder alleine zu erledigen.

Verschiedene Unterstützungsangebote &bdquo;Wenn die Entwicklung hier gut verläuft, dann haben wir auch die Möglichkeit, sie in unserer offenen Einrichtung Probewohnen zu lassen“, berichtet Pokrant. Die sozialtherapeutische Wohnform &bdquo;Domäne“ liegt direkt nebenan. Zudem hat der Verein noch zwei weitere offene Wohneinrichtungen, das &bdquo;Haus Externsteine“ am Rande der Stadt Horn-Bad Meinberg sowie den &bdquo;Sternhof“ in Schlangen-Oesterholz. Darüber hinaus gibt es den ambulant begleitenden Dienst, der suchtkranke Menschen im Kreis Lippe in ihrem Zuhause begleitet.

&bdquo;Wir führen keine Statistik, ich würde aber schon sagen, dass die meisten, die diese Zeit hier durchlaufen, dann auch lange abstinent leben“, berichtet Hausmann-Starke von den Erfahrungen der &bdquo;Startbahn 53“. Der Einrichtungsleiter richtet in diesem Zuge ein großes Dankeschön an seine Mitarbeiter: &bdquo;Ohne die könnten wir das gar nicht stemmen.“ Er freut sich auch über die geringe Fluktuation in der Einrichtung.

Weitere Informationen zu den Unterstützungsangeboten des Vereins finden Interessierte im Internet unter rehasucht-lippe.de

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