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Sonderband der Ortschronik - "Flurnamen der Gemeinde Schlangen"

Manfred Brinkmeier

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Haben ganze Arbeit geleistet: (von links) Annette Fischer, Dr. Birgit Meineke und Rudolf Havermeier. - © Manfred Brinkmeier
Haben ganze Arbeit geleistet: (von links) Annette Fischer, Dr. Birgit Meineke und Rudolf Havermeier. (© Manfred Brinkmeier)

Schlangen. „Flurnamen der Gemeinde Schlangen“ - klingt für einen Buchtitel irgendwie uncool und lässt für den Inhalt Langweiliges erahnen. „Nichts als Vorurteile“, findet Dr. Birgit Meineke. „Wer das Buch liest, merkt sehr schnell, welch spannende Geschichten hinter den Flurnamen stehen“, erklärt die Autorin verschmitzt.

Information
Ursprünglich sollte die Sprachhistorikerin Dr. Birgit Meineke nur einen Beitrag für den dritten Band der „Geschichte der Dörfer Schlangen, Kohlstädt, Oesterholz und Haustenbeck“ schreiben. Aufgrund der Fülle des Materials stellte sich aber schnell heraus, dass dies den Rahmen sprengen würde. Und so hat sich der Herausgeber der Schlänger Ortschronik, Heinz Wiemann, entschieden, einen Ergänzungsband in Auftrag zu geben – mit dem Titel „Flurnamen der Gemeinde Schlangen“. Der liegt nun in einer Auflage von 500 Exemplaren vor. Er ist ab sofort im Buchhandel für 29 Euro erhältlich. Das Buch umfasst 288 Seiten mit 78 Abbildungen und 37 Karten sowie einer großformatigen Einlegekarte.
ISBN: 978-3-89534-937-9

Da wäre zum Beispiel der Name Wolfsberg. Der hat laut Dr. Meineke nichts mit Wölfen zu tun, wie man vorschnell vermuten könnte. „Hier geht es vielmehr um Eisengewinnung, die es im 14. Jahrhundert in Kohlstädt gab. Davon legt das so genannte Eisenloch auf dem Wolfsberg Zeugnis ab. Der aus dem Eisenstein ausgeschmolzene Eisenklumpen wird neben Luppe auch Wolf genannt – und schon haben wir den unerwarteten Bezug hergestellt.“

Im Buch gibt es noch viele solcher Beispiele. Dr. Birgit Meineke: „Und das ist ja gerade das Spannende an der Sache. Die Flurnamen machen nämlich eine alte Natur- und Kulturlandschaft sichtbar. Sie gewähren einen faszinierenden Einblick in die Geschichte unserer Vorfahren. Für die waren Flurnamen kognitives GPS.“ Die Sprachhistorikerin ist im Auftrag des Schlänger Ortschronisten Heinz Wiemann tätig geworden. Sie hat dabei mehr als 500 Flurnamen erforscht.

Ausgangspunkt ihrer Arbeit sind Vermessungsregister sowie eine Flurkarte des Geometers Heinrich Christian August Overbeck – erstellt in den Jahren 1823 und 1824. Heinz Wiemann hat die dort genannten Flurnamen in monatelanger Arbeit systematisch erfasst. Anschließend hat er sie auf aktuelle Grundkarten übertragen. Anhand dieser Vorlage hat der Detmold Grafikdesigner Rudolf Havermeier eine Flurnamenkarte entwickelt, die den Lesern eine Orientierung im Gelände ermöglicht.

Havermeier spricht dabei von einer wahren „Fummelarbeit“. Vor 200 Jahren seien die Messgeräte nämlich noch nicht so exakt gewesen wie heute. Deshalb habe er neue Vermessungskarten nicht so ohne weiteres auf alte Karten projizieren können. „Das war leichter gedacht als getan.“ Nach akribischer Arbeit hat er es aber doch hinbekommen.

Die Schlänger Diplom-Fotodesignerin Annette Fischer hat die sprachgeschichtliche Analyse von Dr. Birgit Meineke visualisiert. Letztes Glied in der Kette war dann der Diplom-Grafikdesigner Jörg Aufdemkamp aus Bielefeld. Er hat den Text sowie die Karten und aktuellen Fotografien – ergänzt um historische Abbildungen – zu einem stimmigen Layout gefügt. Dieses passt exakt zu den ersten beiden Bänden der Schlänger Ortschronik. „Aufgrund der vielen Sonderzeichen war es dieses Mal allerdings typografisch eine Tour de France.“

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