Lemgo. Hier fliegen Hummeln, eine Libelle und Schmetterlinge umher: Im Garten von Lena Morgenstern fühlen sich die Insekten offenbar wohl. Das weiß auch die Jury des zweiten Lemgoer Gartenwettbewerbs zu schätzen und hat die 27-Jährige zur Siegerin gekürt. Dabei hat sie den Bauerngarten erst im April vergangenen Jahres angelegt - und zwar nicht daheim, sondern bei Freunden auf dem Bauernhof eine Straße weiter. Morgenstern ist vor ein paar Jahren aus Paderborn zu ihrem Liebsten Tobias Langer auf den Stucken nach Brake gezogen. Schnell war klar: Der Garten am Haus ist ihr zu klein. „Meine Mutter hat einen riesigen Garten, den wollte ich auch“, sagt die 27-Jährige. Langer ist auf dem Stucken groß geworden. Schon sein Opa habe auf dem benachbarten Hof Blattgerste mitgeholfen und auch der 32-Jährige kenne das Grundstück von Kind auf. Seine Oma habe aufgrund der beengten Verhältnisse daheim, ebenfalls einen Garten auf dem Hof gehabt. Jetzt tat Morgenstern es ihr gleich. Im Frühjahr 2024 ging es los. Zunächst musste die Wiese umgepflügt und der mehr als 150 Quadratmeter große Bauerngarten mit einem Staketenzaun eingefasst werden. Beim Einschlagen der Pfosten packte Langer mit an. Ansonsten überlässt er seiner Frau lieber das Feld. Die beiden haben im Sommer geheiratet. Für Morgenstern war von Anfang an klar: „Hortensien sind wegen der großen Blüten und Lavendel wegen des Duftes und der Insekten ein Muss.“ Beim Rest habe sich die 27-Jährige inspirieren lassen. Für Neueinsteiger, wie sie es war, hat sie einen Tipp: „Achtet darauf, dass die Pflanzen zu den Licht- und Bodenverhältnissen passen.“ Der magere Boden in ihrem Garten und die lange Sonnenscheindauer auf die Fläche, sei nicht für jede Pflanze geeignet. Auch dürfe nicht zu dicht gepflanzt werden. „Ich war teilweise überrascht, wie groß die Pflanzen werden können“, sagt Morgenstern. Zudem müsse auf die Auswahl der Pflanzennachbarn geachtet werden. „Zur Not frage ich einfach Chat GPT’“, sagt die 27-Jährige und lacht. So pflanzte sie Japanisches Geißblatt am Eingangsbogen, Dahlien, Tulpen, Rosen Kugeldisteln, Fetthenne und vieles mehr. Auch Kräuter wie Thymian und Salbei. Aber sie wollte nicht nur Blumen, sondern auch Gemüse anbauen. So wachsen unter anderem Kürbisse, Kohl, Rote Beete und Mangold in ihrem Garten. Die Physalis-Pflanzen seien ein Versuch gewesen. „Die sind so groß geworden und überragen alles.“ Die erste orangene Frucht ist bereits zu sehen. Feldgurken und Zwiebeln seien schon abgeerntet. Der Rhabarber wird wohl erst nächstes Jahr erntereif. Im hinteren Bereich gibt es mehr Obst: Einige Erdbeeren tragen noch Früchte. Es gibt Johannisbeeren, Himbeeren und die weniger bekannten Loganbeeren. Weintrauben habe Morgenstern erst vor Kurzem gepflanzt. Künftig sollen noch Stachelbeeren dazukommen. In diesem „Snackbereich“, wie ihn die 27-Jährige nennt, stehen auch vier alte Gartenstühle samt Tisch, die sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen habe. „Die standen schon 20 Jahre dort im Garten.“ Auf dem Tisch steht ein solarbetriebenes Wasserspiel und in der Ecke ein Komposthaufen. Der Regenwassertank soll noch mit Efeu verkleidet werden. Die Beete sollen mit einer niedrigen Eiben- oder Gamanderhecke eingefasst werden. Aktuell grenzen Steine die Beete von den Wegen aus Holzhackschnitzeln ab. Fertig ist Morgenstern also noch lange nicht. „Es gibt immer etwas zu tun“, sagt sie. Fünf bis zehn Stunden verbringe sie in der Woche im Schnitt im Garten. Im Frühjahr sei es natürlich deutlich mehr als im Winter. Im Sommer gehe es hauptsächlich ums Gießen. „Letztes Jahr musste ich kaum gießen, dieses Jahr war es viel zu trocken und ich musste oft gießen“, sagt die 27-Jährige. Das Regenwasser in den Garten zu tragen, könne ganz schön anstrengend sein. Oft vergesse sie, sich etwas zu trinken mitzunehmen und das Haus ist eben nicht um die Ecke. Auf einer Fahrradtour im Münsterland seien sie dann auf die Lösung gekommen: „Die hatten dort so Erdkühlschränke“, sagt Langer und zeigt das Ding im Lemgoer Garten, das gleich neben einer Holzliege eingebaut wurde. Von oben sieht es aus wie ein Blumentopf. Wer ihn hochzieht, entdeckt Getränke. Ja, Morgenstern vergesse hier manchmal die Zeit. „Die Gartenarbeit ist für mich der Ausgleich zu meiner richtigen Arbeit. Es ist wie Urlaub für die Seele oder Urlaub im Alltag. Viele sagen, der Garten mache doch so viel Arbeit, aber für mich ist das Entspannung - selbst Unkrautjäten“, erzählt die Projektingenieurin. Sie sei Detlef und Ilona Blattgerste daher sehr dankbar, ihre Fläche nutzen zu dürfen. Durch die Teilnahme am Wettbewerb hofft die 27-Jährige auch, Kontakt zu anderen Lemgoerinnen und Lemgoern in ihrem Alter zu bekommen, die die gleiche Leidenschaft für die Gartenarbeit hegen wie sie selbst. Mit einem Sieg habe sie aber niemals gerechnet. Besichtigung Die Siegerehrung des Gartenwettbewerbs findet am Freitag, 26. September, nach einem Vortrag zum Thema „Lebensraum Wild- und Vogelschutzhecke“ ab 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses am Marktplatz statt. Lena Morgensterns Garten kann am Dienstag, 30. September, ab 17 Uhr an der Stuckenstraße 24 besichtig werden.