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Projekt „LivingCon“ baut Holzcontainer für Platz zum Leben

Diese sollen Asylsuchenden Wohnungen bieten – denkbar sind sie aber auch für Studenten

Yvonne Glandien

Schwebt: Das erste Modul des Containers wird mit Hilfe eines Krans außerhalb der Halle platziert. - © Henning Schwarze
Schwebt: Das erste Modul des Containers wird mit Hilfe eines Krans außerhalb der Halle platziert. (© Henning Schwarze)

Schlangen. Neuneinhalb Meter lang und drei Meter breit – stehen die beiden Module des Prototypen zurzeit auf Hof und Halle der Zimmerei Schäfer. Zusammengesetzt ergeben sie den ersten Wohncontainer, der unter der Marke „LivingCon" produziert wird.

Die Idee ist Helmut Schäfer, dem Inhaber der Zimmerei, im Oktober gekommen. Er sah den Konflikt, den die Städte mit der Unterbringung der ankommenden Flüchtlinge haben, als eine Möglichkeit und entwickelte ein Konzept für mobilen Wohnraum. Mit der Unterstützung von sieben weiteren ortsansässigen Firmen konnten dann Anfang Januar dieses Jahres die ersten konkreten Planungen beginnen. „Zwölf Tage bauen wir jetzt an dem Prototypen", berichtet Henning Schwarze, in dessen Händen das Marketing des Projektes liegt. „Geplant ist, dass wir später ein Doppelmodul pro Woche produzieren können."

Die Doppelmodule bestehen jeweils aus zwei Teilen, die einzeln transportiert und dann zusammengesetzt werden. Die Breite der jeweiligen Module liegt bewusst nur bei drei Metern, so können sie einfach auf einem Lkw transportiert werden und müssen nicht als Schwerlast deklariert werden. „Die aktuelle Länge von neuneinhalb Metern lässt sich noch auf 14,5 Meter erweitern. Damit könnte man noch weitere Räume einplanen, wenn der Kunde es wünscht", erklärt Henning Schwarze.

Information
Mobilheim

Die Gemeinde Schlangen stellt keine der „LivingCon"-Container auf. Hier wurden im Laufe der Woche Mobilheime platziert. Sie stehen auf dem Bolzplatz im Bereich Bruchstraße und Pfarrkamp. Anfang Februar soll mit den Kleinarbeiten an der Anlage begonnen werden.

Im Planungsbeispiel entsteht insgesamt eine Wohnfläche von rund 50 Quadratmetern pro Einheit. Im Prototypen wird dieser Raum auf sechs Bereiche aufgeteilt: vier Wohnräume, zwei davon mit Küchenzeilen, ein Flur und ein Gemeinschaftsbad. Die Wohncontainer werden zudem voll ausgestattet – mit Betten, Sanitärbereich und Küche. Hier sollen acht bis zwölf Menschen untergebracht werden können. Die Module lassen sich auch übereinander setzen, um so Platz zu sparen.

„Im Vergleich zu Stahlcontainern bieten die Holzbauten einige Vorteile. Sie sind extrem energieeffizient und sehr stabil. Rund 40 Jahre sollten sie mindestens aushalten. Es ist also auch eine Weiternutzung, zum Beispiel als Büro, möglich", berichtet Schwarze. Die Wohneinheiten seien zwar im Moment primär für Flüchtlinge konzipiert, aber es gibt bereits jetzt Pläne, das Projekt zu erweitern. „Wir planen zum Beispiel einen Nerdtainer. Hier könnte Wohnraum für Programmierer entstehen, die alle paar Monate ihren Sitz wechseln müssen. Alles unter dem Konzept eines Smarthomes mit fernsteuerbaren Elementen wie Heizung, Licht, Türschloss – es ist alles möglich." Außerdem seien die Container zum Beispiel als moderne Studentenwohnheime gut geeignet.

Es gebe bereits erste Interessenten, berichtet Schwarze. Sobald der Prototyp fertig ist, wollen sich einige Kommunen das Projekt anschauen. „Der Kostenfaktor liegt bei uns pro Quadratmeter bei 1.300 Euro. Das ist noch unter dem von der Zimmerer-Innung Westfalen/Wald und Holz NRW empfohlenen Preis. Dieser liegt bei 1.475 Euro." Die Kommunen können außerdem selbst über die Außenfarbe entscheiden und die Container damit ins Stadtbild integrieren.

Mittlerweile sind die Arbeiten an beiden Modulen abgeschlossen, und der Prototyp wird am kommenden Dienstag offiziell vorgestellt.

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