Schlangen. „Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich manchmal eine neue,“ diese Erfahrung hat Stephanie Wilk auf ihrer Suche nach einem Arbeitsplatz gemacht. Hinter der 46-jährigen Schlängerin liegen schwierige Jahre, bestimmt durch Krankheit und Arbeitsunfähigkeit. Doch nun hat sie ihren Traumjob gefunden – mit Unterstützung der Agentur für Arbeit Detmold und der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW), heißt es in einer Mitteilung. Mit ihrer Geschichte möchte sie anderen Mut machen, in schwierigen Situationen nicht aufzugeben.
Wilk ist eine positive, fröhliche Frau. Doch das sei nicht immer so gewesen. Eine lange Leidenszeit mit Depressionen und ständigen Schmerzen, hervorgerufen durch Bandscheibenvorfälle, hatte ihr den Optimismus genommen. Sie wurde arbeitsunfähig. Als dann ihr Lebensgefährte tödlich verunglückte, ist die Mutter eines Sohnes körperlich und emotional mit der Situation überfordert. Zur Trauer kommt Existenzangst. „In meinen alten Bürojob konnte ich nicht mehr zurück. Eine ausschließlich sitzende Tätigkeit? Unmöglich!“, erzählt die gelernte Kauffrau im Groß- und Außenhandel. Ein Gutachten bescheinigt ihr, dass sie arbeiten kann, aber eben nicht in ihrem erlernten Beruf.
Erster Rückschlag
„Frau Wilk hat verschiedenste Angebote von uns erhalten und sie auch angenommen“, erinnert sich Melanie Baumanns, zuständige Arbeitsvermittlerin der Detmolder Arbeitsagentur. „Wir haben die Berufsberatung im Erwerbsleben eingeschaltet, ebenso den ärztlichen Dienst und den berufspsychologischen Service, um auszuloten, welche Tätigkeit für sie infrage kommt und in welchem Umfang.“ Gemeinsam mit den Experten ging Stephanie Wilk auf die Suche nach beruflichen Alternativen. Sie wollte sich fachlich qualifizieren, eine Umschulung zur Hotelkauffrau sollte es sein. Doch kurz bevor es losgehen sollte, kamen die Bedenken: „Schaffe ich den Job wirklich in Vollzeit? Die Umschulung hätte zwei Jahre pendeln nach Dortmund bedeutet. Kriege ich das hin? Wochenend- und Feiertagsarbeit? Will ich das überhaupt?“ Ihre Verunsicherung war groß.
„Frau Wilk neigt dazu, sich zu überfordern“, sagt Baumanns. Die Arbeitsvermittlerin nimmt die Sorgen ihrer Kundin ernst und weist sie zur Orientierung der FAW zu, wo sie an der Maßnahme „Langzeitarbeitslosigkeit vermeiden“ (LAV) teilnimmt. Dabei geht es für Wilk darum, sich in Praktika auszuprobieren und neue Erfahrungen zu sammeln. Ines Richter ist seit 2019 als pädagogische Mitarbeiterin der FAW am Standort Detmold für die Maßnahme LAV zuständig. Die 49-jährige erinnert sich gut an Stephanie Wilk. „Sie wollte immer 150 Prozent. Bei der Erprobung musste ich aufpassen, dass sie nicht über ihre Grenzen geht.“
Bewerbungsgespräche werden geübt
Bis der passende Arbeitsplatz gefunden ist, steht erst einmal die Bewerbung im Fokus. Gemeinsam wird eine individuelle Mappe erstellt. Zudem gibt es ein Coaching, Vorstellungsgespräche werden in Rollenspielen geübt, verschiedene Jobbörsen und der Arbeitsmarkt in den Blick genommen. Nach der Auswertung der Potenzialanalyse und einer Berufsorientierung werden die Praktikumsstellen ausgewählt. „Unser Ziel ist es, die Teilnehmer in acht Wochen in Arbeit zu bekommen“, so Richter.
„Frau Wilk war im Rahmen der Erprobung zuerst in einer Zahnarztpraxis. Sie hat fünf Tage durchgehalten, aber schnell gemerkt, dass das nichts für sie ist und war am Boden zerstört. Aber auch das ist ein Ergebnis“, weiß Richter aus Erfahrung. Dann kam die Mediclin Rose Klinik in Horn-Bad Meinberg ins Spiel. Auch hier hat Wilk hineingeschnuppert und sich dort auf eine Stelle an der Rezeption beworben. Allerdings war die auf 18 Stunden begrenzt, was ihr zu wenig war. Doch mit ihrer offenen, kommunikativen Art und ihrer Motivation habe sie überzeugt und so hat man ihr eine andere, gerade neu geschaffene Position angeboten.
Seit Mai arbeitet Stephanie Wilk nun in der Patientenaufnahme der Reha-Klinik – und ist glücklich. „Ich kann gut mit Menschen umgehen und ich bin sehr empathisch. Es macht mir einfach Freude, den Patienten das Ankommen in der Klinik zu erleichtern. Wir arbeiten zwar nicht pflegerisch, sind aber für den Heilungsprozess nicht unwichtig“, weiß die 46-jährige um die Bedeutung ihrer Arbeit und ihres Teams.