Die 70er-Jahre: Als in der Sparkasse Schlangen noch Partys ihr Ende fanden

Schlangen. Das Interesse war groß. &bdquo;Unsere Jugend in Schlangen in den 70er-Jahren“, hieß das Thema des Diskussionsabends, zu dem der Heimat- und Verkehrsverein Schlangen eingeladen hatte. Und viele Gäste kamen.

Doch es wurde kein biederer Diskussionsabend, vielmehr geriet die Veranstaltung zu einem fulminanten Ritt durch ein Jahrzehnt, das welt- und deutschlandweit große Veränderung in Gesellschaft, Kultur und Politik mit sich brachte. So auch in Schlangen, und es geriet mit der launigen Moderation von Martin Novosad, Michaela Weigel, Astrid Raasch und Rainer Voß zu einem bunten Strauß persönlicher Anekdoten, Schlänger Fakten und Überraschungen.

Die erste Pommesbude vor Ort Besonders die reichliche Beteiligung des Publikums, das zahlreiche Fakten und eigene Dönekens zum Besten gab, verlieh dem Abend eine große Authentizität. Den Einstieg wählte das Moderatorenteam über die allgemeine Situation in den 70er-Jahren - mit Ost- und Entspannungspolitik, Frauenbewegung, Ölkrise, wirtschaftlichem Strukturwandel sowie Subkultur und Musik. Dann kam man Schlangen näher und rollte auf, was damals hier anders war.

Es gab viele Kneipen und Geschäfte, Hausmannskost in den Gaststätten, und die erste Pommesbude wurde eingerichtet. Viele deutsche Flüchtlinge wurden noch als solche wahrgenommen, und man geriet in Konflikt mit Bad Lippspringe bei der Kommunalreform. Noch wurde die regionale lippische Identität deutlich, viele, vor allem ältere Mitbürger, sprachen Plattdeutsch. 1975 zählte Schlangen 7166 Einwohner – heute sind es 9548.

17 Lebensmitteläden konnte Martin Nowosad dem Publikum bieten und wurde gleich mit vielen Zwischenrufen und Ergänzungen korrigiert. Auch die Zahl der Bäckereien und Fleischereien war damals erheblich größer, ebenso wie Bekleidungsgeschäfte oder Schuhmacher. Und wiederum kamen zahlreiche Ergänzungen, als er 16 Kneipen aufzählte, zu denen er lustige Ereignisse erzählen konnte. Kultfahrzeuge waren in den 70ern natürlich der VW Käfer, die Ente und der R4, auch dazu gab es nette persönliche Erlebnisse zu hören.

Die Heidekönigin aus Schlangen Zu fast allen Themen leistete Martin Lüning einen Beitrag, der per Videoschalte aus München zugeschaltet war, und der die Zuhörer immer wieder zum Lachen brachte. Ein besonderes Kapitel erhielten der Schlänger Markt und das Heidefest, bei dem sogar eine Heidekönigin gewählt wurde. Viel eigenes Erleben steckte in dem Kapitel &bdquo;Wie wir feierten“. Tägliche Treffen in den Schlänger Kneipen, natürlich Besuche von Schützen- und Sportfesten mit reichlichem Bierkonsum, Zelten mit Lagerfeuer und Klampfenmusik sowie Besuche von Festivals und Konzerten waren häufig. Da die Kneipen nachts um 1 Uhr schlossen, ging man eben uneingeladen zu Hochzeiten, und man feierte nach Kneipenschluss in &bdquo;Mehrzweckhallen“, womit die Buswartestation in der Ortsmitte oder der Vorraum der Sparkasse gemeint war.

Den Abend schloss Martin Nowosad mit einem Zitat von Rio Reiser: &bdquo;Wer wird die neue Welt bauen, wenn nicht du und ich?“ - und kündigte an, aufgrund der großen Resonanz einen weiteren Abend zu den 70er-Jahren in Planung zu nehmen.

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