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Der Mond ist aufgegangen

Im rheinischen Neuss wirbt der Stadtratskandidat der CDU mit der türkischen Sichel

Die Tragetaschen von Calik. - © FOTO: NW
Die Tragetaschen von Calik. (© FOTO: NW)

Düsseldorf. Im nordrhein-westfälischen Kommunalwahlkampf erhitzt die Kampagne eines CDU-Politikers in Neuss die Gemüter. Der türkischstämmige Stadtratskandidat Yasar Calik hat Stofftaschen mit dem Emblem der Christdemokraten verbreiten lassen, das den islamischen Halbmond im C der CDU beinhaltet. Hintergrund der Aktion ist wohl ein harter Wettstreit mit den Sozialdemokraten der rheinischen Stadt um die Gunst der Wähler mit türkischen Wurzeln.

In der Landes-CDU traf die Wahlkampfkampagne auf Ablehnung. Der Neusser CDU-Vorsitzende Jörg Geerlings sprach sich gegen die Verwendung des veränderten Parteizeichens aus. Überdies trete der Vorstand jeder eigenmächtigen Abwandlung des Logos entschieden entgegen. "Wir wollen Integration und öffnen uns für Menschen, die aus anderen Ländern stammen", teilte Geerlings mit.

"Dabei behalten wir unsere Grundwerte bei." Integration sei ein schwieriger, aber notwendiger Prozess, so der Neusser CDU-Chef. Integration heiße gegenseitiger Respekt, "aber nicht Beliebigkeit". Auf höheren Parteiebenen lässt man ebenfalls keinen Zweifel: "Das CDU-Logo ist als Marke geschützt", sagte Generalsekretär Bodo Löttgen. "Die verbindlichen Gestaltungsrichtlinien für Mitglieder verbieten jegliche Veränderungen."

Yasar Calik. - © FOTO: NW
Yasar Calik. (© FOTO: NW)

Noch deutlicher äußerte sich die integrationspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Serap Güler. "Ich hätte es nicht gemacht und auch Yasar Calik davon abgeraten", sagte die Christdemokratin dieser Zeitung. Sie sieht andere Wege, um Wähler mit türkischer Einwanderungsgeschichte anzusprechen. So habe sie während ihres Landtagswahlkampfes einfach ihre Flyer übersetzt.

Caliks Gegenkandidat von der SPD in Neuss ist der ebenfalls türkischstämmige Hakan Temel. Güler vermutet darum hinter Caliks Wahlkampfreklame einen prestigegeladenen Wettstreit um die Wählerstimmen aus türkischen Kreisen. Gleichwohl irritiert Güler die Idee ihres Parteifreundes. Jeder Kandidat entscheide am Ende selbst, "allerdings verstehe ich nicht, was das Symbol in einem deutschen Wahlkampf zu suchen hat". Güler hält es für ein probates Mittel, auf harmlose Sinnbilder zurückzugreifen, etwa ein türkisches Teeglas.

Die Tragetaschen habe ein Freund aus der Türkei erstellt, sagte Calik der türkischen Zeitung Zaman. Dieser habe nicht gewusst, was "CDU" bedeute, und in den Buchstaben C den Halbmond gesetzt. Erst nachdem die Beutel verteilt waren, habe er es bemerkt. 100 Exemplare wurden nach Caliks Angaben bedruckt, anderen Quellen zufolge waren es 200. Jetzt fühlt sich Calik mit seiner Wahlkampfaktion "von einigen falsch interpretiert".

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