
Bielefeld. Es ist nicht das erste Mal, dass mit dioxinähnlichem PCB belastete Eier in einem Legehennenbetrieb in Ostwestfalen-Lippe entdeckt wurden. Ähnliche Fälle gab es im Jahr 2012 bereits in Betrieben in Stemwede und Höxter. Diesmal griffen Eigenkontrollen eines Biobetriebs im Kreis Minden-Lübbecke. "Der Grenzwert ist nur leicht überschritten", sagte Frank Seidlitz, Sprecher des NRW-Verbraucherschutzministers Johannes Remmel (Grüne).
Nach Bekanntwerden der Testergebnisse leitete das Veterinäramt des Kreises Minden-Lübbecke eigene Tests ein. "Es wird überall gearbeitet", sagte Oliver Roth, Sprecher des Kreises, auf Anfrage. Futtermittel und Eier aus dem Betrieb seien beprobt worden.
Zudem werde überprüft, wo der Betrieb Futtermittel eingekauft habe. Die im Handel befindlichen Eier wurden aus den Regalen genommen. Vom Verzehr der gekauften Ware wird Verbrauchern abgeraten (nähere Angaben in der Infobox).
Mitte bis Ende nächster Woche sollen die Ergebnisse der amtlichen Proben vorliegen, so Roth. Bis dahin darf der Legehennenbetrieb keine Eier ausliefern, erläutert der Kreis-Sprecher. Erst wenn die neuen Testergebnisse vorlägen, könne über das weitere Vorgehen entschieden werden.

In jedem Fall gelte, so Roth: "Eine unmittelbare Gefahr für den Verbraucher durch den Verzehr einzelner belasteter Eier besteht nach bisherigen Erkenntnissen nicht."
Dies wird auch vom Bundesinstitut für Riskobewertung (BfR) so gesehen. Es schreibt in einer Expertise, dass "bei einem kurzzeitigen Verzehr der Eier (. . .) eine gesundheitliche Gefährdung der Verbraucher unwahrscheinlich" sei.
Allerdings, so das BfR: "Generell sind jedoch unnötige und vermeidbare zusätzliche Belastungen mit Dioxinen und PCB nicht zu tolerieren." Diese Stoffe seien "sehr langlebige Verbindungen". Sie reicherten sich im Fettgewebe an "und werden nur sehr langsam abgebaut", heißt es in dem Bericht weiter.
"Dioxine gelten in der Wissenschaft als Krebsmotoren", sagt Ministeriumssprecher Seidlitz. Um Fälle von PCB-belasteten Lebensmitteln schneller aufdecken und Gegenmaßnahmen einleiten zu können, habe das Verbraucherschutzministerium härtere Sanktionen bei Verstößen der Betriebe gegen Meldepflichten eingeführt.
Den Namen des aktuell im Kreis Minden-Lübbecke betroffenen Legehennenbetriebs will das Ministerium nicht nennen, er ist der Redaktion bekannt. "Das öffentliche Interesse liegt bei der Gefahrenabwehr", sagt Seidlitz. Die entsprechenden Schritte seien vor Ort eingeleitet worden.
"Vorbildhaft" nennt Silke Schwartau, Leiterin der Ernährungsabteilung der Verbraucherzentrale Hamburg, das schnelle Vorgehen der Behörden in diesem Fall. Früher habe es eine solche Meldepflicht überhaupt nicht gegeben. Unter dem Strich sei PCB aber nicht zu tolerieren: "Das gehört einfach nicht in ein Nahrungsmittel."
Chargennummern
Wie das NRW-Verbraucherministerium mitteilt, können Eier mit den folgenden Chargennummern von der PCB-Belastung betroffen sein. Vom Verzehr wird abgeraten.0-DE-0521661
0-DE-0521662
0-DE-0521663