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Marodes Netz macht Züge unpünktlich

Experten: An bestimmten Stationen fährt nur jeder zweite Regionalexpress planmäßig

VON MATTHIAS BUNGEROTH

Dieser Haltepunkt kommt im Qualitätsbericht besonders schlecht weg. - © FOTO: VVOWL
Dieser Haltepunkt kommt im Qualitätsbericht besonders schlecht weg. (© FOTO: VVOWL)

Bielefeld. Täglich nutzen rund 2,4 Milionen Fahrgäste den Schienennahverkehr in NRW. Laut Nahverkehrsverbund NWL gibt es in Westfalen-Lippe werktags 265.000 Fahrgäste täglich, eine Steigerung um 11 Prozent seit 2010. Doch die Qualität des Angebots lässt auch in Ostwestfalen-Lippe zu wünschen übrig. Es fehlt an Pünktlichkeit, Fahrzeugen und guten Bahnstationen. Dies kritisiert ein aktueller Expertenbericht.

"Dringend erforderlich ist der Infrastrukturausbau", sagt der in Bielefeld ansässige Autor des Qualitätsberichts, Thomas Blome. Blome arbeitet im "Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan" (KCITF), das im Auftrag des Landes und der Nahverkehrsverbände an einer Optimierung der Zugfahrpläne arbeitet.

Das Team hat Verspätungs- und Zugausfälle im Nahverkehr 2013 ausgewertet. Die Analyse ergab: Viele Gleise im Land müssen mehr Bahnverkehr verkraften, als optimal ist. Die Folge ist oft ein Dominoeffekt: Ein Fernzug ist zu spät, der Nahverkehrszug wartet deshalb und verspätet sich seinerseits, die Unpünktlichkeit potenziert sich.

Jeder fünfte Zug unpünktlich

Die Konsequenzen bekommen vor allem Nutzer der längeren regionalen Zugverbindungen zu spüren. Dazu gehört die Regionalexpresslinie RE 6, die von Düsseldorf über Bielefeld nach Minden führt. Im Verlauf der Fahrt verspätet sich der Zug oft immer weiter, "so dass in Bielefeld nur noch jeder zweite Zug pünktlich ankommt", wie der Qualitätsbericht zeigt.

Auf die gesamte Strecke berechnet sind 28,2 Prozent der RE-6-Züge mehr als vier Minuten zu spät (plus 1,6 Prozent gegenüber 2012). Am unpünktlichsten ist dem Bericht zufolge der RE 5 (Emmerich - Koblenz). Hier liegt die Verspätungsquote bei 34,4 Prozent (plus 2,4 Prozent), kaum pünktlicher ist der RE 1 von Aachen nach Paderborn mit 32,1 Prozent (plus 4,1 Prozent).

Etwa jeder fünfte Zug war auch auf den Regionalbahnlinien RB 73 (Bielefeld - Lemgo/ 20,4 Prozent) und RB 71 (Rahden - Bielefeld/20,2 Prozent) unpünktlich. "Der Bericht ist eine absolut saubere Arbeit. Er legt die Finger in die richtigen Wunden", kommentiert Rainer Engel aus Detmold vom Fahrgastverband Pro Bahn die Expertise. Es besteht laut Engel "ein ganz dringender Handlungsbedarf im Schienennetz, der von der Bundesregierung nicht wahrgenommen wird".

Auch positive Entwicklungen sichtbar

Denn das Netz halte den wachsenden Anforderungen nicht stand, meint Engel, der Mitglied der ÖPNV-Zukunftskommission NRW war. Als Beispiel nennt er den S-Bahn-Verkehr: Während die Linien im Ruhrgebiet, die auf eigenen Linien führen, weitgehend pünktlich unterwegs seien, "zwängt sich zwischen Minden und Wunstorf alles auf zwei Gleise". Die Folge: die S-Bahn-Linie S 1 (Minden-Hannover) hatte eine Verspätungsquote von 35,4 Prozent, die S 5 zwischen Paderborn und Hannover eine von 18,2 Prozent.

Der Qualitätsbericht verschweigt allerdings auch nicht, dass es  Zuglinien mit einer guten Entwicklung gibt. So ging die Verspätungsquote der Linie RE 17 (Hagen-Warburg/Kassel) um rund 4 Prozent auf 9,4 Prozent zurück.

Überwiegend gut sind die Noten für die Bahnhöfe, die erstmals nach den Kriterien Funktion, Sauberkeit und Graffiti getestet wurden. 430 der 751 Stationen in NRW haben danach "ein akzeptables Erscheinungsbild". Bei 19 Prozent sei dies aber nicht der Fall. In OWL erhielten Brackwede, Isselhorst-Avenwedde und Horn-Bad Meinberg schlechte Noten.

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