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Paderborner fährt am Mont Ventoux in den Club des Singlés

Ein komplett bekloppter Tag

VON HARTMUT KLEIMANN

(v.l.) Meinhard Stucke, Klaus Hagewiesche und Stefan Fleck auf dem Gipfel des Mont Ventoux.
(v.l.) Meinhard Stucke, Klaus Hagewiesche und Stefan Fleck auf dem Gipfel des Mont Ventoux.

Paderborn. Radsportler sind nicht unbedingt für Dinge bekannt, die als schräg einzuordnen sind. Bei Bergfahrten aber gibt es eine gute Möglichkeit, Radler wortwörtlich als "bekloppt" zu bezeichnen. Insbesondere dann, wenn es sich bei den Sportlern um Franzosen handelt. Die haben nämlich 1988 in Sorbiers einen sogenannten "Club der Bekloppten" gegründet, der auch Vertretern anderer Nationen offen steht. Und Meinhard Stucke aus Paderborn-Wewer ist ein ganz junges Mitglied dieser Vereinigung.

Der 47-jährige Gymnasiallehrer aus Horn-Bad Meinberg musste 2007 seine fußballerische Laufbahn leider beenden und fährt seitdem in Sachen sportlicher Ausgleich mit dem Rad. Beim wohl größten Breitensportverein in Ostwestfalen, dem Radtreff Borchen. Rund 4.000 Kilometer im Jahr und auch gern mal einen Berg, oder mehr. Wie vor einiger Zeit den Ötztaler Radmarathon.

Nun hat der zweifache Familienvater einen Freund, der mittlerweile in Frankreich lebt. "Und der hat mir von diesem Club erzählt", nennt er den Ideengeber. Rund ein Jahr reifte da so eine Idee heran und Stucke gelang es sogar, zwei Freunde aus vergangenen Schulzeiten in Unna zum Mitmachen zu überreden. Ein weiteres Jahr der Vorbereitung verstrich und am 8. Juli war es jetzt soweit. Das Trio startete den Versuch, ganz offiziell dem besagten Club beizutreten.

Die Mitgliedschaft der besonderen Art fordert aber ein gehöriges Maß an sportlicher Leistung ein. Wer es schafft, den Mont Ventoux an einem Tag auf drei verschiedenen Strecken zu bezwingen, "der ist bekloppt, bekommt Medaille und Diplom und ist ab sofort ein Clubmitglied", berichtet Stucke. Wer dann noch einen Anstieg oben drauf packt, der wird ein Galérien, ein Galeerensträfling.

In der Früh um vier Uhr ging es los, um nacheinander die drei Hauptanstiege von Bedoin, Malaucenne und Sault zu meistern. Der vierte Anstieg ist ein neun Kilometer langer Forstweg, "der nach den Sturzregen der vergangenen Wochen in einem desolaten Zustand war. Im Normalfall würde man auf einem solchen Weg sein Rennrad tragen", beschreibt Stucke die rund 17 Stunden andauernden Strapazen am Mont Ventoux mit 180 Kilometern und 6.000 Höhenmetern. "Das war anstrengend, aber okay", sagt er rückblickend. Weil er vom Trio der Stärkste war, "habe ich zumeist die anderen angefeuert und gar nicht so sehr über mich selbst nachgedacht."

Überglücklich, das bekloppte Unternehmen geschafft zu haben, lagen sich die drei Radsportler auf dem Gipfel im Arm. "Wir werden diesen perfekten tag nie in unserem Leben vergessen", waren sie sich einig. Auch noch aus einem anderen Grund: Am Abend nämlich kam es zu einem zweiten denkwürdigen Ereignis. Weit weg in Brasilien besiegten die Fußballer des DFB Brasilien mit 7:1. Das war auch irgendwie bekloppt.

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