Paderborn. Für Andrea Lenzmeier ist es "unbegreiflich" und für ihren Kollegen vom Landfrauenservice Paderborn-Höxter, Josef Steffens, schlicht eine "Sauerei": In der Nacht zu Sonntag hatten Unbekannte die "Lebendige Krippe" aufgebrochen und die vier Tiere ins Freie getrieben. Gut eine halbe Stunde müssen sie "in panischer Angst", wie Augenzeuge Tobias Pöppel berichtet, über Kamp und Rathausplatz gelaufen sein, bis sie von Passanten und Sicherheitskräften wieder in ihre Krippe zurückgetrieben werden konnten. Verletzte gab es nicht.<br /><br />"Ich wollte gerade vom Kampus zur Bar Celona gehen, als ich meinen Augen nicht traute. Da kamen mir vier Tiere entgegen", erinnert sich Tobias Pöppel an die Szenerie. Der 24-jährige Paderborner reagierte wie weitere rund zehn Passanten und ein Mann vom Wachschutz: Sie konnten die Tiere wieder einfangen und in die Hütte zurücktreiben.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Tiere in großer Panik - Schaulustige drehten Videos</span><br /><br />Nach Augenzeugenberichten sollen die Tiere sogar über 30 Minuten zwischen Kamp und Rathaus hin und hergelaufen sein. Schlimmer noch: Einige Männer machten sich sogar einen Spaß daraus und wollten auf dem Rind ein Rodeo-Reiten veranstalten. "Einer saß tatsächlich einige Sekunden auf dem Rücken des Tieres", erinnert sich Tobias Pöppel.<br /><br />Die Tiere seien "in großer Panik" gewesen, was rund 80 Schaulustige nicht davon abgehalten hat, dem Treiben zuzusehen, wie Pöppel versichert: "Die haben sogar fleißig Videos gedreht und Fotos gemacht anstatt zu helfen", schüttelt der 24-Jährige über das Verhalten der Schaulustigen mit dem Kopf.<br /><br />Er selbst habe Punkt 0.13 Uhr die Polizei alarmiert, auch vorher seien dort schon Anrufe eingelaufen. Doch erst "rund eine halbe Stunde später" seien die Beamten vor Ort gewesen, so Pöppel. Warum die Polizisten erst gegen 0.30 vor Ort gewesen seien, konnte gestern nicht auf Anhieb geklärt werden: "Samstagnacht ist viel los. Da ist es nicht immer möglich, dass sofort eine Streifenbesatzung an den Ort fahren kann", betonte gestern ein Dienstgruppenleiter. Nach Informationen der Polizei sollen drei Männer die Hütte aufgebrochen haben.<br /><br />Anne Kersting ist jedenfalls"heilfroh, das nicht noch mehr passiert ist": Die Vorsitzende der Paderborner Werbegemeinschaft, die die Lebendige Krippe vor 15 Jahren aus der Taufe gehoben hat, lässt auch keinen Zweifel daran, dass das Projekt weiter leben soll. "Sonst würde man sich solchen Spinnern, die das aushecken, sogar noch beugen", ist Anne Kersting überzeugt und erläutert weiter: "Die Lebendige Krippe ist längst eine große Bereicherung des Weihnachtsmarktes. Es gibt keine Paderborner Familie, die unsere Krippe nicht kennt. Manche kommen mit ihren Kindern sogar mehrfach in die Hütte", betont die Vorsitzende.<br /><br /><span style="font-weight: bold;">Mehrfach versucht einzubrechen</span><br /><br />Josef Steffens vom Landfrauenservice betreut die Tiere auf dem Weihnachtsmarkt seit Jahren. Er hat schon mehrfach in der Vergangenheit beobachtet, dass nachts an dem Schloss oder an den Türen herumhantiert wurde. Auch Lampen an der Hütte seien schon abmontiert worden. "Doch dass das Schloss tatsächlich aufgebrochen und die Tiere hinausgetrieben wurden, das ist zum ersten Mal passiert. Und das muss auch das letzte Mal gewesen sein."<br /><br />Gestern Morgen war die idyllische Szenerie wieder hergestellt. Rind Benjamin, Esel Fritzchen und die beiden Schafe Pünktchen und Marie begeisterten die vielen kleinen und großen Zuschauer in ihrer Hütte direkt vor der Marktkirche. "Die Tiere haben keinen Schaden genommen. Sie sind ruhig und fressen auch wieder", versichert Josef Steffens.<br /><br />Am Sonntagabend um 21 Uhr wurde die Lebendige Krippe für die Nacht wieder geschlossen: "Dann brauchen die Tiere ihre Ruhe. Und so soll es an allen folgenden Tagen bis zum Ende des Weihnachtsmarktes auch bleiben", hofft der Mitarbeiter des Landfrauenservices, dass sich der spektakuläre Vorfall nicht wieder ereignet.<br />Anzeige<br />