Bielefeld. Neue Hiobsbotschaft für Geflügelbauern in OWL. Bereits seit sieben Wochen müssen sie in Risikogebieten ihre Tiere zum Schutz vor der Vogelgrippe im Stall lassen. Dabei wird es wohl auf lange Sicht bleiben, offenbar jahrelang. Denn nach Einschätzung des Friedrich-Löffler-Instituts (FLI) könnte das Infektionsrisiko zum Dauerzustand in Deutschland werden, ebenso die Stallpflicht. Darunter leidet vor allem die Freilandhaltung.
Seit Wochen häufen sich die Fälle, in denen der gefährliche Erreger H5N8 bei einheimischen Wildvögeln in verschiedenen Bundesländern nachgewiesen wird. Längst seien nicht mehr nur klassische Zugvogelarten betroffen, sagt Diplombiologin Elke Reinking, Sprecherin des FLI-Bundesinstituts. "Das Virus ist unter den heimischen Vögeln präsent."
Wie viele Wildvögel bereits infiziert sind, kann Reinking nicht sagen. "Es ist aber gut möglich, dass wir auf einen endemischen Zustand zusteuern." Das bedeute, der Erreger könnte schon jetzt dauerhaft in die deutschen Wildvogelpopulationen eingetragen worden sein.
Die Risikoeinschätzung des Instituts vom November werde deshalb auf unbestimmte Zeit weiter gelten, sagt Reinking. "Der Eintrag durch Wildvögel in die Betriebe ist nach unseren Untersuchungen noch immer das denkbarste Szenario, möglicherweise durch Kontamination der Einstreu." Dessen Lagerung und Transport werden in den betroffenen Betrieben jetzt verstärkt nachgeprüft.
Während die Ursachensuche weitergeht, wird die Aufstallung in Risikogebieten wohl langfristig notwendiges Übel bleiben. Solange es keine Neueinschätzung durch das Institut gebe, werde NRW an der jetzigen Stallpflicht festhalten, sagt Frank Seidlitz, Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in Düsseldorf. Auch 3,5 Millionen Tiere in OWL müssen damit dauerhaft drinnen bleiben, wo Wildvögel gehäuft vorkommen.
Für Legebetriebe mit Hennen in Freilandhaltung wird das schon jetzt zum Problem. Sie müssen ihre Produktion auf "Bodenhaltung" umstellen. Das könne einzelne Betriebe hart treffen, sagt Heinrich Bußmann, Vorsitzender des Geflügelwirtschaftsverbands in NRW. Geflügelwirte in Paderborn richten sich bereits auf eine lange Zeit mit der Vogelgrippe ein. "Die Produktionsabläufe und die Räumlichkeiten werden umstrukturiert, auch in den Mastbetrieben", sagt Klaus Bornhorst, Leiter des Kreisveterinäramts.