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Warum die Kripo das Haus eines Herforder Youtubers durchsuchte

Christina Pulido Lopez

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Hat seine eigene Youtube-Seite: Der FGH-Schüler Jamie Birrell dreht
gerne Videos, mit denen er irritieren, provozieren und unterhalten will.
Wegen eines dieser Videos stand die Polizei vor seiner Tür. - © Frank-Michael Kiel-Steinkamp
Hat seine eigene Youtube-Seite: Der FGH-Schüler Jamie Birrell dreht gerne Videos, mit denen er irritieren, provozieren und unterhalten will. Wegen eines dieser Videos stand die Polizei vor seiner Tür. (© Frank-Michael Kiel-Steinkamp)

Herford. Um 7.30 Uhr klingelte die Kripo. Mit Durchsuchungsbeschluss betraten die Beamten die Wohnung von Anna-Christina Doll und ihrem Sohn Jamie Birrell. Der 16-Jährige hat einen eigenen Youtube-Kanal, auf dem er selbst gedrehte Videos ins Internet hochlädt. Wegen eines dieser Videos stand dann die Polizei vor der Tür.

Denn ein Mädchen, das dort zu sehen war, fühlte sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Sie erstattete Anzeige in Wolfenbüttel. Dort entstand das Video am 24. Juni. Jamie war zusammen mit seinem Bruder unterwegs. Sie sprachen eine Gruppe junger Mädchen an. "Ich hatte von drei der Mädchen das Einverständnis, sie zu filmen. Eine hatte aber etwas dagegen. Deswegen haben wir sie von hinten gefilmt", sagt Jamie.

Über die Kommentarfunktion auf seinem Youtube-Kanal nahm der Vater des Mädchens Kontakt auf und forderte, seine Tochter aus dem Film herauszuschneiden. "Ich habe das Video dann gelöscht", sagt der 16-Jährige.

Trotzdem besuchte ihn ein paar Wochen später die Kripo zur Wohnungsdurchsuchung. "Das war schon erst einmal ein Schock", sagt Anna-Christina Doll. "Aber die Beamten waren sehr nett, haben einfach ihren Job gemacht." Sie nahmen mehrere Speicherkarten und Jamies Laptop mit. "Das Smartphone durfte ich nach Prüfung behalten", sagt Jamie.

Polizeipressesprecher Michael Albrecht betont: "Das ist ein üblicher Vorgang." Die Kollegen in Wolfenbüttel hätten nach der Anzeige die Ermittlungen aufgenommen und Antrag auf Durchsuchung der Wohnung zum Auffinden von Beweismaterialien gestellt, erklärt Albrecht.

Die Staatsanwaltschaft Bielefeld habe dem Antrag stattgegeben. Vergangene Woche wurde Jamie dann von der Polizei Herford vernommen.

Jamie will mit seinen Videos die Menschen zum Lachen bringen. "Ich mache einfach ein wenig Quatsch, will aber niemandem etwas Böses", sagt der Schüler des Friedrichs-Gymnasiums. Für seine Filme schlüpft er in verschiedene Rollen. Mal ist er der Depp, der nichts kapiert. Mal geht er als Nerd verkleidet in ein Bierzelt und singt vor 50 Menschen lauthals darauf los.

"Ich will irritieren und Reaktionen provozieren", sagt Jamie. "Die meisten reagieren mit einem Lachen. Oft blamiere ich mich ja auch selbst", sagt Jamie. Die Kommentare auf seiner Seite zeigen: Vielen gefällt das, was der Herforder macht. Rund 42.000 Abonnenten hat er bereits. 70 Videos hat er hochgeladen. Seine Mutter unterstützt ihn. "Wichtig ist nur, dass sich keiner erniedrigt fühlt."

Wegen der Hausdurchsuchung hat Jamies Mutter jetzt Beschwerde eingelegt. Sie stellt die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Ihr ist aber auch wichtig, andere auf das Recht am eigenen Bild aufmerksam zu machen.

Auch Polizeisprecher Albrecht weist darauf hin: "Mit der Veröffentlichung von Fotos und Videos, in denen andere Personen auftauchen, sollte man vorsichtig sein."

Denn Persönlichkeitsrechte könnten verletzt werden. Und das könne zivil- oder strafrechtliche Folgen haben. Das gelte aber nicht für Fotos, auf denen Personen als Beiwerk zu sehen sind, zum Beispiel Urlaubsfotos vom Eiffelturm, auf denen sich Touristen tummeln.

Jamie wird demnächst vorsichtiger sein mit dem, was er veröffentlicht. "Aber Videos werde ich weiter machen, denn das macht mir Spaß."

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