Geflügelpest-Verdacht: 200.000 Junghennen müssen bei Delbrück getötet werden

Delbrück. In einem Geflügelbestand in Delbrück besteht der Verdacht auf Ausbruch der Geflügelpest, das teilte nun der Kreis Paderborn mit. Das Veterinäramt hat die Tötung von rund 110.000 Junghennen im Seuchengehöft angeordnet.

Vorsorglich gekeult werden muss zudem sämtliches Geflügel in drei weiteren Betrieben auf Paderborner Kreisgebiet mit insgesamt 48.000 Junghennen. Ein weiterer Betrieb liegt auf Gütersloher Kreisgebiet mit 42.000 Junghennen.

In einer Telefonkonferenz mit dem Landesumweltministerium war vereinbart worden, alles Geflügel in den insgesamt fünf Betrieben, dem Ausbruchs- und die vier Kontaktbetriebe, zu töten, um eine weitere Ausbreitung der Geflügelpest zu verhindern.

&bdquo;Das hier ist das schlimmste Seuchengeschehen in Deutschland und Europa seit 30 Jahren", sagt Klaus Bornhorst, leitender Veterinär des Kreises Paderborn. &bdquo;Bis zum 13. Februar wurden über 710 Fälle von HPAI H5N8 bei Wildvögeln und 69 Ausbrüche bei gehaltenen Vögeln (Geflügelhaltungen und Zoos/Tierparks) gemeldet", informiert das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) in seiner am 13. Februar aktualisierten Risikoeinschätzung.

Nie zuvor gekanntes Ausmaß Bis auf das Saarland seien alle Bundesländer betroffen. Mittlerweile hätten in Deutschland die Fälle bei Wildvögeln sowie bei gehaltenen Vögeln ein nie zuvor gekanntes Ausmaß angenommen. Zahlreiche europäische Staaten melden täglich neue Fälle von HPAI bei Geflügel oder Wildvögeln. Bislang sind 26 Länder betroffen. Die weitere räumliche Ausbreitung erfolge mit hoher Dynamik. Insgesamt schätzt das FLI das Risiko einer Übertragung des Erregers durch direkte und indirekte Kontakte weiterhin als hoch ein.

Der erneute Ausbruch sei für die Landwirte entmutigend. &bdquo;Wir können nur gemeinsam daran arbeiten, ein weiteres Einschleppen des Geflügelpesterregers in heimische Bestände zu verhindern", sagt Bornhorst. Deshalb müssten direkte und indirekte Kontakte zwischen Wildvögeln und heimisches Geflügel unterbunden werden.

Die Aufstallpflicht und Biosicherheitsmaßnahmen könnten dieses Risiko minimieren, vermeldet das FLI. Eine Infizierung ist auch über verunreinigtes Futter, Wasser oder verunreinigte Einstreu und Gegenstände wie Schuhwerk, Schubkarren, Fahrzeuge und ähnliches möglich.

Erste Schnelltests am gestrigen Montag waren bereits positiv. Daraufhin wurden Proben an das Chemische Veterinär- und Untersuchungsamt Ostwestfalen-Lippe (CVUA-OWL) geschickt. Heute teilte das Labor des CVUA den Befund &bdquo;H5 positiv" mit. Ob es sich um die hoch ansteckende Variante N 8 handelt steht noch nicht fest, das kann nur das Friedrich-Loeffler-Institut feststellen.

Keulung der Tiere am Telefon vereinbart Mit dem Ergebnis wird am Mittwoch im Spätnachmittagsbereich gerechnet. Das Kreisveterinäramt hat das NRW-Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz umgehend informiert. In einer Telefonkonferenz wurde vereinbart, vorsorglich mit der Keulung der Tiere zu beginnen. &bdquo;Wir gehen davon aus, dass wir bis in die späten Nachtstunden hinein dafür brauchen werden", sagt Bornhorst.

Die Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft unterstützt das Kreisveterinäramt bei den Hygienemaßnahmen. Dazu gehört unter anderem die Reinigung, Desinfektion und Beseitigung der Tierkadaver.

Zum Einsatz kommt die in solchen Fällen übliche Methode der Begasung mit Kohlendioxid. Die Tierkadaver werden noch in der Nacht mit Containern zur Tierkörperbeseitigungsanstalt transportiert. Dort werden sie entsorgt. Die betroffenen Landwirte werden aus der Tierseuchenkasse entschädigt.

63 Betriebe im Sperrbezirk Per Tierseuchenverfügung wird ein Sperrbezirk mit einen Radius von drei Kilometern und ein Beobachtungsgebiet mit einem Radius von 10 Kilometer um den betroffenen Hof gebildet. Im Sperrbezirk befinden sich 63 Betriebe mit rund 207.000 Stück Geflügel, im Beobachtungsgebiet 270 Betriebe mit rund 563.000 Stück Geflügel. Hier finden in den nächsten Tagen klinische Untersuchungen statt.

Bei der verendeten Wildgans im Steinhorster Becken auf Paderborner Kreisgebiet ist das für Tiere hoch ansteckende Influenza-A-Virus vom Subtyp H5N8 nachgewiesen worden. Die Wildgans war am vergangenen Montag, 6. Februar, tot aufgefunden worden. Das CVUA-OWL hatte am Donnerstag, 9. Februar, bereits mitgeteilt, dass der Influenza-A-Virus vom Subtyp H5 nachgewiesen wurde.

Am heutigen Dienstag, 14. Februar, bestätigt das FLI, dass es sich um die hoch ansteckende Variante der Geflügelpest handelt. Die Geflügelpest ist eine Tierseuche. &bdquo;Fälle von HPAIV H5N8-Infektionen beim Menschen sind bisher nicht bekannt", vermeldet das FLI auch in seiner aktualisierten Risikoeinschätzung vom 13. Februar.

Bereits aufgrund der an der Geflügelpest verendeten Wildgans müsste laut Geflügelpestverordnung jetzt ein Sperrbezirk von einem Kilometer und ein Beobachtungsgebiet von rund drei Kilometern eingerichtet werden. Im Sperrbezirk rund um den Fundort der verendeten Wildgans befinden sich keine Geflügelbetriebe. Das Beobachtungsgebiet liegt komplett in dem Beobachtungsgebiet rund um den Ausbruchsbetrieb in Delbrück, so dass hier keine zusätzlichen Maßnahmen ergriffen gebildet werden müssen.

Seuchen-Chronik Mitte Dezember war im Steinhorster Becken, einem Naturschutzgebiet auf der Grenze der Kreise Paderborn und Gütersloh, bei einem verendeten Storch der Vogelgrippe-Erreger H5 nachgewiesen worden. Damals wurde sofort ein Sperrbezirk errichtet. Eine vor gut einer Woche am Steinhorster Becken aufgefundene Wildgans war ebenfalls mit dem hochansteckenden Influenza-A-Virus vom Subtyp H5N8 infiziert, der auf Menschen nicht übertragen wird. Mitte Januar mussten im Delbrücker Stadtteil Westenholz schon einmal 40.000 Tiere gekeult werden, um die Ausbreitung der Seuche zu verhindern. In dem Geflügelzuchtbetrieb wurden damals 4.000 Puten und 36.000 Junghennen unterschiedlichen Alters vorsorglich getötet. Auch in Bielefeld wurde die Vogelgrippe nachgewiesen. Am Ausflugsgebiet Obersee starben zwei Gänse an dem H5N8-Virus, so dass die Stadt dort einen Sperrbezirk eingerichtet hatte. Auch in Rödinghausen im Kreis Herford hatte sich eine Stockente mit dem gefährlichen Virus infiziert. In OWL gilt wegen der Seuche weiterhin die Stallpflicht.

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