Bielefeld. Die größte Falle lauert gleich auf den ersten Metern. Der steile Abstieg vom Hermannsdenkmal scheint wie gemacht für frische Beine und motivierte Läuferköpfe. Jedes Jahr aufs Neue rast das Feld der Teilnehmer nach dem Startschuss hinab, als sei das Ziel nicht die Sparrenburg, sondern nach zehn Minuten der Donoper Teich.
Nicht am Nebenmann orientieren
Die einen wollen bergab möglichst jene Zeit sparen, die sie später bergauf einbüßen werden. Andere laufen so schnell los, weil der Nebenmann es tut. Der wirkt mit seiner professionellen Kleidung schließlich kompetent. Da jeder ein anderes Tempo läuft, sich den Wettkampf anders einteilt, ist es nicht ratsam, sich an jemanden „dranzuhängen".
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Weitere Informationen unter www.hermannslauf.de
Wer sich der Sogwirkung aber gerade am Anfang nicht entzieht, bekommt in der Regel die Quittung, wenn der „Hermann" später im Schopketal oder in Lämmershagen seine Zähne zeigt. Dort fehlt vielen die Energie, die sie auf den ersten drei Kilometern verplempert haben. „Am besten man lässt bergab allein die Fallgeschwindigkeit wirken und verwendet keine zusätzliche Kraft", empfiehlt Lauftrainer Gerd Grundmann vom Veranstalter TSVE Bielefeld.
Am Tönsberg geht's erst richtig los
Wer sich die 31,1 Kilometer lange Strecke vorher angeschaut hat, weiß ohnehin, dass der Hermann erst nach 15 Kilometern mit dem Tönsberg richtig beginnt. Trainingseinheiten auf der Strecke sind das Beste, was Teilnehmer – gerade Erstlinge – in der Vorbereitung tun können.
Der ideale Abschnitt dafür sind die rund zehn Kilometer zwischen dem Tönsberg in Oerlinghausen und dem Funkturm Eiserner Anton. Der Parkplatz neben der Feuerwehr in Lämmershagen ist ein guter Ausgangspunkt. Wer glaubt, der Hermann lasse sich auch ausschließlich mit Trainingseinheiten à la drei flotte Runden um den Obersee vorbereiten, hat am letzten Sonntag im April einen langen Lehrpfad vor sich.
Eine Stunde vor Start da sein
Wie zu Schulzeiten gilt: Rechtzeitig zum Bus! Ab dem frühen Sonntagmorgen fahren unzählige Busse die Teilnehmer vom Gymnasium am Waldhof in Bielefeld zum Start nach Detmold. Es ist kein Scherz, dass sich in der Vergangenheit Busfahrer auf dem Weg zum Hermannsdenkmal schon verfahren haben. Und es ist gar nicht lustig, wenn man eine halbe Stunde vor dem Start in so einem Bus sitzt, dessen Fahrer an fehlenden Wendemöglichkeiten und aufgebrachten Läufern verzweifelt.
Hier gibt es noch Startnummern
Wieder waren die 7.000 Startnummern für den Hermannslauf in Rekordzeit vergeben. Allen Lauffreunden, die sich nicht rechtzeitig einen Platz sichern konnten, bleibt die Möglichkeit, sich über die offizielle Startplatzbörse im Internet die Teilnahme zu sichern. Bereits gemeldete Läufer und Läuferinnen, die am 30. April nicht an den Start gehen können, haben dort Gelegenheit, ihren Startplatz zur Übernahme anzubieten.Eine großzügige Planung zahlt sich in jedem Fall aus. Wer spätestens eine Stunde vor dem Start ankommt, hat genügend Zeit fürs Umziehen, für einen letzten Besuch im Dixi Klo und fürs Nichts-Vergessen.
Leichte Kleidung und Vaseline
Was die Laufkleidung betrifft, gilt dagegen: Weniger ist mehr. Viele Teilnehmer beim Hermann packen sich dick ein, weil an Aprilmorgen gewöhnlich ein kühler Wind über die Grotenburg pfeift. Im Wettkampf können lange Hose und Laufjacke aber zum Nachteil werden, weil der Körper mehr schwitzt und dadurch unnötig viel Wasser und Salz verliert.
„Am besten ist es, wenn man vor dem Start leicht fröstelt", sagt Gerd Grundmann. Wem das unangenehm sei, der solle ein altes T-Shirt oder einen mottenzerfressenen Pullover mitnehmen und kurz vor dem Startschuss über die Gitter des Startbereichs hängen. Jedes Jahr gibt es eine Handvoll Spaßvögel, die den Hermann kostümiert laufen, etwa als Obelix, römischer Legionär oder germanischer Krieger – am besten noch mit einem Schwert in der Hand. Das ist definitiv nichts für Anfänger.
Beim Schuhwerk ist das Naheliegende nicht die beste Lösung. Cross- oder Trail-Schuhe mögen ihre Vorteile auf dem Sandboden und dem steinigen Untergrund mancher Streckenabschnitte haben. Auf dem Kopfsteinpflaster im Zentrum von Oerlinghausen besteht nach einem kurzen Schauer mit grobstolligen Sohlen aber erhöhte Unfallgefahr.
Ein stabiler Wettkampfschuh ist beim Hermann eine kluge Wahl. Was das Material betrifft, sollte schließlich noch eine Portion Vaseline oder Melkfett zum Einsatz kommen. Die Achseln, Brustwarzen und der Schritt sagen danke. Und das Lächeln beim Zieleinlauf gerät deutlich weniger gequält.
Nächste Folge: Hermanns heimliche Hürden.