Ehemaliger Bielefelder Hells-Angels-Chef wird seit sechs Wochen vermisst

Bielefeld/Oldenburg. Seit sechseinhalb Wochen wird der Ex-Bielefelder Rezan Cakici (29) vermisst. Am 3. Juli verließ er eine Shishabar in Oldenburg und tauchte nie wieder auf. Die Polizei gründete umgehend eine Sonderkommission (&bdquo;Soko Kings"), doch der am ganzen Körper tätowierte 1,90-Meter-Hüne blieb verschwunden. Im Gegenteil: Knapp drei Wochen später wurde Cakicis Onkel erschossen und sein Vater schwer verletzt. Die Polizei geht in beiden Fällen von einem Verbrechen aus. Ob es Zusammenhänge zwischen beiden Fällen gibt, ist immer noch offen. Am Donnerstag durchsuchte die Polizei nach einem Hinweis ein großes Waldstück bei Oldenburg. Ohne Erfolg.

Hat das Verschwinden des 29-Jährigen seinen Ursprung in Bielefeld? Der mehrfach vorbestrafte Rocker (Verurteilungen wegen Körperverletzungen, Beleidigungen und Bedrohungen) hat ein ausgeprägtes politisches Sendungsbedürfnis. In den sozialen Medien setzte er sich stets mit großen Worten für die kurdische Sache und den Kampf gegen den Islamischen Staat ein.

Gleichzeitig sorgte der Deutsch-Kurde mit seinem überraschenden Auftauchen seiner türkischen &bdquo;Hells Angels" im November 2013 am Boulevard für Angst unter Diskobetreibern und schließlich für einen beispiellosen Großeinsatz der Polizei . Die schwer bewaffneten Beamten kesselten damals 33 Gefolgsleute und ihren Präsidenten Rezan Cakici ein. Die Polizei zeigte mit ihrer &bdquo;Null Toleranz"-Strategie, dass die &bdquo;Turkey Nomads" keine Chance haben, sich in Bielefeld zu etablieren.

Rauswurf aus Rockerclub Schließlich kollabierte die Rockergruppe, weil ihr Präsident wegen der prokurdischen Statements vom Kopf des türkischen Rockerclubs, Neco Arabaci, rausgeworfen wurde. Der stolze Kurde schimpfte daraufhin in einem Internetvideo minutenlang über seine Ex-Brüder und kündigte an, dass er und seine große Familie sich &bdquo;bis zum letzten Tropfen" verteidigen werde. Trotz anschließender Aussprache und einer Entschuldigung wurde Cakici aus dem Rockerclub geworfen und für &bdquo;vogelfrei" erklärt (engl.: &bdquo;Out in bad Standing"). Damit war nach den Regeln der Rocker nicht auszuschließen, dass Ex-Brüder ihn angreifen oder töten könnten. Laut Bild soll die Polizei Personenschutz für Cakici erwägt haben. Der Mordbefehl soll nach Informationen dieser Zeitung weiterhin bestand haben.

Mit dem Wegzug des Kurden zurück nach Bremen und später weiter nach Oldenburg, wo der 29-Jährige in der Nähe geboren wurde, lösten sich die Bielefelder &bdquo;Turkey Nomads" quasi in Luft auf. Am 3. Juli verschwand der Ex-Rocker. Bis heute gibt es laut Polizeisprecher Stephan Klatte keine Spur von ihm. Am 21. Juli veröffentlichte die Polizei Oldenburg Fahndungsfotos von Abdullah Rezan Cakici.

Spekulationen um Verschwinden Dann der Schock: Exakt eine Woche nach dem Fahndungsaufruf wurde in Oldenburg Cakicis Onkel erschossen und sein Vater, der vor gut 30 Jahren als kurdischer Bürgerkriegsflüchtling nach Deutschland gekommen war, durch Schläge schwer verletzt. Der Täter konnte noch am Tatort von der Polizei festgenommen werden und sitzt wegen Totschlags in U-Haft.

Sofort kamen Spekulationen auf, wonach das Verschwinden des Ex-Bielefelders mit seiner Rockervergangenheit zu tun haben müsste. Die Kripo geht zwar bei seinem Verschwinden von einem Verbrechen aus, aber die Motive zumindest für die Bluttat am 27. Juli sieht sie eher in einem Streit um Geld, heißt es.

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