Herford. Zu einem Großaufgebot an Einsatzkräften kam es gestern morgen an der Ernst-Barlach-Realschule an der Graf-Kanitz-Straße: Zwei Schüler waren in der Pause gegen 10.10 Uhr mit gereizten Bronchien und starkem Husten von der Jungen-Toilette im Erdgeschoss gekommen. Ursache war vermutlich ein Schülerstreich.
Schulleiter Rainer Voßmeier, der zu diesem Zeitpunkt in seinem Büro gewesen war, und ein Hausmeister überzeugten sich davon, „dass da etwas war". Sie sperrten die Toilette und den Schultrakt ab. Voßmeier rief dann die Feuerwehr herbei, die ihrerseits einen Massenanfall von Verletzten (MANV) ausrief.

Das ist ein übliches Vorgehen in solchen Fällen und hat zur Folge, dass die Nachricht an den Kreis und die Einsatzkräfte kreisweit weitergeleitet wird, erklärte der Einsatzleiter der Herforder Feuerwehr, Olaf Horn. So ist dafür gesorgt, dass genügend Fachleute und Kapazitäten am Einsatzort sind.
Drei Notärzte untersuchen die Schüler
In diesem Fall eilten die Besatzungen mehrerer Rettungswagen an die Realschule, insgesamt waren 33 Helfer dort: Feuerwehrleute, Rotkreuzler und Notärzte. Auch die Kriminalpolizei war im Einsatz. Die Feuerwehr habe als erstes für Luftdurchzug gesorgt, sagte Horn.
Die beiden Jungen wurden durch den Schulsanitätsdienst behandelt, der per Lautsprecherdurchsage herbeigerufen worden war. Danach wurden sie ins Klinikum gefahren: Die Schule wollte vorsorglich ihren Gesundheitszustand überprüfen lassen. Mit den Jungen fuhr ein Mädchen ins Klinikum, allerdings wegen einer Sportverletzung, wie Voßmeier später erklärte.
Ein Team aus drei Notärzten richtete in einem Klassenzimmer einen Behandlungsraum ein. Sie untersuchten die Schüler, die ihr Klassenzimmer nahe der Jungen-Toilette haben oder aus Neugier zu den Toiletten gegangen waren, auf Halsrötungen und Reizung der Bronchien.
Das Krisenteam muss nicht eingreifen
Insgesamt mussten 17 Schüler behandelt werden. Die Leitende Notärztin, Iris Rodenberg, konnte aber beruhigen: Sobald die Schüler durch die Nase atmeten, nicht hyperventilierten und etwas tranken, sei das Problem des Hustenreizes schnell erledigt gewesen. In keinem Fall waren Vitalfunktionen beeinträchtigt, so die Ärztin. Die Befunde aller untersuchten Kinder wurden trotzdem schriftlich erfasst.
Die Schule hat ein Krisenteam, das die Schulleitung in speziellen Notfällen per Lautsprecherdurchsage zusammenrufen kann. Es organisiert zum Beispiel die Betreuung von Eltern.
In Absprache mit den Einsatzkräften hätten sie diese Karte aber nicht gezogen, sagte Voßmeier. Denn sie hätten das per Lautsprecherdurchsage machen müssen, und das hätte eine unnötige Unruhe unter den Schülern gegeben. Die meisten der 660 Kinder wurden ihm zufolge nach dem Vorfall weiter unterrichtet.
Vermutlich war es Pfefferspray
Welcher Stoff die Bronchien gereizt hat, ist noch unklar. Die Feuerwehr hat jedoch weder einen technischen Fehler, noch einen Austritt von Gefahrstoffen auf dem Schulgelände gefunden.
Die Einsatzkräfte mutmaßen, dass es sich um Pfefferspray gehandelt haben könnte. Im Haus ermittelte die Kriminalpolizei; ihre Ermittlungen dauern auch noch an. Das Thema werde bei der Kreispolizeibehörde sehr ernst genommen, sagte ein Beamter.
Einen Hinweis auf den oder die Verursacher gab es nicht. Voßmeier sagte aber: „Wir kennen ja unsere Pappenheimer, nach den Ferien werden wir Gespräche führen." Der Einsatz war um 12.23 Uhr beendet. Mit dem Pausenläuten um 12.25 Uhr begannen für die Schüler die Herbstferien.
Nach NW-Informationen soll die Bezirksregierung die Schulleitung für ihr vorbildliches Vorgehen in dieser Sache gelobt haben.