Hoher Wildschweinbestand in NRW erhöht Seuchengefahr

Bielefeld. Die Sorgen vor einem Übergreifen der afrikanischen Schweinepest auf Wildbestände in Nordrhein-Westfalen nehmen weiter zu. Das ist eine der Schlussfolgerungen von Experten aus den Zahlen der Jagdbilanz für das Jagdjahr 2016/2017, die das NRW-Landwirtschaftsministerium vorlegt.

Demnach wurden in dem entsprechenden Jagdjahr rund 39.000 Wildschweine erlegt, rund 4.500 mehr als im Jahr zuvor.&bdquo;Der Bestand an Wildschweinen in NRW hat im vergangenen Jahr stark zugenommen", folgert das Ministerium. Deshalb fordert der Naturschutzbund (NABU) in NRW eine grundsätzliche Neuausrichtung der Jagd auf Wildschweine. &bdquo;Der Wildschweinbestand bleibt weiter auf hohem Niveau, obwohl mehr geschossen wird. Das bedeutet, dass die aktuelle Strategie der Jäger nicht greift", erklärt NABU-Sprecherin Birgit Königs.

&bdquo;Wildschweine befinden sich durch den vermehrten Anbau von Mais und das Zufüttern durch Jäger im Winter in einem ganzjährigen Mastzustand." Deshalb müsse dringend eine neue Jagdstrategie erarbeitet werden, denn je größer der Bestand, desto höher das Risiko einer Seuchenausbreitung.

Andreas Schneider, Sprecher des Landesjagdverbandes (LJV) NRW, weist die Vorwürfe an die Jäger zurück. Die jüngsten Zahlen bewiesen, &bdquo;dass die Jäger intensiv gejagt haben". Mastjahre mit gutem Futterangebot seien durch den Klimawandel häufiger. Die milden Winter sorgten dafür, dass mehr Frischlinge überlebten. &bdquo;Es ist das Ziel, die Wildschweinbestände drastisch zu reduzieren", so Schneider.

Die Jäger hätten 2008/2009 bewiesen, dass sie dieses Ziel erreichen könnten, wenn der gesetzliche Rahmen stimme. Damals sei die Ausbreitung der klassischen Schweinepest rasch eingedämmt worden, so Schneider. Doch das neue Jagdgesetz der alten rot-grünen Landesregierung behindere die Wildschweinjagd unter anderem durch eine um 14 Tage gekürzte Bejagungszeit.

Ein weiteres Problem, speziell in Ostwestfalen-Lippe, stellt die wachsende Population bei den Waschbären dar. 12.803 Tiere beträgt die Jagdstrecke, ein Plus von 27 Prozent gegenüber dem vorherigen Jagdjahr. Weiter auf hohem Niveau bleibt die Zahl erlegter Rehe. Aktuell sind dies 95.551 Stück, davon 26.550 Mal Fallwild, also tot aufgefundene Tiere, zumeist als Folge von Verkehrsunfällen. Bei den Wildkaninchen ging die Jagdstrecke im Jahresvergleich um 30 Prozent auf 64.323 Stück zurück, bei den Feldhasen um 13 Prozent auf 47.055 Stück.

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