Bielefeld. Beim Einseifen unter der Dusche das Wasser abdrehen, 50 Treppenstufen erklimmen oder einen vegetarischen Tag einlegen – spielhaft sollen Kinder in Jugendherbergen lernen, wie Umweltschutz funktioniert. Eine neue „Natur-Rallye" mit Umweltbotschafter „Shaun das Schaf" soll damit noch mehr Gäste anlocken. Wobei sich Bernd Dohn, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), über die Übernachtungszahlen nicht beschweren kann. Das macht die Jahresbilanz deutlich.
„Eigentlich kann man sagen, es gibt ein Plus", sagt Bernd Dohn. Eigentlich – denn die etwas mehr als zehn Millionen Übernachtungen in 2017 entsprechen dem Vorjahresniveau. „Dabei haben wir allerdings im vergangenen Jahr einige Herbergen geschlossen. Angesichts dessen kann das Ergebnis gar nicht hoch genug bewertet werden." Geschlossen wurden je ein Haus in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie zwei in Sachsen. Drei weitere Häuser wurden vorübergehend geschlossen.
Insgesamt haben vier Millionen Gäste das Übernachtungsangebot der deutschen Jugendherbergen genutzt. „Eine imposante Zahl", sagt Geschäftsführer Bernd Dohn. Den größten Teil machten mit rund 38 Prozent nach wie vor Schulkassen aus. Die zweitgrößte Gruppe sei mit 20 Prozent die der Familien. Weitere 18 Prozent der Gäste seien auf Freizeitgruppen wie Chöre zurückzuführen und mit 14 Prozent schlugen Seminare und Tagungen zu Buche. Insbesondere für Gruppen möchte sich das DJH auch für die Zukunft wappnen. „Im Hinblick auf Digitalisierung machen wir große Fortschritte.
So können künftig nicht nur Einzelpersonen auf unserer Internetseite ein Zimmer buchen, auch Schulklassen und andere Gruppen können so verfahren", erklärt Bernd Dohn. Damit käme zwar eine organisatorische Herausforderung auf die Mitarbeiter zu, – „schließlich gibt es gerade in Gruppen viele Sonderwünsche" – man wolle aber der ständig wachsenden Nachfrage begegnen. Alleine im vergangenen Jahr habe es 1,4 Millionen Online-Buchungen gegeben.
Der Ausbau der Internetabdeckung innerhalb der Herbergen stehe weiter auf der Agenda. Bislang seien nur die Häuser in den Großstädten flächendeckend mit WLAN ausgestattet. „Auf die Dauer ist das so nicht durchzuhalten", sagt Bernd Dohn. „Für Schulkinder ist WLAN bald wichtiger als Nahrung." Dennoch seien Jugendherbergen keine Hotels und auch keine Hostels, sondern sollen ihren eigenen Charakter behalten.
Einen besonderen Blick richte man 2018 auf die jüngsten Besucher. In einer Kooperation mit dem WDR ist der Kinder-Fernsehstar „Shaun das Schaf" zum Umweltbotschafter auserkoren worden. Der stellvertretende DJH-Hauptgeschäftsführer Oliver Peters erklärt die Hintergründe: „Es geht es darum, spielerisch und altersgerecht Werte zu vermitteln."
So sei es naheliegend gewesen, mit „Shaun" ein bekanntes und naturverbundenes Maskottchen zu wählen. Das Schaf ziert die neue „Natur-Rallye", die sich an Kinder und Jugendliche bis 13 Jahren richtet. In einem Stickerheft werden zwölf Aufgaben genannt, die es während des Herbergsaufenthalts zu bewältigen gilt. Am Ende bekommen die Teilnehmer eine Urkunde. „Kinder können so lernen, wie viel Spaß es macht, gesund und nachhaltig zu lernen", sagt Oliver Peters. „Und die Ideen natürlich auch zu Hause weiter umsetzen."
Das Deutsche Jugendherbgerswerk feiert im kommenden Jahr seinen 100. Geburtstag. Dazu gibt es jetzt bereits eine Kooperation mit der Universität Paderborn. Das Historische Institut der Uni werde am Beispiel des DJH eine nationale Fallstudie zu Entwicklungen, Formen und Wandel von bürgerschaftlichem Einsatz der Organisation erstellen. „Unter anderem werden Interviews mit Zeitzeugen geführt und die Bürger in OWL nach ihren Erinnerungen an Aufenthalte in Jugendherbergen befragt", sagt Bernd Dohn. Die Ergebnisse werden im Anschluss im Lippischen Landesmuseum in Detmold in einer Ausstellung präsentiert.
Gute Ergebnisse in OWL
- In Ostwestfalen-Lippe hat es 2017 in den acht Jugendherbergen genau wie im Vorjahr 136.600 Übernachtungen gegeben. 2015 waren es 128.116 Übernachtungen.
- Das größte Plus gab es in Horn-Bad Meinberg in Kreis Lippe. Hier gab es 17 Prozent mehr Übernachtungen. Laut Geschäftsführer Bernd Dohn liegt dies vor allem daran, dass die Jugendherberge dort frisch renoviert wurde.
- Der Standort in Paderborn verzeichnet ein Plus von 13 Prozent. Mit 18.036 Übernachtungen der höchste Wert bislang. Die Jugendherberge im Stadtzentrum hat 2016 neue Böden, Wände und moderne Möbel bekommen.
- In Bielefeld gab es ein Plus von 7 Prozent.
- Porta Westfalica hatte 9 Prozent mehr Übernachtungen.