Paderborn. Der Berliner Möbelunternehmer und Milliardär Kurt Krieger, zu dessen Unternehmensgruppe KHG die Möbelhandelskette Höffner (6.000 Mitarbeiter) gehört, expandiert weiter. Überraschend übernimmt Höffner die Paderborner Finke-Gruppe (1.600 Mitarbeiter, davon 610 in Paderborn), wie beide Unternehmen in dürren Worten mitteilten. Schon 2011 war über eine Übernahme spekuliert worden. Damals hatte Kurt Krieger solche Pläne noch dementiert. Er sei vielmehr mit dem Besitzer Wilfried Finke befreundet, hieß es damals. Am Freitag setzte der gesundheitlich angeschlagene Paderborner Unternehmenschef Wilfried Finke (67) seine Belegschaft in einer nur achtminütigen Betriebsversammlung in Kenntnis. Nachfragen waren im Beisein von Kriegers Tochter Sonja (38) nicht erlaubt. Näheres über die Übernahme könne sie noch nicht sagen, solange die Entscheidung des Kartellamtes noch ausstehe, habe die Juniorchefin später auch in einer Betriebsratssitzung gesagt, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Mit diesem Schritt habe Finke eine Nachfolgelösung gefunden, seine Unternehmensgruppe für die Zukunft stabil aufzustellen, teilten beide Unternehmen zuvor schriftlich mit. „Für Höffner ist die Übernahme der Firma Finke (...) ein folgerichtiger Schritt, die eigene Gruppe zu stärken und die jahrelange, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Finke-Gruppe fortzusetzen", hieß es in der Mitteilung weiter. Möglichst schon im Herbst Schon im Herbst soll die Übernahme erfolgen. Der Betriebsrat rätselt nun darüber, ob Höffner die gesamte Finke-Gruppe, zu der auch der Discounter Preisrebell und die Thüringen GmbH gehören, übernehmen wird. Kurt Krieger enthielt sich auf Anfrage jeden Kommentars. Auch Finke wollte sich nicht weiter äußern. Sonja Krieger will nun die Filialen besuchen. Mit der Übernahme der Finke-Gruppe (gut 300 Millionen Euro Umsatz, ), die 2017 rund zehn Prozent Umsatz verloren haben soll und ursprünglich bereits 2015 die 500-Millionen-Marke knacken wollte, rückt die expansionshungrige Krieger-Gruppe im Ranking weiter nach vorne. Im deutschen Möbelhandel verdrängt Höffner mit dann gut 2,3 Milliarden Euro Umsatz den österreichischen Mitbewerber XXXLutz, der in Deutschland gut 2,2 Milliarden Euro Umsatz erzielt, von Platz zwei. In der Branche war damit gerechnet worden, dass XXXLutz Finke übernehmen würde. Auch Frank Stratmann, Hauptgeschäftsführer des Bielefelder Einkaufsverbands VME, reagierte nun überrascht. Erst vor Tagen war bekannt geworden, dass die Krieger-Gruppe sich zum 1. Januar der Union Einkaufs-GmbH (Ratingen) anschließt, die bekanntlich mit dem Bielefelder Einrichtungspartnerring VME fusioniert. „Damit wird das Wachstum der Krieger-Gruppe auch unser Wachstum", freute sich Stratmann. Allein durch die Höffner-Häuser kommen über 1,5 Milliarden Euro Jahresumsatz zu den insgesamt rund 6,1 Milliarden Außenumsatz der beiden Einkaufsgemeinschaften hinzu. Der Umsatz von VME Union dürfte damit 2019 auf rund 8,59 Milliarden Euro steigen, heißt es in der Branche. Heute seien nicht stationäre Händler die große Konkurrenz, sondern der Online-Riese Amazon, sagt Stratmann. Die Krieger-Gruppe, zu der auch die Möbelhauskette Kraft und der Möbeldiscounter Sconto gehören, habe 16 Jahre ohne Einkaufsverbund gearbeitet. Golüke neuer Gesamtgeschäftsführer Finke, der im Gespräch mit dieser Zeitung von einem „finalen Kampf in der Möbelbranche" gesprochen hatte, an dessen Ende eine Konzentration stehen dürfte wie im Lebensmittelhandel, wollte Krieger eigentlich nicht zur Union folgen. Zum 31. Dezember sollte die Einkaufspartnerschaft mit Krieger enden. Nun wird Finke wohl doch dem Einkaufsverbund Union angeschlossen. Finkes Sohn Alexander (36) war erst im Sommer zum Geschäftsführer der finke e-commerce GmbH berufen worden. Ob er bei Finke bleiben wird, ist unklar. Der für den Einkauf zuständige Geschäftsführer Franz-Josef Golüke sei zum Gesamtgeschäftsführer berufen worden, hieß es.