Hunderte Lämmer kommen dieses Jahr im Wolfsgebiet Senne zur Welt

Hövelhof. Das erste Blöken ist noch zart, aber unüberhörbar. Fast scheint es, als wolle das kleine Lämmchen nicht nur seiner Mutter, sondern der ganzen Heidschnuckenherde mitteilen: &bdquo;Ich bin da!" Vor gerade erst drei Minuten erblickte das kleine Heidschnuckenböckchen das Licht der Welt. Doch Wille und Instinkt sind bereits voll ausgeprägt.

Mit einem freundlichen Stupser per Nase an den Bauch des Muttertiers gibt der Nachwuchs zu verstehen, dass er bereits Hunger hat. Die Mutter bringt das nicht aus der Ruhe. Ganz sachte und sehr sorgfältig leckt die Heidschnuckendame ihr Kleines sauber und weicht dem Nachwuchs im Stall nicht von der Seite. Wer solche Bilder sieht, der braucht die Frage nach dem Sinn des Lebens nicht mehr zu stellen.

"Man freut sich auf das erste und auf das letzte Schaf" Szenen wie diese spielen sich im großen Stall der Heidschnuckenschäferei Senne in Hövelhof in diesen Tagen stündlich, mitunter sogar minütlich ab. &bdquo;300 Lämmer sind schon da", sagt Schäfermeisterin Renate Regier, die mit ihrem Kollegen Markus Laabs sowie Schäferin Paula Südhaus die Herde betreut.

&bdquo;Man freut sich auf das erste und auf das letzte Schaf", lacht Laabs in Anspielung darauf, dass das Team in Zeiten des Ablammens fast rund um die Uhr im Einsatz ist. &bdquo;Bei der Geburt selber muss man nicht eingreifen", erläutert Regier. Zunächst kommt das neugeborene Lämmchen gemeinsam mit seiner Mutter in eine kleine Box im Stall.

&bdquo;Dann bekommt das Lämmchen eine Ohrenmarke." Der Nabel wird desinfiziert. &bdquo;Wenn das Lämmchen trocken ist – so nach zwei bis drei Stunden – geht es ins Gruppenabteil mit etwa zehn Lämmern."

"Das Abschlecken, der Geruch und das Stimmchen sind wichtig" Nun wird geschaut, ob es gute Beziehungen in der Gruppe gibt. &bdquo;Das Abschlecken, der Geruch und das Stimmchen sind wichtig", so Regier. &bdquo;Wenn die Beziehung zur Mutter gut ist, bleibt das ein ganzes Leben so." Vor der Lammzeit umfasste die Herde der Heidschnuckenschäferei rund 800 Tiere, dann kommen etwa 600 dazu, erläutert Laabs.

Auch junge Ziegen sind in den Nachbarboxen in diesen Tagen zur Welt gekommen. Ihr hellbraunes Fell wird am Rücken unterbrochen von einem dunklen Streifen – ein sehr schickes Outfit!

Doch was tun die Experten der Schäferei, um die Lämmer vor Übergriffen von Wölfen zu schützen? Dazu Laabs: &bdquo;Der Schafzuchtverband ist der Meinung, dass man gegen den Wolf nicht aufrüsten kann." So sieht es auch Regier. &bdquo;Ein mulmiges Gefühl haben wir schon", sagt sie. Bislang erst ein Wolfsriss nachgewiesen Bislang ist erst ein Wolfsriss im Bestand der Heidschnuckenschäferei Senne durch einen DNA-Test zweifelsfrei nachgewiesen. Insofern betreffe das Problem den Betrieb nicht wirklich akut, betonen die beiden Schäfermeister. Natürlich gibt es dennoch Schutzmaßnahmen, wenn die Schafe auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes Senne weiden.

Regier: &bdquo;Wir haben ein Meter hohe Zäune." Dazu verwendet man rot-weiße, knisternde Flatterbänder. Und zur Schafherde wird stets eine Ziege mit Glöckchen um den Hals auf die Weide gelassen. Regier: &bdquo;Das soll was nützen." Esel zur Bewachung, wie manche Experten es fordern, nützen nach Erfahrung der Schäferin jedoch nicht wirklich viel. &bdquo;Der Esel verteidigt sich selber. Aber er kann nicht eine ganze Herde mit mehr als 1.000 Schnucken verteidigen."

"Wir leben nicht im Urwald" Dennoch beschäftigt die Debatte um den Wolf die Heidschnuckenschäfer natürlich auch. Thesen, dass der Bestand der Wölfe sich langfristig auch in Deutschland von selbst regeln werde, können die beiden nicht nachvollziehen. &bdquo;Wir leben ja nicht im Urwald", sagt Laabs mit Hinweis darauf, dass es sich bei Heidelandschaften wie in der Senne oder im Raum Lüneburg um Kulturlandschaften handele.

&bdquo;Ganz viele Schäfer sehen das tote Tier, das nicht nötig wäre", sagt Regier zu den kritischen Kommentaren vieler Nutztierhalter nach Wolfsrissen. So kann man verstehen, wenn Laabs und Regier einräumen, dass Schäfer und Wölfe nie wirklich echte Freunde werden können. Die rührenden Bilder der Lämmchen-Geburt von vorhin tun dazu ihr übriges.

Die Schäferei in Hövelhof Die Heidschnuckenschäferei Senne gehört zur Biologischen Station Paderborn-Senne. Ihr Sitz ist in Hövelhof, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Truppenübungsplatz Senne. Die Schäferei ist in zwei Gebäuden untergebracht, die der NRW-Stiftung für Naturschutz, Heimat-und Kulturpflege gehören. Hauptaufgabe der Heidschnuckenschäferei ist die Landschaftspflege von Trocken- und Feuchtheiden, Magerrasen und Grünland. Die Tierhaltung erfolgt artgerecht.

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