Schüsse in der Nachbarschaft ängstigen Bielefelder Nachbarn

Bielefeld-Ummeln. Die 69-jährige Uta Werner (Name geändert) traut ihren Augen kaum. Beim Spazierengehen findet sie am Freitagmorgen plötzlich auf der Bordsteinkante sechs Patronenhülsen. Nicht zum ersten Mal fielen zwischen Erpe- und Wipperstraße Schüsse. Sie informiert sofort die Polizei.

Ein Nachbar mit Militärausbildung identifiziert die Fundstücke, die jemand fein aufgereiht auf die Bordsteinkante gelegt hatte, als 9-Millimeter-Patronen für eine Schreckschusswaffe - vermutlich eine Pistole oder Revolver. "Hier wird öfter rumgeballert", sagt Uta Werner. Die Nachbarn berichten von Schiessübungen auf dem Gelände eines nahegelegenen Lagers für Baustoffe. Zwischen Sand- und Steinhügeln könnten sich die Möchtegern-Gangster gut verstecken, heißt es.

Im Spätsommer 2018 rief ein Nachbar sogar die Polizei, weil dort am Abend ein Mann mit einem schwarzen Mercedes aufgetaucht war. Wenig später hörte man zahlreiche Schüsse. "Mein Hinweis, dass der Mann noch vor Ort ist, stieß bei der Polizei auf nicht viel Interesse", sagt der Melder von damals. "Wir kommen, wenn ein Wagen frei ist." Sie kamen erst, als es bereits dunkel war. Zu spät.

Schreckschusswaffen gelten nicht als echte Schusswaffen Tatsächlich verschießen Schreckschusswaffen keine Projektile und werden daher nicht als echte Schusswaffen angesehen. Trotzdem benötigt man einen kleinen Waffenschein, um diese Waffen außerhalb des eigenen Grundstücks führen zu dürfen, betont Polizeisprecherin Hella Christoph. Auch weil ein aufgesetzter Schuss einer solchen Waffe tödliche Verletzungen verursachen kann.

Der WDR hat sich in einem TV-Beitrag der Wirkung von Schreckschusswaffen gewidmet. Bei einem Praxistest setzt ein Polizist so eine Waffe auf eine Plastillinmasse auf, die dem menschlichen Körper ähnelt. Nach dem Schuss klafft ein 6 Zentimeter großes und 5 Zentimeter tiefes Loch in dieser Masse - verursacht durch den Druck des 3.000 Grad heißen Pulverdampfs, wie der Waffenexperte erklärt.

Hier ist der Beitrag zu sehen :

Uta Werner hat Angst: "Ich habe Katzen, die hier herumstreunen. Es wäre schrecklich, wenn die meine Tiere abschießen." Der waffenkundige Nachbar vermutet sogar, dass Schreckschusswaffen mit Fachwissen scharf gemacht wurden. Er wolle nicht ausschließen, dass "die hier sogar wildern". Direkt hinter dem Gelände gehe es in die Lutterauen, wo Hasen und Rehe leben.

Dessen ungeachtet, ist schon allein das Schießen mit einer Schreckschusswaffe in der Öffentlichkeit strafbar. Wie Polizeisprecherin Christoph mitteilt, erlaube der "kleine Waffenschein das Abfeuern nur daheim oder in gesicherten Schießständen. Das Abfeuern in der Öffentlichkeit sei nur in Notwehrfällen erlaubt.

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