Bielefeld. Eine Unternehmensgründung kann ganz einfach sein. Jedenfalls in der Rückschau. Als Student wollte Igor Simonow einfach günstig verreisen. Besonders gute Angebote von Flug- und Reisegesellschaften, die er im Internet fand, stellte er in einem Blog zusammen. Ein paar Jahre später entstanden daraus die "Urlaubspiraten", ein Portal, das sich vor allem an Nutzer mit schmalem Geldbeutel wendet.
Am Samstag erzählt Simonow seine Gründergeschichte auf dem "Starters Summit", einem Ideencamp von Masterstudenten der Fachhochschule des Mittelstands erzählen. "Es wird schwierig, die letzten sieben Jahre in eine halbe Stunde zu bekommen", lacht er. Simonow ist Ostwestfale. Er stammt aus Bad Oeynhausen, hat in Bielefeld kurz an der Universität, dann an der Fachhochschule Betriebswirtschaftslehre studiert.
Nach dem Studium arbeitslos
Sein Professor an der FH Bielefeld habe sich sehr um ihn und andere Gründer bemüht. An der Fachhochschule bekam er ein Büro und auch bei der Agentur für Arbeit vermittelte er die richtigen Ansprechpartner. "Ich war ja nach dem Studium de facto arbeitslos", erklärt Simonow. Fabian Spielberger, Gründer der Schnäppchen-Plattform Mydealz wurde auf Simonows Blog aufmerksam. Um den Blog weiter aufzubauen, zog Simonow 2012 in den Berliner Stadtteil Wedding. Das sei nicht der „sexieste" Stadtteil, sagt er. „Der Wedding ist wie Kreuzberg oder Neukölln, bloß ohne die hippen Bars."
Schlafen im Abstellraum
Mit Spielberger und anderen Gründern teilte er sich eine Vierzimmer-Altbauwohnung. In jedem Raum ein paar Gründer. Tag und Nacht arbeitete Simonow an seinem Blog. Zum Schlafen zog er sich in den Abstellraum zurück. „Effizienter geht es kaum", scherzt Simonow. Als einer seiner Blogbeiträge das erste Mal auf der Rabattplattform Mydealz gespostet wurde, kam der Wendepunkt. Aus den anfänglich drei bis vier Besuchern pro Tag wurden erstmals einige Tausend. Für Simonow war klar, dass seine Reiseschnäppchen bei den Leuten ankommen.
Bevor es Werbeanzeigen auf Facebook gab - „damals, als Facebook noch cool war", wie Simonow sagt – posteten sie die Reiseschnäppchen im sozialen Netzwerk. Atmosphärische Bilder von Traumregionen, dazu unschlagbare Preise. "Wir haben schnell verstanden, wie man Leute zur Interaktion bewegt", sagt Simonow. Vor allem junge Leute mit schmalem Geldbeutel, die zeitlich flexibel verreisen können, sind die Zielgruppe. Schnell werden 100.000 Facebooknutzer zu Fans der Urlaubspiraten. Heute sind es hundert Mal so viele. Den Urlaubspiraten ist es gelungen, den hart umkämpften Markt der Reiseanbieter zu entern. Vor allem in der wichtigen Zielgruppe der Millenials, einem der Wachstumstreiber der Branche, sind die Urlaubspiraten erfolgreich.
Meine Arbeit als Gründer ist getan
Nachdem er dreißig Mitarbeiter eingestellt hatte, holte Simonow einen COO an seine Seite. Zu früh fühlte er sich in den alltäglichen Pflichten eines Geschäftsführers gefangen. Mittlerweile hat er sich aus der Geschäftsführung zurückgezogen und hält nur noch Anteile am Unternehmen. „Meine Arbeit als Gründer ist getan", sagt Simonow. Er sehe sich noch nicht als Manager eines großen Unternehmens, sondern wolle lieber neue Geschäftsideen entwickeln und junge Gründer unterstützen. Er befinde sich in einer „Luxussituation", in der er Zeit hat, an neuen Ideen zu arbeiten und junge Startups zu unterstützen.
Besuch bei der Oma in Bad Oeynhausen
Und das vielleicht sogar in Bielefeld. Viele Freunde und die Familie leben in Ostwestfalen. Sein zweijähriger Sohn wolle gern die Oma in Bad Oeynhausen öfter besuchen, sagt Simonow. In der ostwestfälischen Gründerszene hat sich in den letzten Jahren viel getan. "Bielefeld ist jetzt eine ganz andere Welt."