Video: Rietberger Landwirt filmt Wolf neben einer Pferdekoppel

Rietberg. Die jüngst bestätigte Sichtung eines durchziehenden Wolfes in Rietberg-Druffel Ende April hat für Aufsehen gesorgt.

Kein Grund, Angst zu haben, sagt der zuständige Bezirksförster vom Regionalforstamt Ostwestfalen-Lippe, Dieter Wortmeier. Denn Wölfe gelten als scheue Tiere, die große Angst vor Menschen hätten und bei Kontakt flüchten. &bdquo;Niemand muss befürchten, bei einem Spaziergang im Wald angegriffen zu werden."

Wortmann, der als Wolfsberater für den Kreis Gütersloh zuständig ist, begründet seine Aussage damit, dass es in den vergangenen 70 Jahren in ganz Europa keinen derartigen Fall gegeben habe, obwohl die Tiere in Ländern wie Polen oder Frankreich weit verbreitet seien – anders als in Deutschland, wo der Wolf als ausgestorben galt.

Erst seit Ende der 1990er Jahre breite er sich von Osten kommend auch in Deutschland aus. Laut Wortmeier gibt es mittlerweile 73 Rudel, von denen allerdings keines in NRW heimisch ist. Ausnahmen sind die beiden Wölfinnen in der Senne und bei Schermbeck.

Auf keinen Fall versuchen, das Tier zu streicheln Wer einen Wolf sieht, sollte sein Handy zücken, schnell ein Foto oder einen Film machen und sich freuen, so Wortmeier. Im Zweifelsfall könne man durch Klatschen oder Winken das unter Artenschutz stehende Tier verscheuchen, sollte aber keinesfalls hinter ihm herlaufen oder versuchen, es zu füttern oder zu streicheln. &bdquo;Sie könnten in Panik geraten und auf der Flucht sterben." So wie die beiden bei zwei Verkehrsunfällen getöteten Tiere Anfang April bei Porta Westfalica.

Landwirt Bernhard Wietbüscher aus Rietberg-Druffel, der am 24. April gegen 20 Uhr gemeinsam mit seinem Sohn Moritz (14) den Wolf über die etwa 150 Meter entfernte Pferdekoppel seines Nachbarn laufen sah und filmte, hatte ebenfalls den Eindruck, dass das Tier, als es die Menschen sah, sehr beunruhigt wirkte. Kurz darauf war es verschwunden. Dennoch: &bdquo;Als Nutztierhalter mit zwei Betrieben macht man sich natürlich Gedanken, welche Schutzmaßnahmen man ergreift", so Wietbüscher. Da es sich um einen einzelnen durchziehenden Wolf gehandelt haben soll, sei er nicht sicher, ob ein größerer Aufwand überhaupt sinnvoll sei.

Kreislandwirt ist alarmiert Kreislandwirt Heiner Kollmeyer hingegen ist alarmiert. &bdquo;Ich appelliere an alle Landwirte mit Tieren, entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen, auch wenn das nicht ganz einfach und billig ist." Kollmeyer findet es gut, dass das Land in den sogenannten Pufferzonen, zu denen Gütersloh, Verl und Rietberg gehören, beispielsweise Elektrozäune zu hundert Prozent aus Landesmitteln finanziert, wundert sich aber, dass kein Geld für den Arbeitsaufwand bereitgestellt werde. &bdquo;Wir reden hier von Hunderten Metern dichtem Drahtzaun, um Weiden oder Gehöfte zu schützen, das ist finanziell und logistisch kaum leistbar."

Daher unterstützt Kollmeyer die jüngst veröffentlichte &bdquo;Gemeinsame Position der Weidetierhalter in NRW zum Umgang mit dem Wolf". Darin wird unter anderem die &bdquo;schnelle Entnahme (Tötung) von Wölfen gefordert, die Schutzmaßnahmen überwinden und Weidetiere angreifen" sowie eine &bdquo;zeitnahe und vollständige Entschädigung bei Wolfsrissen". Außerdem müsse über &bdquo;wolfsfreie Gebiete und die Regulierung des Bestandes" offen diskutiert werden. &bdquo;Wenn wir nicht handeln, haben wir demnächst Zustände wie in den deutschen Mittelgebirgen, wo Wolfsrudel mittlerweile ein ernstes Problem darstellen", so Kollmeyer.

&bdquo;Das Tier aus Rietberg ist schon weit weg" Eigentlich seien die Wölfe nachts unterwegs, sagt Bezirksförster Dieter Wortmeier, der während seiner Tätigkeit selbst noch nie einen Wolf zu Gesicht bekommen hat. Die ein- bis zweijährigen Tiere gingen jetzt auf Wanderschaft. &bdquo;Die sind wie junge Hunde – neugierig – deshalb sieht man sie jetzt manchmal tagsüber", erzählt er. Pro Nacht legen die Jungtiere 50 bis 60 Kilometer zurück. &bdquo;Das Tier aus Rietberg ist schon weit weg", so Wortmeier.

Vermutlich handelt es sich aber im Video um das gleiche Tier, das einen Abend zuvor an der Osnabrücker Landstraße in Gütersloh-Avenwedde von einem Radfahrer gesehen worden war. &bdquo;Leider gibt es davon kein Foto", sagt Nicole Stock.

Sie ist wie Wortmeier offizielle Wolfsberaterin beim LANUV und Wolfsbotschafterin beim Naturschutzbund Deutschland (NABU). &bdquo;Ich verstehe das, die meisten sind so perplex, wenn sie auf einmal einen Wolf sehen", sagt sie. Bis man sich dann auf seine Handykamera besinnt, ist das scheue Tier meist schon wieder aus dem Blickwinkel verschwunden. &bdquo;Auf keinen Fall sollte man das Tier verfolgen", betonen Stock und Wortmeier.

Eins liegt der Gütersloherin jedoch besonders am Herzen: der Herdenschutz. &bdquo;Wenn ich in Avenwedde die jungen Lämmer auf der Weide sehe und es gibt noch nicht mal einen Elektrozaun – das geht nicht", so Bock. Sie informiert Landwirte darüber, wie sie ihre Tiere vor dem Wolf schützen können. &bdquo;Es ist wichtig, dass die Jungtiere lernen, dass Schafe keine leichte Beute sind", appelliert die Wolfsexpertin an die Nutztierhalter.

Bereits vor drei Jahren zog ein Wolf durch den Kreis Gütersloh Auch das Landesamt für Natur mahnt angesichts des bestätigten Wolfsnachweises im Kreis Gütersloh: &bdquo;Im Wolfsgebiet Senne und der dazugehörenden Pufferzone wird daher dringend zur Durchführung von Herdenschutzmaßnahmen für Schafe, Ziegen und Gehegewild geraten." Diese Maßnahmen – beispielsweise ein Elektrozaun – werden auch in den Pufferzonen, zu denen Gütersloh, Verl und Rietberg gehören, zu hundert Prozent aus Landesmitteln gefördert. Informationen dazu gibt es unter www.wolf.nrw.de.

Drei Jahre ist es her, dass im Kreis Gütersloh schon mal ein Wolf für Aufregung sorgte – auch dieser wurde in Rietberg gesichtet. Das Tier stammte aus Cuxhaven – anhand von DNA-Spuren gerissener Tiere konnte sein Weg verfolgt werden. &bdquo;Er legte in 38 Tagen die Strecke von Cuxhaven bis in den Kreis Lippe – 230 Kilometer Luftlinie – zurück", erzählt Stock. Im Kreis Paderborn lief das Tier vor ein Auto – es wurde jedoch dabei nur leicht verletzt.

Landwirte sollten sich schnell melden Es konnte anhand der Haare an dem Fahrzeug identifiziert werden. Vier Tage später filmte frühmorgens ein Jäger in Rietberg-Mastholte das Tier, wie es über eine Wiese lief. &bdquo;Der Wolf sah gesund aus, fühlte sich jedoch erkennbar unwohl in der Situation und versuchte wegzulaufen", heißt es in einem Bericht des NABU. Ein paar Tage später riss er im Nachbarkreis Warendorf ein Schaf in Oelde-Sünninghausen.

&bdquo;Sollte es zu einem Riss kommen, sollten sich die Landwirte möglichst schnell bei uns melden", betont Wortmeier. DNA-Proben für einen Wolfsnachweis könnten nämlich nur binnen 24 Stunden genommen werden.

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