Bielefelds Mufflons: Wer gibt uns das Recht zum Ausrotten?

Bielefeld. Geht es beim Streit im Teutoburger Wald noch um Mufflons? Nein. Das muss jedem klar sein, der das Thema verfolgt. Es geht alleine ums Recht-Bekommen.

Dieses Recht haben nun die Klasing’schen Familienstiftungen auf ihrer Seite. Und doch lässt sich die Frage nach dem Recht auch anders stellen – und beantworten. Mufflons lebten vor der letzten Eiszeit in Mitteleuropa, danach nicht mehr – und dann wieder seit gut 100 Jahren in Ostdeutschland und seit fast 60 Jahren im Westen, so in Bielefeld. Damals ausgesetzt – doch die Tiere kommen bestens klar, haben weder genetische Probleme noch Krankheiten, sie sind stabil und vermehren sich.

Sie gelten als Neozoen, also gebietsfremde, aber etablierte Arten. Waschbär, Damhirsch, Nutria – auch sie sind Neozoen. Regenbogenforelle, Bachsaibling, Graskarpfen, Jagdfasan und Kanadagans auch. Alle hier heimisch, nicht jede ist beliebt.

Regulieren – ja, klar Und nun die Frage nach dem Recht: Wer gibt uns das Recht, eine Art in einem Gebiet auszurotten?

Regulieren – ja, klar. Denn es fehlen viele Feinde, bei größeren Säugetieren wie den Mufflons sind es Bär, Luchs, Wolf, Steinadler. Sie werden von Jägern ersetzt. Der Mensch reguliert Bestände. Rehe, Rotwild, Wildschweine – da greift er ein. Auch beim Muffelwild; seit Jahrzehnten. Aber ausrotten? Haben wir dieses Recht?

Völlig am Thema vorbei führen da Hinweise aus der Stiftung wie &bdquo;umsiedeln". Wieso umsiedeln? Die Tiere gehören in Bielefeld in den Wald. Hier ist ihre Heimat. Umsiedeln klingt hübsch, ist aber ethisch problematisch. Die Tiere sind hier geboren. Und wohin denn bitteschön umsiedeln? Ebenfalls wichtig: Sie sind nicht in einer Aktion als ganze Herde zu betäuben – nein, jedes einzelne Tier muss aus kurzer Distanz getroffen werden. Experten sagen, mehr als ein, zwei Tiere erwischt man nicht. Die anderen Mufflons aber lernen schnell – und so dauert die Aktion Monate. So lange wäre die kleine Herde dauerhaft erschüttert, gestresst – und getrennt.

Tierpark wäre Tierquälerei Und was sollen die Tiere in einem Tierpark? Sie leben wild, sie sind alles gewohnt, aber nicht Zäune und ein Leben auf wenigen tausend Quadratmetern. Das wäre schlicht und einfach Tierquälerei; genauso wie das Umsiedeln. Nein, die Mufflons gehören in den Wald am Fernsehturm.

Schäden von Hasen, Rehen, Wildschweinen, Rotwild werden auch nicht als Argument für ein Ausrotten genutzt. Die 5.000 Euro sind so überschaubar für die Klasing’schen Familienstiftungen, dass die Stadt und die fast 60.000 Menschen der Petition Recht haben. Niemand sollte sich von all den Nebelkerzen – vom Umsiedeln bis zum Tierpark – den Blick verklären lassen.

Wir alle reden so viel von Natur und Ökologie. Nur, wenn es ein wenig kostet, zählt das Gerede nichts mehr. Dann setzt die Krone der Schöpfung auf gewaltsame Lösungen.

Warum keine Jagdpachten? Warum eigentlich vergibt die Stiftung offenbar nicht nicht eine oder mehrere Jagdpachten auf den Flächen? Experten sagen, dass so schnell 5.000 Euro pro Jahr wieder eingenommen werden könnten. Mufflons werden ja jedes Jahr geschossen, um die Herde bei zwölf Tieren einzupendeln.

Tja, und vielleicht hilft ja sogar die Natur selbst bald den Familienstiftungen. Da Mufflons im Fluchtverhalten nicht auf den Wolf eingestellt sind, ist er ihnen ein übermächtiger Gegner. Und tötet schnell mal eine ganze Herde – zu erleben zuletzt bei Lüneburg. Das aber ist dann Natur.

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